Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 76
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ОглавлениеAuch die anderen erwachten.
Kanot benötigte Minuten, um sein Inneres zu ordnen. Ein Rest von Panik blieb jedoch. Immer wieder ließ er seine Blicke kreisen.
„Hat es dich wirklich dermaßen erschreckt?“, erkundigte sich der Kommandant unnötigerweise, weil es sowieso jeder mitbekommen hatte.
Forsan stieß Kanot von der Seite an.
„He, Kumpel, komm wieder runter!“
„Wie sollte ich?“, ächzte dieser. „Jetzt spüre ich es zwar nicht mehr, aber es ist mit Sicherheit immer noch da!“
„Was ist da?“, fragte der Kommandant lauernd.
Phillis verließ die Kontrollen und kam herüber.
„Du bist jetzt gemeinsam mit mir schon über drei Wochen hier an Bord, Kanot. Warst du dabei jemals in Gefahr, einmal abgesehen davon, dass die komplette Energieversorgung in den Eimer ging?“
Er schaute sie überrascht an.
„Nein, aber wieso…?“
„Und jetzt, nach der ersten Séance in deinem Leben, an der du aktiv teilnahmst, ist diese Angst in dir vor etwas, was du nicht begreifen kannst? Ja, natürlich ist es nach wie vor da, weil es immer schon da war, schon bevor du überhaupt deinen Fuß an Bord gesetzt hast.“
„Das Schiff selbst?“
„Darin hast du ja immer nur den Schrotthaufen gesehen, der es ja in der Tat ist. Und ansonsten?“
Kanot Borglin wollte darüber nachdenken, aber sein Denken versagte ganz einfach.
Er aktivierte sein Extragehirn, um sein Bewusstsein zu erweitern.
Er fand einfach keinen passenden Suchbegriff. Also konnte ihm auch das Extragehirn nicht helfen.
Er schüttelte den Kopf.
„Schau dich noch einmal um!“, bat Forsan Kumir. „Was ist hier anders als auf jedem Schiff, das du jemals von innen gesehen hast?“
„Diese ekligen Algentanks für die Luftreinigung und tägliche Ernährung!“, antwortete Kanot Borglin und schüttelte sich unwillkürlich. „Eigentlich dürfte es mir nichts ausmachen, denn meine Augmentierungen erlauben mir, jegliche Art von Biomasse zu verwerten. Ich darf dabei allerdings nicht meinen menschlichen Magen benutzen, und leider habe ich das bei diesem Algenschleim getan. Seitdem ekelt es mich auch, wenn ich meinen Ersatzmagen dafür verwende. Es erzeugt Übelkeit in mir.“
„Und ansonsten?“
Seine Augen weiteten sich.
„Der Schimmelpilz!“, entfuhr es ihm.
Entsetzt schaute er umher.
Der Schimmelpilz, der permanent für dieses grüne Leuchten sorgte? Was, bei den Klabautersternen, hatte denn dieser mit dieser mächtigen Entität zu tun, die er in der Séance aufgespürt hatte?
Kommandant Xirr Prromman machte eine allumfassende Geste.
„Er ist überall, nicht wahr? Außer auf der Seite, an der sich die Instrumentierung und das Monitoring befindet. Ohne ihn könnten wir nicht springen. Ohne ihn wären wir nicht stark genug, um die Energieversorgung zu erneuern. Aber ohne uns wäre er halt nur ein grün leuchtender und übel stinkender Schimmelpils, den man möglichst schnell wieder los werden will. Deshalb gibt es ihn ja auch nur bei uns hier an Bord. Weil er überall sonst eliminiert wird. Denn niemand hat auch nur die leiseste Ahnung, dass es sich um ein zumindest halbintelligentes Wesen handelt. Gut, wir halten es für halbintelligent, weil wir in der Séance spüren, dass es nur durch uns regelrecht seine Kapazitäten erreicht. Ohne uns ist er tatsächlich nicht viel mehr als eben der grün leuchtende Schimmelpilz, den jeder eklig findet.“
Kanot Borglin lauschte unwillkürlich in sich hinein, wie um zu überprüfen, ob der Kommandant tatsächlich die Wahrheit sagte. Er spürte nicht mehr das Geringste. Außer vielleicht, dass seine Panik allmählich wieder verschwand.
Er blinzelte irritiert.
„Wie ist das möglich?“
„Weil eben nur wir seine volle Leistung wecken und erkennen können. Er schenkt uns Licht und durch seine Symbiose mit den ganz besonderen Algen sind wir an Bord vollkommen autark. Wir benötigen eigentlich noch nicht einmal einen Antrieb. In der Séance an Bord werden wir zu Treibern, die das Schiff beschleunigen können. Das tun wir allerdings nur dann, wenn uns niemand beobachten kann, weil wir damit kein Aufsehen erregen wollen.“
Der Kommandant deutete auf den Hauptbildschirm.
„Auch wenn wir schließlich die Gegenbeschleunigung beginnen, werden wir es auf technischer Basis durchführen, weil wir im gleichen Moment in der Ortung der Zielstation auftauchen.“
„Vorher denn nicht?“
„Nein, weil der grüne Schimmelpilz uns perfekt tarnt. Wir sind quasi derzeit unsichtbar, und das bleiben wir eben so lange, bis wird die Triebwerke zünden.“
Kanot Borglin erhob sich schweratmend und schleppte sich zu einem der zerschlissenen Kommandosesseln. Dabei wirkte er ganz und gar nicht wie ein schier unbesiegbarer Supersoldat.
Es war nicht das erste Mal seit dieser Reise, dass ihm diese Worte über die Lippen kamen:
„Wo bin ich hier bloß rein geraten?“