Читать книгу 11 fantastische Horror-Romane zum Fest - A. F. Morland - Страница 52

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15.


Ricks Vorhersage, was eine Ansprache von Mister Galway betraf, traf schon ein, kurz nachdem Brian und Rick den Speisesaal von Saint Morn erreicht hatten.

Brian entdeckte Rebecca und Nora und wollte sich zu ihnen setzen, aber Rick hielt ihn zurück.

„Ich würde mich von Nora fernhalten“, meinte er.

„Wieso das denn?“, wunderte sich Brian.

„Weil sie manchmal Gedanken liest.“

„Oh...“

„Es sei denn, du schaffst es irgendwie, dich dagegen abzuschirmen. Keine Ahnung, wie ausgeprägt deine Begabung ist, aber eigentlich müsstest du das hinbekommen.“

Sie setzten sich dann trotzdem zu Rebecca und Nora, denn Mister Galway drängte darauf anzufangen, sodass innerhalb weniger Augenblicke auch gar nicht mehr viele Plätze frei waren.

Brian bemerkte am Nachtbartisch auch Alec Murphy, der unter dem Tisch in einem Buch blätterte und wie üblich ziemlich in sich versunken wirkte.

„Mal wieder typisch!“, meinte Rick. „Aber auch wenn er etwas verschroben wirkt, er ist ein netter Kerl. Und er kennt wirklich einen guten Zauberspruch gegen Kopfschmerzen. Wenn du also mal mit einem schweren Kopf aufwachst, ist er die richtige Adresse...“

Sie setzten sich.

Mister Galway räusperte sich.

Brian bemerkte, dass er Ohrenstöpsel trug.

„Wir haben höchstwahrscheinlich Werwölfe in der Gegend“, erklärte er. „Ein Mann wurde von ihnen getötet und ich fürchte, es wird noch weitere Opfer geben. Diejenigen unter euch, die schon länger hier sind, haben vielleicht schon im Unterricht von den Werwolf-Plagen gehört, die es immer wieder in dieser Gegend gegeben hat. Ich habe alle Lehrer angewiesen, dieses Thema im Unterricht vorrangig zu behandeln. Glücklicherweise lassen sich Werwölfe mit Hilfe eurer Talente häufig erkennen und manchmal sogar abwehren. Ich kann euch nur den Rat geben, nicht nur die Augen auf zu machen, sondern auch diejenigen Sinne zu nutzen, derentwegen ihr hier in Saint Morn seid... Gibt es noch irgendwelche drängenden Fragen?“

„Ja, ich hätte eine Frage“, meldete sich Brian.

„Bitte“, sagte Mister Galway.

„Was ist, wenn jemand von einem Werwolf verletzt wird? Ist es möglich, dass er sich dann selbst in eine solche Bestie verwandelt?“

Mister Galway nickte langsam.

„Ja, das ist durchaus möglich. Es liegt allerdings an jedem selbst, das zu verhindern.“

„Wie soll man diese Verwandlung verhindern?“, hakte Brian sofort nach.

„Durch Willenskraft. Anders geht es nicht. Nur jemand, der innerlich zu schwach ist, sich gegen die Verwandlung zu wehren, wird am Ende tatsächlich auch zum Werwolf, wobei das durchaus nicht immer geschieht. Es gibt so viele verschiedene Stämme von Werwölfen, dass es fast keine allgemeingültigen Regeln gibt.“ Mister Galway ließ den Blick durch den Raum schweifen. „Sollte jemand von sich glauben, dass er persönlich von dem Problem betroffen ist, dann soll er sich bitte sofort bei mir melden... Und ansonsten werdet ihr im Unterricht lernen, wie ihr eure Kräfte gegen einen Werwolf-Angriff einsetzen könnt. Allerdings gibt es da wohl auch keine allgemeingültigen Regeln. Schließlich ist bei jedem von euch die Begabung sehr unterschiedlich – sowohl in der Stärke, als auch in der Ausprägung. Letztlich wird also jeder selbst herausfinden müssen, was mit seinen speziellen Fähigkeiten funktioniert und was nicht...“

Brian ertappte sich dabei, wie er sich an der Hand und am Unterarm rieb, weil ihn dort plötzlich etwas juckte. Seit Rebecca ihre Heilfähigkeiten eingesetzt hatte, war von den Schrammen nichts mehr zu sehen, die er sich während des Aufenthalts im Wald geholt hatte.

Allerdings begann er sich jetzt zu fragen, ob er sich diese Schrammen tatsächlich durch Äste und Gestrüpp geholt hatte, oder nicht vielmehr doch beim Kampf mit dem Werwolf. Kann ja sein, dass ich es im Eifer des Gefechts gar nicht gemerkt habe!, ging es ihm durch den Kopf und ein ziemlich mulmiges Gefühl machte sich daraufhin in seiner Magengegend bemerkbar.

„Sir, ich habe noch eine weitere Frage“, sagte Brian.

„Bitte! Aber nur,wenn sie in allgemeinen Interesse ist. Alles andere besprecht ihr bitte im jeweiligen Klassenverband mit euren Lehrern!“

„Es geht um Deputy Sheriff Meyers. Als Mister Smith und ich ihn auf der Lichtung fanden, wo wir den Werwölfen begegneten, da war Meyers schwer verletzt worden und...“

„Und du glaubst, dass er sich in einen Werwolf verwandeln könnte?“, schloss Mister Galway.

„Ich weiß es“, antwortete Brian. Er schluckte, als er das sagte und dabei die Aufmerksamkeit aller auf sich gerichtet fühlte. „Meine Güte, ich will mich hier nicht wichtig machen oder so, aber ich weiß es einfach, dass er sich entweder schon verwandelt hat oder dies in Kürze tun wird. Solche Dinge sehe ich nunmal und man sollte seine Kollegen warnen!“

Gemurmel erfüllte nun den Raum, bis Mister Galway schließlich wieder die Ruhe herstellte. Seltsamerweise brauchte er dazu nicht einmal zu schreien, wie Brian es von anderen Lehrern in solchen Situationen eigentlich eher gewohnt war. Ja, er sagte nicht einmal ein Wort, sondern machte einfach nur ein Handzeichen. Dazu ein Blick ließ keinen Zweifel an dem, was er wollte. „Wenn ihr die Güte hättet, erst Lärm zu machen, wenn ich meine Ohrstöpsel wieder hineingesteckt habe“, sagte er dann mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck. „Da wäre ich euch wirklich ausgesprochen dankbar. Und nun zu deiner Frage, Brian. Mister Smith hat mich darüber auch schon informiert. Auch wenn er frei von einem übersinnlichen Talent ist, hat er in den letzten Jahren hier in Saint Morn doch genug über diese Dinge mitbekommen, um zu wissen, was Werwolf-Verletzungen anrichten können. Nun ist es so, dass die Lykanthropie, also der Drang sich in einen Wolf zu verwandeln, nicht bei jeder Verletzung übertragen wird, sondern nur dann, wenn Blut oder Speichel so übertragen werden, das sie in die Blutbahn des Opfers gelangen. Das ist längst nicht immer der Fall. Allerdings... habe ich dem Sheriff Bescheid gegeben und ihn gewarnt. Und einige von euch, die heute bei Mister Van Ray Unterricht gehabt hätten, werden sich vielleicht darüber gewundert haben, dass die Stunde ausgefallen ist.“

Hier und da grinste jemand.

Es wurden sich ein paar Bemerkungen zugeflüstert.

Nur geflüstert, aber wenn Mister Galway im Raum war, war auch das schon zu laut.

„Das ist nicht nett, was du da gerade gesagt hast, Nora Baily und ich hoffe, dass niemand so etwas Ähnliches über dich sagt!“, erklärte Galway.

Nora Baily wurde puterrot.

„Jetzt hätte ich aber auch zu gern gewusst, was du gesagt hast!“, grinste Rick Sabano.

Nora verzog das Gesicht und das Zeichen auf ihrer Stirn trat jetzt – zumindest für Brians Augen – noch sehr viel deutlicher hervor, als sonst. „Ich erzähl es dir später!“, murmelte sie.

„Nein, ganz bestimmt wirst du das nicht tun!“, fuhr Mister Galway dazwischen. „Sondern du wirst es für dich behalten und hoffen, dass schon die erste Version möglichst niemand gehört hat.“ Mister Galway machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Mister Van Ray kennt sich mit Bannsprüchen und dergleichen aus, wie ihr aus seinem Unterricht wisst – und darüber hinaus ist er auch ein Experte für die Werwolf-Plagen, die es hier in der Vergangenheit schon gegeben hat. Er wollte überprüfen, ob von Meyers eine Gefahr ausgeht – aber der war schon nicht mehr auffindbar... Wir müssen also damit rechnen, dass er bereits zur anderen Seite gehört!“

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