Читать книгу 11 fantastische Horror-Romane zum Fest - A. F. Morland - Страница 48
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„Ihr seid neu hier“, sagte Mister Galway, als die Tür hinter dem Hausmeister ins Schloss gefallen war. „Und dies ist der Moment, ein paar grundsätzliche Dinge klarzustellen, die das Leben in Saint Morn betreffen. Die Regeln unterscheiden sich nicht großartig von anderen High Schools, die als Internat geführt werden. Ich will euch also jetzt nichts über das Aufräumen eurer Zimmer, den Umgang mit euren Mitschülern, den Fleiß im Unterricht und all die anderen Dingen erzählen, die hier von euch erwartet werden. Das werdet ihr alles schon mit der Zeit mitbekommen.“
„Ich werde mir alle Mühe geben, keinen Ärger zu machen“, versprach Brian.
„Davon bin ich überzeugt“, erklärt Mister Galway. „Vielleicht habt ihr bisher den Eindruck, dass ihr hier seid, weil ihr anderswo nicht zurecht gekommen seid. Das gilt nicht für alle, die hier unterrichtet werden, aber für viele. Aber das ist eine falsche Sichtweise. In Wahrheit seid ihr auserwählt worden. Es gibt eine Vereinigung, die sich Ritter des Heiligen Lichts nennt und die eure Stipendien bezahlt. Das geschieht nur dann, wenn diese Vereinigung absolut davon überzeugt ist, dass das Potenzial an übersinnlichen oder sagen wir mal einfach besonderen Fähigkeiten ausreichend ist, um gefördert und ausgebildet zu werden. Bislang hattet ihr vielleicht Schwierigkeiten dadurch, dass ihr anders wart – hier in Saint Morn ist es die Voraussetzung dafür, dass ihr überhaupt hier sein dürft.“
„Darf ich fragen, woher Sie von unseren Fähigkeiten überhaupt so genau Bescheid wissen?“, fragte Rebecca. „Das klingt ja fast, als hätten diese Ritter vom Heiligen Licht uns beobachtet...“
Mister Galway nickte. „Genau so war es auch. Wir sind ständig auf der Suche nach Talenten...“
„Uh, das klingt ja nach einer Sekte oder Geheimgesellschaft oder so was“, meinte Brian. „Ehrlich gesagt gefällt mir das nicht so besonders.“
„Wir sind weder eine Sekte noch geheim“, erklärte Galway. „Die Ritter des Heilgen Lichts haben sich dem Kampf gegen die Mächte des Bösen verschrieben. Und dafür suche wir gezielt Jugendliche mit einem übersinnlichen Talent aus. Deshalb seid ihr hier – denn ihr werdet gebraucht. Die Welt ist bedroht durch Kräfte, von deren Existenz die meisten Menschen nichts ahnen und diejenigen, die es eigentlich besser wissen müssen, wollen die Bedrohung nicht zur Kenntnis nehmen...“
Brian wusste im ersten Augenblick nicht so recht, was er dazu sagen sollte. Dass es Dinge gab, die durch die herkömmliche Wissenschaft wahrscheinlich noch nicht so richtig zu erklären waren, hatte er am eigenen Leib erfahren. Daran zweifelte er nicht. Und was die Bedrohung durch die Mächte der Finsternis anging... Der Kerl spricht ja nicht zufällig von mordlustigen Werwölfen?, ging es Brian durch den Kopf.
„Ihr seid hier jedenfalls nichts Besonderes“, stellte Mister Galway fest. „Jeder der hier her kommt, hat ein übersinnliches Talent. Das mag bei den einzelnen Schülern unterschiedlich ausgeprägt sein und äußert sich auch nicht immer in denselben Fähigkeiten. Aber es ist dieselbe Kraft, die all dem zu Grunde liegt. Man kann sie Magie nennen oder Psi-Kraft. Es gibt unterschiedliche Namen dafür. Wir werden euch hier beizubringen versuchen, wie man diese Kräfte kontrolliert, wie man sie verantwortlich einsetzt, ohne dass man anderen schadet. Ihr werdet hier in Weißer Magie ausgebildet, damit ihr den übersinnlichen Bedrohungen, die unsere Welt bedrohen begegnen könnt. Alles weitere werdet ihr mit der Zeit schon mitbekommen... Gibt es von eurer Seite irgendwelche Fragen?“
„Das klingt ja fast, als würde da im Verborgenen eine Art Krieg gegen irgendwelche finsteren Mächte ablaufen...“
„Es sind nicht irgendwelche Mächte“, widersprach Galway. „Es ist immer wieder dieselbe Macht: Das Böse.“
„Existiert so etwas überhaupt?“
„Ja, es existiert“, sagte Rebecca McKee mit großer Bestimmtheit. „Es ist sehr stark und kann von jedem Besitz ergreifen.“
„Das klingt nach Erfahrung“, meinte Brian.
„Ich kann es spüren“ behauptete Rebecca.
„Wie bitte?“
„Ich kann die Anwesenheit des Böen spüren, Brian. Das hängt mit meinem Talent zusammen.“
„Wenn das so ist, fällt es dir vermutlich etwas leichter, zu akzeptieren, was ich euch gesagt habe“ mischte sich Mister Galway ein. „Aber die Fähigkeit, das Böse sehen oder spüren zu können, ist durchaus nichts Außergewöhnliches!“
Brian schien da etwas skeptischer zu sein. „Hat das, was Sie da gerade gesagt haben, auch etwas mit den Wölfen zu tun, die...“
„Mister Smith hat mir von eurem Erlebnis am Telefon erzählt“, unterbrach ihn der Schulleiter. „Und genau darüber möchte ich jetzt als nächstes sprechen. Ich möchte alles darüber wissen.“
Brian zuckte mit den Achseln. „So viel weiß ich gar nicht darüber...“
„Du weißt mehr als du glaubst“, sagte er.
„Ich hatte eine Vision von einem Mann, der sich auf einer Waldlichtung in einen Wolf verwandelt hat. Es war Vollmond. Und dann haben wir den Van auf der Straße stehen sehen und es war klar, dass da irgend etwas geschehen sein musste.“
Brian berichtete, was sich zugetragen hatte und Mister Galway hörte interessiert zu. Sein Gesicht veränderte sich. Die Falten auf seiner Stirn wurden immer tiefer und schließlich nickte er wissend. „Es hat hier schon sehr lange keine Wölfe gegeben“, sagte er. „Und natürlich auch keine Werwölfe... Dass sie wieder aufgetaucht sind, ist kein gutes Zeichen!“
„Und was gedenken Sie gegen diese Kreaturen zu unternehmen?“, fragte Brian.
„Jedenfalls werde ich nicht die Hände in den Schoß legen und tatenlos zusehen, wie sie weitere Menschen ermorden. Vergesst alles, was ihr über Werwölfe gehört habe mögt. Silberkugeln und Vollmond, das ist nur eine Erfindung von Hollywood. Aber sie töten Menschen – und wenn sie jemanden nicht töten, dann nur deshalb, um ihn zu einem der ihren zu machen... Ich werde eure Hilfe brauchen. Vor allem deine, Brian, denn du hast sie in deiner Vision gesehen...“
Eigentlich hatte Mister Galway wohl noch etwas sagen wollen. Er öffnete halb den Mund, aber kein einziges Wort kam über seine Lippen. Stattdessen verzog er das Gesicht, so als würde er einen starken Schmerz verspüren. Er presste sich dabei die Hände auf die Ohren! „Ah, muss das denn sein!“, rief er, kam hinter seinem Schreibtisch hervor und lief geradewegs auf die Tür zu. Er riss sie förmlich auf. „So ein Krach ist doch nicht auszuhalten!“, rief er, während er auf den Flur hinauslief.
„Ein Geist!“, schrie jemand. „Was hat der hier zu suchen?“
Brian überlegte, ebenfalls hinauszueilen, denn er war ziemlich neugierig, was da draußen auf dem Flur wohl für ein Theater war.
Rebeccas Blick fiel auf die Stelle an Brians Hand, wo er sich verletzt hatte. Ehe er sich versah hatte, hatte sie seine Hand genommen. Ein eigenartiges Kribbeln durchlief ihn. Er war verblüfft.
„Was...?“
„Ist gleich vorbei!“, sagte sie.
Brian blickte auf seine Hand. Die blutigen Striemen bildeten sich vor seinen Augen zurück.
„Gehört zu meinem Talent“, erklärte sie lapidar.
„Ganz schön praktisch!“
„Kann manchmal den Arzt ersparen!“
„Ich sag's ja! Ganz schön cool, solche Heilkräfte!“
„Funktioniert leider nicht bei jedem.“ Rebecca zuckte mit den Schultern. „Und bei mir selbst leider überhaupt nicht!“
„Wieso das denn nicht?“
„Ist einfach so. Ich habe es oft genug ausprobiert, aber es geht nur bei anderen.“