Читать книгу 11 fantastische Horror-Romane zum Fest - A. F. Morland - Страница 59

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22.


Ein Geräusch ließ sie alle zusammenzucken. Jemand kam durch die Verandatür.

Rebecca und Brian wechselten einen kurzen Blick.

Das konnte eigentlich nur Meyers sein.

Ein knurrender Laut war einen Moment später zu hören - und sehr heftiges Atmen, das eher an ein Tier, als an einen Menschen erinnerte. Die Schritte hingegen schienen menschlich zu sein.

„Meyers, sind Sie das?“, fragte Clancy.

Keine Antwort.

Stattdessen war nur ein Schnüffeln zu hören.

Clancy zog seinen Dienstrevolver, aber ehe der Sheriff sich versah, drängte Brian sich an ihm vorbei. Schließlich hatte er ja erlebt, wie wenig Schusswaffen gegen einen Werwolf letztlich auszurichten vermochten. Brian hingegen glaubte zu wissen, was er tun musste.

Als er das Wohnzimmer erreichte, stand Deputy Meyers dort. Er sog auf eine sehr seltsame Weise die Luft durch die Nase und fletschte die Zähne. Als er Brian sah, hörte das abrupt auf. Meyers hatte keineswegs eine Werwolf-Gestalt angenommen. Vielleicht hat er sich gerade zurückverwandelt!, ging es Brian durch den Kopf. Auf jeden Fall war seine Sheriff-Uniform ziemlich schmutzig. So als wäre er auf allen Vieren durch die Büsche gekrochen!, dachte Brian.

Die Haare waren wirr, die Augen weit aufgerissen.

„Meyers!“, rief Clancy, als im nächsten Moment auch der Sheriff und Rebecca ins Wohnzimmer zurückkehrten. „Was ist los mit Ihnen? Sie wurden schon gesucht!“

Meyers gab keine Antwort. Stattdessen bewegte er sich taumelnd einen Schritt nach vorn. Er schwitzte wie jemand, der einen Marathonlauf hinter sich hatte und rang förmlich nach Atem. Dann ließ er sich auf die Couch fallen und begann etwas zu hecheln, wie man es eigentlich eher von Hunden gewohnt war.

Clancy steckte seine Waffe ein.

Meyers trug seinen Revolver nicht. Er trug nur das leere Holster am Gürtel. „Wo ist Ihre Waffe, Meyers?“, fragte Clancy.

Meyers versuchte zu antworteten, brachte aber zunächst nichts weiter als einen Grunzlaut hervor. „Ich... weiß es ... nicht!“, sagte er schließlich schleppend. Er bewegte ruckartig den Kopf, sah zuerst Clancy an, dann Brian und schließlich Rebecca. „Was machen sie alle hier in meinem Haus?“, fragte er dann. Wieder bebten seine Nasenflügel dabei auf eine sonderbare Weise, und er sog erneut die Luft so ein, als würde er einem bestimmten Geruch nachspüren. Dann wischte er sich mit der Hand über das Gesicht, strich sich das Haar zurück. „Was soll dieser Volksauflauf hier?“ Er wandte sich Rebecca zu. „Kennen wir uns überhaupt, junge Lady? Ich kann mich nicht daran erinnern, dich überhaupt schon einmal gesehen zu haben!“

„Wir haben Sie gesucht und uns alle große Sorgen um Sie gemacht“, sagte Clancy.

„Na, dann ist ja alles in Ordnung und sie können alle wieder gehen und mich in Frieden lassen. Morgen bin ich wieder im Dienst, Sir. Das hatte ich Ihnen ja zugesagt und dabei bleibt es auch.“

„Er hat sie!“, stellte Rebecca fest. „Ich kann sie deutlich erkennen – die Aura des Bösen!“

„Was ist mit der zerfetzten Katze in der Küche?“, fragte Clancy.

Meyers schluckte. „Was soll damit sein?“ Er betastete seinen Oberkörper. „Jedenfalls sind meine Wunden nicht mehr zu sehen... Ich bin vollständig wiederhergestellt.“

„Sie brauchen Hilfe, Meyers“, sagte Clancy.

„Die Katze...“, murmelte Meyers. „Verdammt, ich... ich... Hunger!“

Sein Gesicht bekam einen irren Ausdruck.

„Meyers, lassen Sie sich helfen!“

„Durch die Verletzungen, die Ihnen die Werwölfe auf der Lichtung beigebracht haben, muss Blut oder Speichel in Ihren Blutkreislauf gelangt sein. Deswegen verwandeln Sie sich!“, mischte sich Brian ein. „Aber vielleicht ist es noch nicht zu spät, den Einfluss dieser Kräfte zurückzudrängen... Sie müssen dagegen ankämpfen, sonst...“

Aber für Brians Worte hatte Meyers jetzt kein Ohr.

Er stieß einen Schrei aus. Einen Schrei, der nichts Menschliches mehr an sich hatte. Dann sprang er auf und während er dies tat, vollzog sich eine unheimliche Verwandlung. Haare sprossen mitten in seinem Gesicht hervor, selbst dort wo es keinen Bartwuchs gab. Seine Zähne verlängerten sich innerhalb eines einzigen Moments zu wölfischen Raubtierreißern. Die Mundpartie wurde zu einem Maul und auch seine Kleidung veränderte sich. Sie schien mit der Haut darunter zunächst zu verschmelzen und bildete dann ein dichtes Fell.

Die Verwandlung war lediglich zur Hälfte abgeschlossen, als er sich auf Rebecca stürzte.

Beine und Unterkörper waren noch menschlich, aber Oberkörper, Schultern und Kopf hatten sich bereits in eine jener Wolfsbestien verwandelt, wie jene, gegen die Brian auf der Lichtung angekämpft hatte.

Clancy zog seinen Revolver und schoss mehrfach hintereinander.

Rebecca hob ihre Hände und sammelte offenbar ihre inneren Kräfte. Brian half ihr dabei. Der Halbwolf prallte gegen eine unsichtbare Wand, die in diesem Moment bläulich aufleuchtete. Dann wurde er durch die Wucht der Revolvergeschosse zurück auf die Couch geworfen.

Das Wesen schrie auf – eine Mischung aus dem Schrei eines Menschen und dem Heulen eines Wolfs.

Es rollte sich von der Couch, verwandelte sich dabei zu Ende und gleichzeitig verschwanden die Schusswunden innerhalb von Sekunden.

Knurrend kauerte der Werwolf am Boden. Jeder Muskel, jede Sehne seines Körpers war angespannt, so als wollte er jeden Moment einen zweiten Sprung wagen.

Clancy hielt den Revolver in Richtung des Monstrums.

Vier Schuss hatte er noch in der Trommel.

Aber nach dem, was Brian auf der Lichtung erlebt hatte, reichte das bei weitem nicht, um eine solche Kreatur überhaupt zu stoppen – selbst wenn es nur für den Moment war.

Die Bestie fletschte die Zähne.

Die Augen waren blutunterlaufen. Ein tiefes Knurren drang aus der Kehle des Wolfs. Brian konzentrierte derweil seine Kräfte, um beim nächsten Angriff besser vorbereitet zu sein. Und Rebecca tat dasselbe.

Gleichzeitig versuchte er die Gedanken zu unterdrücken, die ihm in diesem Augenblick durch den Kopf rasten.

Warum hatte die Bestie Rebecca zuerst angegriffen und nicht ihn, wo er es doch gewesen war, der ihr zunächst entgegen trat.

Spürt ein Werwolf, wenn er einem anderen begegnet? Womöglich auch einem, dessen Verwandlungsprozess gerade erst begonnen hat? Ist das der Grund? Ein eisiger Schauder überkam Brian. Vielleicht war es da beste, Rebecca bei Gelegenheit mal zu fragen, ob sie vielleicht schon in der Lage war, an ihm die Aura des Bösen zu spüren, die sich für den Fall, dass sein schrecklicher Verdacht zutraf, früher oder später ja für sie wahrnehmbar sein musste.

Brian versuchte, diese Gedanken für den Moment beiseite zu schieben. Jetzt ging es erstmal darum, sich auf den Moment zu konzentrieren und einem weiteren Angriff des Werwolfs zu begegnen.

Wenn es nur ein Mittel gegen die Verwandlung gäbe!, ging es Brian durch den Kopf. Ein Mittel, das die Verwandlung stoppt!

Damit wäre Meyers geholfen gewesen – aber vielleicht auch genauso sehr Brian.

Die Bestie senkte den Kopf, knurrte noch einmal, dann, drehte sie sich blitzschnell herum. Mit einem gewaltigen Sprung, der keinem normalen Wolf möglich gewesen wäre, flog er durch die Luft, durchschlug eine Fensterscheibe und landete draußen auf der Veranda. Mit einem weiteren Sprung hatte er dann die Veranda verlassen und schnellte davon in Richtung Waldrand.

„Ihm nach!“, rief Brian.

11 fantastische Horror-Romane zum Fest

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