Читать книгу Roman Koffer 10 Arztromane zum Jahresende 2021 - A. F. Morland - Страница 53
10
ОглавлениеKurz nachdem Dana das Haus verlassen hatte, ergab es sich, dass Jana Härtling mit ihrem Ältesten allein im Wohnzimmer war. Josee und Tom befanden sich bei Ottilie in der Küche und halfen ihr beim Plätzchenbacken, weil da erfahrungsgemäß immer einiges an Süßem für sie abfiel.
„Dana hat sich zu einem wahren Wirbelwind entwickelt“, sagte Jana. „Sie ist nicht mehr zu halten. Kommt heim, fegt kurz durchs Haus und ist schon wieder weg.“
„So? Ist mir noch gar nicht aufgefallen.“
„Hattest du vorhin mit deiner Zwillingsschwester Streit?“
„Nein.“
„Es kam mir so vor, als hätte ich laute Stimmen gehört“, sagte Jana Härtling beiläufig.
„Dana und ich streiten nicht, wir diskutieren höchstens mal etwas heftiger.“
„Und worüber habt ihr so heftig diskutiert?“, wollte Jana wissen.
„Ach ...“ Ben winkte ab, „es war nichts von Bedeutung. Man kann nicht immer einer Meinung sein. Das bist du nicht einmal mit Vati, obwohl ihr eine so vorbildliche Ehe führt.“
„Tun wir das?“, fragte Jana schmunzelnd.
„Finde ich schon.“
„Freut mich, dass unseren Kindern das auffällt. Vielleicht findet ihr es später, wenn ihr euren Partner fürs Leben gefunden habt, sogar nachahmenswert.“ Ben schwieg. „Dana scheint neuerdings ziemlich verliebt zu sein“, tastete sich Jana behutsam vorwärts. Ben nickte nur. Ihm behagte dieses Thema nicht. Es wäre ihm lieb gewesen, wenn seine Mutter sich mit ihm über irgendetwas anderes unterhalten hätte. Über das verrückte Wetter, das schlechte Fernsehprogramm, die mit der europäischen Union verbundenen Probleme, den sinnlosen Balkankrieg ... Jedes Thema, das mit Dana nichts zu tun hatte, war ihm recht. „An und für sich besteht zwischen Dana und mir eine sehr gute Tochter-Mutter-Beziehung“, sagte Jana Härtling. „Wir haben bisher immer sehr offen über alle Probleme gesprochen, deshalb befremdet es mich ein wenig, dass Dana auf einmal so verschlossen ist.“
„Damit bist du bei mir an der falschen Adresse, Mama“, erwiderte Ben, „da musst du dich schon an Dana wenden.“
„Das habe ich versucht, aber sie weicht mir immer wieder geschickt aus, hat keine Zeit, muss ganz dringend weg, ist schon verflixt spät dran.“
Ben hätte sich liebend gern in sein Zimmer verkrümelt, aber er wollte nicht unhöflich sein. Wenn Josee und Tom aus der Küche gekommen wären, hätte die Unterhaltung auch einen anderen Drall bekommen, doch den beiden gefiel es bei Ottilie offenbar so gut, dass sie sich nicht von ihr trennen konnten.
„Weißt du irgendetwas über Danas Freund, Ben?“, erkundigte sich Jana.
„Ich habe ihn noch nie gesehen.“
„Ist er ein anständiger Junge?“
„Warum fragst du das nicht alles Dana selber?“
„Würde ich gerne tun, aber sie gibt ja nur noch Kurzgastspiele zu Hause.“
Ben schaffte es nicht länger, sitzenzubleiben. Er stand auf und ging zum Fenster.
„Müssen Papa und ich uns Sorgen um Dana machen, Ben?“ Er schwieg. „Ben“, sagte Jana Härtling eindringlich, stand ebenfalls auf und trat hinter ihren Sohn. „Wenn du irgendetwas weißt ...“
Er drehte sich nervös um.
„Bitte, Mami, setz mich nicht unter Druck! Wenn du irgendetwas über Danas Freund wissen willst, wende dich mit deinen Fragen bitte - bitte - an sie!“