Читать книгу 11 fantastische Horror-Romane zum Fest - A. F. Morland - Страница 50
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Im Klassenraum mussten sich die Neuen auf die freien Plätze setzen. „Eure Mitschüler werdet ihr sicher im Laufe der Zeit näher kennen lernen, aber das braucht nicht hier im Unterricht zu geschehen“, erklärte Mrs. Monroe. „Wie ich ja schon mal gesagt habe, ist die Zeit, in denen ich euch die Grundlage der Geschichte der Weißen Magie nahebringen kann, einfach zu wertvoll, um sie mit irgend etwas anderem zu verbringen als mit dem was vom Stoffplan her vorgesehen ist, Und dieser Plan ist - wie soll ich mich da angemessen ausdrücken, ohne hochnäsig zu wirken? - durchaus anspruchsvoll, wenn ihr versteht, was ich damit meine.“
Ein Seufzen ging durch die Klasse.
Offenbar konnten sich alle Anwesenden außer vielleicht Rebecca und Brian sehr gut vorstellen, was Mrs. Monroe damit meinte.
Der Zufall wollte es, dass Brian neben einem Jungen mit dicker Brille saß, der auch während Mrs. Monroes ermahnender Worte sich nicht davon abhalten ließ, in einem dicken Buch zu lesen. Brian warf einen Blick auf die Seiten, die mit eigenartigen Zeichen nur so gespickt waren. Magischen Zeichen, so schien es.
Wahrscheinlich ein ätzender Streber!, dachte Brian.
Er war sich noch nicht einmal sicher, ob er den Kerl eigentlich draußen auf dem Flur gesehen hatte, als sich Rick Sabano so heftig über den Spuk eines Geistes aufgeregt hatte, der angeblich die Seele von Oliver Grant war, der hier vor über dreihundert Jahren gelebt hatte.
„Wie heißt du?“, flüsterte Brian.
Der Brillenträger gab ihm erst keine Antwort, schien Brian auch gar nicht weiter zu bemerken, sondern stattdessen vollkommen in seine Lektüre vertieft zu sein. Dabei murmelte er ein paar Worte, die ziemlich seltsam klangen. Wie Zauberformeln oder etwas Vergleichbares. Vielleicht aber auch nur einfach irgendein ganz banaler Satz in einer fremden Sprache, die Brian nicht kannte. Naja, Spanisch ist das jedenfalls nicht!, ging es ihm nachdenklich durch den Kopf.
Er stieß seinen Nachbarn an und wiederholte seine Frage.
Jetzt endlich schien der Kerl mit der dicken Brille ihn überhaupt erst zur Kenntnis zu nehmen.
Ein Ruck ging durch seinen Körper, fast so als hätte man ihn bei irgend etwas Verbotenem erwischt. „Alec Murphy heiße ich - was willst du denn?“, flüsterte er.
Mrs. Monroe hatte inzwischen Brian und den Jungen mit der dicken Brille als Quelle von aufkommender Unruhe ausgemacht. „Es wäre freundlich, wenn ich die ungeteilte Aufmerksamkeit aller hier im Raum hätte“, sagte er sie und dabei betonte sie das Wort aller auf eine Weise, wie Brian das auch von Lehrerinnen an anderen Schulen kannte, auf die er schon gegangen war.
Alec Murphy begann leise vor sich hinzumurmeln. Er flüsterte beinahe, schaute aber jetzt nicht in das Buch. Seine Augen veränderten sich dabei. Es blitzte plötzlich ein Licht darin auf.
Mrs. Monroe hatte sich bereits zur Tafel umgedreht. „Du solltest nicht versuchen, dein Gehör magisch abzudämpfen, damit du meine Stimme nicht mehr hörst und ich dich weniger beim Lesen störe, Alec!“, sagte Mrs. Monroe, ohne sich dabei umzudrehen.
Alec war sichtlich verdutzt. Das Leuchten in seinen Augen verschwand. Mrs. Monroe begann damit, etwas an die Tafel zu schreiben. „Um deine Frage gleich zu beantworten, Alec: Nein, ich höre nicht so gut wie Mister Galway...“
„Aber...“
„...da du es immer wieder versuchst, ist es nicht schwer, vorauszusehen, was du als Nächstes versuchst. Abgesehen davon hast du doch schon mindestens die Hälfte der Bücher in unserer Bibliothek ausgelesen – du solltest dir vielleicht noch etwas für das nächste Schuljahr übrig lassen...“
Mrs. Monroe schrieb dann an die Tafel:
Franz von Borsody, geboren in Budapest 1814, gestorben in Wien 1913.
„Dieser Mann hat ein sehr wichtiges Buch geschrieben...“
„'Zeichen der geheimen Macht'!“, murmelte Alec Murphy vor sich hin und es war wohl zu vermuten, dass er es von der ersten bis zur letzten Zeile gelesen hatte.
„Alec wird uns scher etwas darüber sagen können“, meinte Mrs. Monroe.
„Es enthält magische Kraftzeichen, mit denen man sich vor allen möglichen Kreaturen schützen kann. Aber man sollte sich nicht auf die erste Auflage verlassen, denn es enthält einige Fehler, die in der zweiten ausgemerzt wurden...“
„So, so...“ sagte Mrs. Monroe stirnrunzelnd.
Brian dachte im ersten Moment: Typisch! Lehrerinnen können es meistens schlecht leiden, wenn ein Schüler mehr weiß als sie selbst. Aber der Grund von Mrs. Monroes Stirnrunzeln hatte noch einen anderen Grund, den er erst später erfahren sollte...
„Ihr mögt vieles über so genannte Schwarze oder Weiße Magie gehört haben. Vergesst am besten das meiste davon. Weiße Magie wurde im Sinn einer gezielten Anwendung von übersinnlichen Kräften von dem österreichisch-ungarischen Geisterseher und Okkultisten Franz von Borsody erfunden, um ein Wesen zu bekämpfen, das er einen Dämon nannte. Ein gehörntes, namenloses Wesen, das immer wieder versucht in unserer Welt zu erscheinen und und die Herrschaft zu ergreifen. Dazu beeinflusst es Menschen, Tiere und Wesen, von denen viele gar nicht ahnen, dass es sie auf der Welt gibt... Häufig beginnen diejenigen, die unter dem Einfluss des Gehörnten stehen, sich zu verändern. Manchmal wechseln sie zeitweise sogar die Gestalt...“
„So wie Werwölfe?“, fragte Brian.
Mrs. Monroe nickte etwas überrascht.
„Ja, das trifft zu. Viele Legenden über Werwölfe haben wahrscheinlich diesen Hintergrund“, bestätigte sie.