Читать книгу Handover - Alexander Nadler - Страница 15

Freitag, 25. April 1997, 21:25 Uhr

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Zwei Lokale hat Claude an diesem regenverhangenen Abend bereits hinter sich, als der Himmel plötzlich seine Schleusen öffnet und ihn so zwingt, sich vor den herabstürzenden Wassermassen ins nächstbeste zu flüchten. In Windeseile bilden sich auf dem Gehsteig kleine Pfützen, die schon wenig später ineinanderlaufen und sich zu immer größeren Wasserlachen auswachsen, die sich ihrerseits mit Glucksen in die Straßengullys ergießen. Mit bugwellengleichen Wasserfontänen pflügt der Straßenverkehr die Amüsiermeile entlang, die sich beim Einsetzen des Platzregens schlagartig geleert hat. Zwar hat es seit dem Spätnachmittag nicht aufgehört zu nieseln, was die Mitnahme und Benutzung eines Regenschirmes notwendig machte, diese sintflutartigen Niederschläge hingegen kommen so unvermittelt, dass Claude, den Regenschirm tief heruntergezogen, sich nicht einmal die Zeit nimmt, auf den Namen der Bar zu achten, in die er sich ins Trockene flüchtet. Am Eingang schüttelt er den Regenschirm aus und klappt ihn zusammen, mehr Zeit bleibt ihm nicht, denn eine Handvoll vor dem Regen Schutzsuchender schwemmt ihn mit in den proppenvollen Raum, der im Eingangsbereich nach den nassen Ausdünstungen der Regengeschädigten riecht und von Led Zeppelin-Klängen erfüllt ist, zu denen sich etliche der Anwesenden, soweit es die beengten räumlichen Verhältnisse zulassen, in den Hüften wiegen. Sein Regenschirm zieht eine Tropfspur bis zur Bartheke, an der er sich zunächst etwas zu trinken bestellt, ehe er sich daranmacht, den Laden, in den er so unversehens geraten ist, genauer unter die Lupe zu nehmen. Ohne verwertbares Resultat allerdings, so dass er beschließt, sein Glück wieder einmal bei den Barkeepern zu versuchen, die alle Hände voll mit den immer neu hereinströmenden Gästen zu tun haben. Eine Weile wartend, bis der größte, offensichtlich durch den Wolkenbruch verursachte Ansturm vorüber ist, nutzt Claude den Moment, in dem einer der drei jungen Männer hinter der Theke gerade nichts zu tun hat. Das Fragen nach seinen angeblichen Freunden, das anschließende Vorlegen der Fotos, alles verläuft wie gehabt, zumindest anfänglich. An Philipp oder eine der anderen auf den Aufnahmen zu sehenden Personen kann sich keiner der drei erinnern. Angesichts dieses dritten Fehlschlages an diesem Abend ein wenig enttäuscht, steckt Claude die Bilder wieder ein, trinkt sein Glas aus und ringt sich - getrieben von dem Drang nach einem Erfolgserlebnis - dazu durch, seine Suche andernorts fortzusetzen, mag es noch regnen oder nicht.

Das von ihm herbeigesehnte Erfolgserlebnis stellt sich indes viel rascher und unerwarteter ein als erhofft. „Entschuldigen Sie bitte, haben Sie einen Augenblick Zeit?“ Die angesichts des Geräuschpegels gut vernehmbare weibliche Stimme lässt ihn darauf schließen, dass die Fragende unmittelbar rechts hinter ihm stehen muss, was ihm der Blick über die Schulter auch sofort bestätigt.

Während reges Kommen und Gehen den Eingangsbereich belebt, man sich fast nur mit Schieben und Drängeln vorwärts bewegen kann, dreht sich Claude zu der etwa dreißig Jahre alten Frau um: „Meinen Sie mich?“

„Ja. Ich habe Sie an der Bar beobachtet, doch wollte ich Sie da nicht ansprechen.“ Ebenso wie ihr linker Arm weist ihn ihr Kopf mit einer entsprechenden Seitwärtsbewegung an, ihr auf die Seite zu folgen, raus aus dem dicksten Gedränge. „Da drüben können wir uns besser unterhalten.“

Claude folgt der Unbekannten, in deren rotblonde, schulterlange Haare einige kleine Zöpfe im Afrolook geflochten sind. In einer etwas ruhigeren Ecke kommt sie zur Sache: „Zunächst möchte ich mich Ihnen vorstellen: Mein Name ist Eva-Marie Schöne, aber alle nennen mich nur Eve. Ich habe vorhin gesehen, wie Sie Johnny ... das ist der an der Bar ..., also wie Sie Johnny ein paar Fotos gezeigt haben. Wenn mich nicht alles täuscht, kenne ich einen der Männer darauf.“

„Ah ja?“ Der sich mit einem Mal auftuende Hoffnungsschimmer nötigt Claude seine Gedanken neu zu ordnen: „Aber warum haben Sie mir dies nicht schon vorher, an der Bar gesagt?“

„Um ehrlich zu sein, ich glaube Ihnen nicht ganz, was Sie Johnny erzählt haben, das mit Ihren Freunden, meine ich. Sie schauen zwar nicht so aus, aber trotzdem: Sind Sie von der Polizei ... oder von der Presse?“

Ihre Direktheit raubt Claude für Sekunden die Sprache. „Nein ... und wenn es so wäre?“

„Was nun, ja oder nein?“

„Nein. Ist das so wichtig?“

„Im Grunde genommen nicht. Nur ... Leute die Fotos herumzeigen, fallen in dieser Gegend auf. Da denkt jeder gleich an die Bullen.“ Da er stumm bleibt, fährt sie fort: „Kann ich die Fotos noch einmal sehen?“

„Klar doch.“ Claude reicht sie ihr.

„Ihn hier meine ich.“ Sie hält ihm das Bild Philipps entgegen. „Sein Name ist Philipp, stimmt's?“

Claude ist für Sekundenbruchteile völlig konsterniert, aber irgendwie auch glücklich, jemanden getroffen zu haben, der seinen Bruder sogar namentlich kennt. „Ja, stimmt. Sie kennen ihn? Woher?“

„Ich habe ihn ein paar Mal hier im Viertel getroffen. Zwei- oder dreimal haben wir auch miteinander etwas getrunken. Er machte einen guten Eindruck auf mich. Und er ist wirklich ein Freund von Ihnen?“

Claude spielt seine Rolle weiter: „Ja. Sie haben sich also mit ihm getroffen. Wann denn zum letzten Mal?“

„Getroffen schon ... aber nicht verabredet. Wir sind uns halt gelegentlich über den Weg gelaufen, mehr nicht. Obwohl er recht gut aussieht.“ Ihr kritischer Blick auf das Foto in ihren Händen und der sinnliche Unterton in ihrer Stimme verraten ihm ihre insgeheim gehegten Gefühle für seinen ermordeten Bruder.

„Entschuldigen Sie, dass ich nochmals frage, aber wann genau haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?“

„Oh ... das muss gut drei Wochen her sein, bestimmt, eher vier. Das war im Nonplusultra. Wir haben damals eine ganze Weile miteinander gequatscht.“

„Worüber denn?“

„Über die Szene. Philipp arbeitete gerade, wie er mir erzählte, an einer Story über die Frankfurter Nachtszene, klapperte dafür Abend für Abend die diversen Bars, Discos und Nachtklubs ab. Beim letzten Mal hat er mir auch einige seiner Aufnahmen gezeigt, die er dafür geschossen hatte. Waren wirklich ganz tolle dabei, das können Sie mir glauben, schließlich verstehe ich ein bisschen was davon.“ Seine fragenden Blicke bleiben nicht unbeantwortet: „Ich arbeite quasi in derselben Branche, ich bin freiberufliche Journalistin und schreibe für lokale, aber auch überregionale Zeitungen und Zeitschriften, überwiegend über die aktuelle Szene, deren Treffs und Trends. In welcher Form auch immer. Daher bin ich auch relativ häufig hier unterwegs. Und dabei habe ich Philipp kennengelernt. Haben Sie ihn denn in letzter Zeit gesehen, so in den letzten drei Wochen?“

„Nein, äh...“

„Und wie kommen Sie dann darauf, dass Sie ihn hier finden, ausgerechnet heute?“

„Einer meiner Freunde hier“, Claude zeigt flüchtig auf eines der Fotos in seiner Hand, und zwar so, dass Eva-Marie so rasch nicht erkennen kann, auf welches, „hat mich Anfang der Woche angerufen und gesagt, dass wir uns heute hier treffen könnten.“

Aus ihrer skeptischen Miene ist unschwer herauszulesen, dass sie seinen Ausführungen nur bedingt Glauben schenkt, wie er sogleich auch ihrer Reaktion entnimmt. „Sie haben aber auch schon einmal besser gelogen.“ Ihr breites Schmunzeln signalisiert ihm, dass sie ihm seine Flunkerei nicht allzu übel nimmt. „Hören Sie, Sie müssen mir nicht die Wahrheit sagen. Vielleicht trauen Sie mir nicht, ich jedenfalls...“

„Nein, nein, das hat damit gar nichts zu tun“, unterbricht sie Claude, der spürt, dass er ihr gegenüber ehrlich, zumindest ehrlicher sein sollte, denn offensichtlich weiß sie mehr als sie ihm bisher gesagt hat und ist somit möglicherweise seine bislang heißeste Spur. „Okay, lassen Sie uns miteinander reden, aber nicht hier. Gehen wir woanders hin.“

„Einverstanden“, willigt die junge Frau ohne Umschweife ein, „wie wär's denn mit dem Gambling Hero?“

„Sie haben die Wahl“, versucht sich Claude, dem dieser Name nichts sagt, aus der Affäre zu ziehen, wird von seiner Gesprächspartnerin aber wiederum durchschaut.

„Ich glaube, Sie stammen nicht von hier.“

Claude sieht ein, dass es keinen Sinn macht, ihr weiterhin etwas vorzuspielen: „Stimmt, ich komme aus der Nähe von Mannheim und war erst einmal hier, und das liegt schon ein paar Jährchen zurück.“

„Macht nichts. Ist ja auch keine Schande“, hilft sie ihm, mit einem Schmunzeln in den Mundwinkeln, aus seiner Verlegenheit. „Los, kommen Sie, hier ist es einfach zu laut, um sich anständig unterhalten zu können.“ Hinter ihrer wohlwollenden, beinahe kumpelhaften Art verspürt Claude mehr als die bloße Lust zu einem Schwätzchen. Doch trotz ihrer allem Anschein nach ehrlich gemeinten Sympathie ihm gegenüber, gemahnt er sich zur Vorsicht, zur Bewahrung eines kühlen Kopfes.

Da es noch immer regnet, jedoch weit weniger stark als vor dem Betreten des Lokals, nimmt er sie mit unter seinen Schirm. Den überall stehenden Wasserpfützen mit zum Teil großen Sprüngen ausweichend, steuern sie unter ihrer Führung das Gambling Hero an, dessen Hauptraum mit Dutzenden von Billardtischen und Spielautomaten jeglicher Art gefüllt ist, an denen sich überwiegend männliches Publikum die Zeit vertreibt, dessen Nebenzimmer hingegen mit recht gemütlichem Kaffeehausambiente aufwartet. Sich an einen Tisch in der hinteren Ecke des mit vielen Grünpflanzen ausgestatteten Raumes setzend, ist Claude dank der guten Beleuchtung endlich imstande sein Gegenüber angemessen zu mustern, wobei ihm vor allem ihr relativ kleiner Mund auffällt, in dessen Winkeln etwas spitzbübisch Heiteres verborgen liegt, das ihn Vertrauen ihr gegenüber fassen lässt.

Nachdem er zwei Espressos bestellt hat, greift er das unterbrochene Gespräch wieder auf: „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Daniel, Daniel Trotter. Und Sie arbeiten als Journalistin? Gefällt Ihnen der Job?“

„Im Großen und Ganzen schon. Wenn man in einem Milieu wie diesem hier arbeitet, geht einem das dumme Gequatsche und die pöbelhafte Anmacherei allerdings gelegentlich ganz schön auf die Nerven. Wie Freiwild kommt man sich da manchmal vor, zumindest als ich damit anfing. Mittlerweile kennen mich die Besitzer und Geschäftsführer der einzelnen Lokale, Discos et cetera alle und geben mir notfalls auch Rückendeckung. Aber trotzdem, ich kann Ihnen sagen...“

„Kann ich mir gut vorstellen. Eine Frau, dazu noch eine so gut aussehende, allein hier im Revier.“

Sie fühlt sich durch Claudes Worte geschmeichelt, wie ihm ihr verlegenes Lächeln, das sie vergebens zu unterdrücken versucht, verrät. „Noch habe ich mich immer zur Wehr setzen können. Sonst wäre ich wahrscheinlich auch nicht mehr hier. Alles in allem sind die Jungs hier auch ganz okay, ausrasten tun meist nur diejenigen, die zu viel getrunken haben, und die Süchtigen, die auf der Suche nach dem nächsten Schuss sind. Und ab und an einmal irgendein perverses Schwein, das unter jeden Rock grapscht.“

„Ich hoffe, mein Freund hat sich nicht auch daneben benommen“, bringt Claude das Gespräch auf die ihn interessierende Thematik zurück.

„Ganz im Gegenteil, Philipp hat Manieren. Der passt so gar nicht in dieses Milieu.“

„Ja, der gute alte Philipp, stets Kavalier. Hab ihn zwar eine Weile nicht gesehen, hätte mir aber auch nicht vorstellen können, dass er sich derart geändert hätte. An was für einer Story genau hat er denn gearbeitet? Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?“

„Wie ich schon sagte, er war mit der Recherche über die Frankfurter Nachtszene beschäftigt. Als wir uns das erste Mal trafen und ich ihm mitteilte, dass ich seit Jahren die aktuelle Szene verfolge und darüber auch schreibe, hat er mich förmlich gemolken, wie eine Kuh. Tausend Fragen hat er mir gestellt, über alles Mögliche. Wem welcher Schuppen, welches Lokal, welcher Klub, welche Disco gehört, was für Leute dort jeweils verkehren, über die Hintermänner, die großen und kleinen Gauner, halt alles, was so dazugehört. Da er mir versprach, und ich vertraute ihm, mich als Koautorin anzuführen, den Artikel am Ende mit mir abzusprechen und mich auch finanziell mit daran zu beteiligen, hatte ich gegen seine Fragerei auch nichts einzuwenden. Im Gegenteil, um ehrlich zu sein... Wie ich schon sagte, ist 'n toller Typ. Ich würde ihn gerne wiedersehen, nicht nur des versprochenen Geldes wegen.“

Offensichtlich hat sich Philipps Schicksal noch nicht bis zu Eva-Marie herumgesprochen. Und wieder beglückwünscht er sich insgeheim, dass er Krüger darum gebeten hat, kein Bild seines Bruders zu veröffentlichen, die Sache überhaupt nicht allzu sehr an die große Glocke zu hängen. Dies kommt ihm jetzt zugute, macht seine Nachforschungen etwas einfacher, erregt seine Fragerei weniger Aufsehen. „Und, konnten Sie ihm weiterhelfen?“

„Ich denke schon, jedenfalls hat er sich eine Menge Notizen gemacht.“

‚Notizen’, geht es Claude durch den Kopf, ‚was für Notizen? Wo sind diese abgeblieben.’ In Philipps Wohnung war ihm nichts Derartiges aufgefallen. Um mehr aus seiner Gesprächspartnerin herauszuholen, schlüpft er in eine neue Rolle: „Wissen Sie, das Ganze ist für mich nicht uninteressant, denn Philipp und ich sind mehr oder weniger Kollegen. Als er mich das letzte Mal anrief, hat er erwähnt, dass er an einer irren Story arbeite. Damals konnte ich mir nicht so recht vorstellen, um was es dabei genau geht, er hat nämlich nur einige vage Andeutungen gemacht, doch jetzt, jetzt wird mir langsam klar, was er damit gemeint haben könnte. Und mit Ihnen scheint er ja die Expertin für das Metier gefunden zu haben“, schmeichelt er ihr, um sie für sich zu gewinnen.

„Na ja, ein bisschen kenne ich mich in der Szene schon aus“, stapelt sie tief.

„Im Grunde genommen geht es mich ja nichts an, schließlich ist es Philipps Story, aber haben Sie eine Ahnung, was er mit seiner Andeutung gemeint haben könnte: Er sei einer großen Sache auf der Spur?“

„Herr Trotter ... Daniel, nun mal ehrlich, das ganze interessiert Sie doch aus mehr als nur freundschaftlicher Beziehung heraus. Hab ich recht?“

Claude muss sich eingestehen, dass er mit seiner fiktiven Geschichte bei Eva-Marie nicht allzu weit kommen dürfte, es sinnvoller ist, ihr reinen Wein einzuschenken, zumal sie ihm durchaus loyal zu sein scheint: „Ja, Sie haben recht. Ich ... äh...“ Noch zaudert er, sie in sein Geheimnis einzuweihen.

„Sie können mir vertrauen. Verschwiegenheit ist schließlich eine der Grundvoraussetzungen seriöser journalistischer Tätigkeit. Also raus mit der Sprache!“ Der foppend kameradschaftliche Ton ihrer letzten Worte überzeugt ihn letztlich von ihrer Aufrichtigkeit, davon, dass er sich auf sie verlassen kann.

„Es muss aber unter uns bleiben!“

„Versprochen.“

„Philipp ist mein Bruder, oder um genau zu sein, er war mein Bruder.“

„Was soll das heißen: er war?“, hakt sie sofort ein, wobei erstmals ernste Züge ihre bislang so heitere Miene verfinstern.

„Er ist tot... Er wurde ermordet.“ Erfüllt von der Hoffnung, nicht zu viel verraten zu haben, sich der falschen Person anvertraut zu haben, spürt er gleichzeitig doch auch eine gewisse seelische Erleichterung infolge dieser Offenbarung.

„Was sagen Sie da?“ Eva-Maries Mund bleibt infolge des Gehörten, das ihr unfassbar scheint, einen Spalt weit offen stehen. Die zuvor so schlagfertige und kühl analysierende Frau ist völlig konsterniert, stiert fassungslos auf den Tisch, damit beschäftigt, das konfuse Gedankengewirr zu entflechten, das sich durch die so unerwartete Neuigkeit gebildet hat.

„Ist schon zwei Wochen her“, informiert Claude sie weiter. „Es stand auch in der Zeitung, allerdings ohne Bild und nicht besonders groß. Ich wollte das nicht.“

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dabei schaue ich doch praktisch täglich alle großen Tageszeitungen durch“, wundert sich die allmählich aus ihrer Betroffenheit Erwachende.

„Dazu muss ich Ihnen noch sagen, dass mein Name nicht Trotter ist, mein richtiger Name ist Claude Duchamp“, rückt er mit der Wahrheit heraus. „In den Artikeln stand immer ‚Philipp D.’ Erinnern Sie sich jetzt?“

Sie grübelt ein wenig nach: „Wissen Sie, ich muss von Berufs wegen so viele Zeitungen und Zeitschriften lesen, da muss ich mich auf das Wesentliche konzentrieren, das heißt zunächst einmal auf das, was mein Resort betrifft, für alles andere bleibt da kaum Zeit. Möglich, dass ich davon gelesen habe, erinnern kann ich mich im Moment allerdings nicht daran. Aber warum wurde Ihr Bruder ermordet? Und hat man den Mörder schon?“

Claude spürt, dass der jungen Frau etwas an seinem Bruder gelegen haben muss, ihr daher vermutlich auch an der Aufklärung des Falles liegt, er in ihr eine Verbündete gefunden haben dürfte, der er keine Information vorenthalten darf, soll sie ihm eine Hilfe sein. Daher klärt er sie über den Sachverhalt und den derzeitigen Stand der Ermittlungen und seiner Nachforschungen auf. Stumm, aber mit anteilnehmender Mimik folgt sie seinen Ausführungen.

„Äußerst merkwürdig das Ganze“, resümiert sie am Ende seiner Darlegungen. „Und Sie glauben wirklich, die Lösung hier in der Szene zu finden?“

„Ja, zumindest spricht einiges dafür, finden Sie nicht auch? Denken Sie nur an die Fotos.“

„Stimmt. Möglicherweise haben Sie recht. Doch sollte dies tatsächlich der Fall sein, so kann ich Ihnen nur raten, vorsichtig zu sein, jedweden Verdacht zu vermeiden. Gewisse Herren reagieren recht allergisch und nicht gerade zimperlich, wenn man ihnen zu nahe kommt, zu sehr in ihren Machenschaften herumstöbert.“

„Sprechen Sie aus eigener Erfahrung?“, lässt ihn ihr sorgenvoller Unterton nachhaken.

Ihr reflexartiger flüchtiger Kontrollblick ins Rund bestätigt ihm, noch ehe sie dies verbal tut, die Richtigkeit seiner Annahme. „In gewisser Weise ja.“

„Inwiefern?“ Vor eventuellen Einschüchterungsversuchen hat er zwar keine Angst, ist sich vielmehr bewusst, dass er im Laufe seiner Nachforschungen jederzeit damit rechnen muss, doch ist es für ihn wichtig zu wissen, in welcher Form diese möglicherweise erfolgen könnten, um ihnen gegebenenfalls vorbeugen, zumindest aber um sie besser parieren zu können.

„Och ... wenn ich mal zu viele Fragen gestellt oder in meinen Artikeln Eins und Eins zusammengezählt, das heißt Mutmaßungen angestellt habe, die den einen oder anderen ins Zwielicht rückten, dann ließ man mich meist umgehend wissen, dass ich derlei Spekulationen gefälligst unterlassen solle, sonst müsste ich damit rechnen, wegen Verleumdung verklagt zu werden. Und da es sich, dies gebe ich zu, zumeist nur um Schlussfolgerungen, nicht hingegen um beweiskräftige Fakten handelte, habe ich die Angelegenheiten dann auch nicht weiter in der Öffentlichkeit breitgetreten, schließlich möchte ich mich noch ein Weilchen meiner Gesundheit erfreuen.“ Ihr süffisanter Zynismus gibt unmissverständlich zu verstehen, dass sie weit mehr weiß als sie sagt, sich zu sagen getraut.

„Hat man Ihnen denn mit Gewaltanwendung gedroht?“, lässt Claude nicht locker.

Obgleich sie spürt, in Claude einen Verbündeten gefunden zu haben, hält sie sich bei der Wahl ihrer Worte weiterhin bedeckt: „Wissen Sie, es gibt verschiedene Arten der Gewaltandrohung, physische ebenso wie psychische, und darüber hinaus noch eine ganze Reihe weiterer mehr oder weniger subtiler Methoden, anderen das Leben zur Hölle zu machen.“

„Und auf welche Art und Weise hat man Sie unter Druck gesetzt?“, versucht er sie - ihre ausweichende Antwort ignorierend - aus der Reserve zu locken.

„Darüber möchte ich nicht sprechen. Bitte seien Sie mir deswegen nicht böse, zumal es Ihnen in Ihrem Fall auch nicht weiterhelfen würde“, beendet sie diesen Teil des Gespräches ziemlich brüsk.

So sehr ihn ihre beinahe barsche Reaktion irritiert, akzeptiert er sie dennoch, hat er doch offensichtlich an einer wunden Stelle gerührt, so dass jegliches weiteres diesbezügliches Insistieren seinerseits sie nur gegen ihn aufbringen kann. „Nein, nein, schon gut, in Ordnung“, schwenkt er daher leicht verunsichert und orientierungslos auf eine neue Frageschiene ein, „aber vielleicht können Sie mir dennoch bei der Aufklärung meines Falles weiterhelfen, mir ein paar Tipps oder Auskünfte geben, zum Beispiel darüber, was Sie meinem Bruder alles gesagt haben.“

Sein Blick muss ärgerlicher und enttäuschter aussehen als er dies eigentlich beabsichtigt oder verspürt, jedenfalls bemüht sie sich schleunigst, Claudes Gunst wiederzugewinnen: „Selbstverständlich möchte ich Ihnen weiterhelfen, gar keine Frage.“ Für drei, vier Sekunden geht sie mental in sich, sammelt offensichtlich ihre Gedanken, ordnet ihre Erinnerungen. „Ich kann mich zwar nicht mehr an alles erinnern, worüber ich mit Ihrem Bruder gesprochen habe, zentrales Thema war jedoch die Frage, ob - und wenn ja, welche - Verbindungen zwischen der hiesigen Unterwelt und politischen Kreisen bestehen. Bei unseren Gesprächen hat mir Philipp dann unter anderem eben jene Bilder vorgelegt, mit denen Sie, meiner Meinung nach, gegenwärtig recht leichtsinnig hausieren gehen.“

„Warum leichtsinnig?“ Ihr Tadel mischt einen Schuss Gereiztheit in seine Stimmlage.

„Überlegen Sie doch einmal. Wie Sie selbst sagten, spricht vieles dafür, dass es sich bei den abgebildeten Personen, zumindest zum Teil, um ... na sagen wir, nicht gerade immer sich ganz an den Gesetzen Orientierende handelt, denen demzufolge kaum daran gelegen sein dürfte, dass ihre unsauberen Machenschaften ans Tageslicht kommen. So, diejenigen, die den wahren Charakter dieser Personen kennen, werden sich, aus Furcht vor möglichen Repressalien, in aller Regel hüten, Ihnen weiterhelfende Auskünfte zu erteilen, und allen anderen dürften die von Ihnen Gesuchten wahrscheinlich ohnehin unbekannt sein. Die Chance, dass Sie so wirklich auf brauchbare Informationen stoßen, ist meines Erachtens nach somit äußerst gering, meinen Sie nicht auch? Eher müssen Sie, wenn Sie an den Falschen geraten, selbst noch damit rechnen, unliebsame Bekanntschaften zu machen.“

„Ich weiß, was Sie meinen“, kann er nicht umhin, ihren Überlegungen zuzustimmen, „doch fiel mir keine Alternative zu meiner bisherigen Vorgehensweise ein, und so ganz ohne Erfolg ist sie ja auch nicht geblieben, einige recht vielversprechende Hinweise habe ich immerhin schon erhalten, oder meinen Sie nicht. Und verprügelt worden bin ich auch noch nicht“, macht er sich, Eva-Maries Schwarzmalerei verdrängend, mit einem Lächeln selbst Mut.

„Nehmen Sie das nicht zu leicht“, warnt ihn diese mit eindringlicher Stimme, „bisher mögen Sie Glück gehabt haben, verschont geblieben sein, das kann sich allerdings jeden Augenblick ändern. Und wer sagt ihnen, dass Ihnen die erhaltenen Informationen wirklich weiterhelfen? Nicht, dass ich Ihnen Angst machen will, doch sollten Sie vorsichtiger vorgehen. Denken Sie an Ihren Bruder! Sollte sein Schicksal tatsächlich irgendwie mit dem hiesigen Milieu zu tun haben, so sollte Ihnen dies Warnung genug sein!“

Claude spürt, dass seine Gesprächspartnerin recht hat, ihre Worte logisch sind, dennoch sträubt sich jede Faser seines Geistes, sich aus Angstgefühlen vor körperlichen oder sonst wie gearteten Schmerzen aus der Verantwortung zu stehlen, seine Nachforschungen einzustellen. Noch mehr Vorsicht, genauere Risikoabwägung ja, Kapitulation, Rückzug hingegen nie! „Was schlagen Sie also vor?“, ist er bereit, Eva-Marie in seine weitere Planung mit einzubeziehen.

„Wenn ich ein Patentrezept parat hätte, würde ich es Ihnen gerne verraten, doch leider gibt es keines. Meiner Meinung nach sollten Sie allerdings keine Alleingänge unternehmen, setzen Sie die Polizei von ihren Informationen in Kenntnis ... für den Fall, dass Ihnen etwas zustößt. Außerdem kann ich Ihnen ja einmal zur Lektüre geben, was ich im Laufe der Jahre über die hiesige Szene zusammengetragen habe.“

„Das wäre prima“, nimmt Claude ihr Angebot freudig an, erfüllt von der Hoffnung, dadurch anschließend etwas klarer zu sehen, die Strukturen des Milieus besser zu durchschauen. „Können Sie sich noch erinnern, worüber genau mein Bruder mit Ihnen gesprochen hat, an Einzelheiten, auf die es ihm besonders ankam?“, schließt er den Gesprächsbogen.

„Wie ich Ihnen schon sagte, interessierte er sich, soweit ich dies herausfiltern konnte, vor allem für die Machtverteilung innerhalb der lokalen Unterwelt, aber auch deren Betätigung außerhalb Frankfurts sowie eventuell bestehende Verbindungen zwischen organisierter Kriminalität und Politik. Nach Letzterem hat er zwar nie konkret gefragt, zwischen den Zeilen konnte man die nicht ausgesprochenen Fragen dennoch ziemlich klar herauslesen. Auffällig war jedenfalls, dass er seine Fragen sorgsam abwog und formulierte. Ob aus Misstrauen oder purer Vorsicht, kann ich nicht sagen.“

„Schien er Ihnen verängstigt, vor irgendetwas oder irgendjemandem Angst zu haben?“

Für einige Sekunden überlegt sie, ihn sich vor das geistige Auge rufend: „Nein, eigentlich nicht.“

„Und hatten Sie das Gefühl, ihm mit Ihren Informationen weitergeholfen zu haben?“

Wieder lässt die Antwort einige Momente auf sich warten: „Schwer zu sagen. Wissen Sie, er verstand es geschickt seine Emotionen zu verbergen, sich bedeckt zu halten. Die vielen Notizen, die er sich machte, lassen mich jedoch vermuten, dass ihm zumindest ein Teil dessen, was ich ihm mitteilte, als brauchbar erschien. Näheres hat er mich nicht wissen lassen, vermutlich weil er mich nicht mit in die Sache hineinziehen wollte, so habe ich es zumindest verstanden, denn als ich von ihm gelegentlich wissen wollte, wofür er all diese Auskünfte benötige, wich er mir stets mit dem Hinweis aus, dass es für mich am besten sei, möglichst wenig zu wissen. Um ehrlich zu sein, fand ich das anfangs reichlich blöd, sein charmantes Wesen ließen mich meine Verärgerung über diese Ausflüchte aber jedes Mal schnell wieder vergessen … höchstwahrscheinlich, weil ich ihn ehrlich mochte, als Freund und Mann. Er war ja nicht gerade unattraktiv!“

Ihre letzten Worte, Frage und Feststellung zugleich, bestärken Claude darin, Eva-Marie Vertrauen schenken zu dürfen, sie als Partnerin anzusehen, stand sie Philipp doch offensichtlich näher, als sich dieser vermutlich bewusst gewesen war, so dass ihr aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso viel an der Aufklärung des Falles liegt wie ihm.

Claude bestellt noch zwei Espressos und für sich zusätzlich ein Lachsbrötchen, während Eva-Marie, auf ihre Figur und die Abträglichkeit zu späten Essens verweisend, seine Offerte für einen kleinen Imbiss dankend ablehnt. Zu seinem Bedauern ergeben sich aus dem weiteren Gesprächsverlauf keine weiteren konkreten Anhaltspunkte oder neue, verwertbare Erkenntnisse, die ihn einen Schritt weiterbrächten. Unbeantwortet bleibt auch die Frage nach dem Verbleib des erwähnten Notizbuches, das nach Aussage Eva-Maries schwarz und ledergebunden sein soll. So sehr er sich auch den Kopf zermartert, erinnert er sich beim besten Willen nicht daran, ein solches in der Wohnung seines Bruders gesehen zu haben, und dem Päckchen mit den mysteriösen Fotos lag es gleichfalls nicht bei. Wo also war es geblieben? Hatte es der Mörder mitgehen lassen, war es möglicherweise sogar die Ursache für das Verbrechen? Spekulationen über Spekulationen, das verworrene Bild indes wird dadurch kein bisschen deutlicher, vielmehr tauchen immer neue Mutmaßungen auf, die das gedankliche Szenario mitunter bis zur Absurdität grotesk ausgestalten. Ob ihn die Aufzeichnungen der Journalistin weiterbringen werden? Ein Strohhalm, an den es sich zu klammern gilt, sind sie allemal, und so verbleiben sie, als sie das Lokal verlassen, dabei, sich am Sonntagabend hier an gleicher Stelle wieder zu treffen, damit er einen Blick in das entsprechende Material werfen kann. Und als wolle sie seine letzten möglicherweise noch vorhandenen Zweifel ausräumen, gibt sie ihm beim Abschied noch mit auf den Weg: „Denken Sie daran, ich stehe auf Ihrer Seite!“

Die Nacht von Freitag auf Samstag, der Zeiger der Stundenanzeige kommt der Eins bereits bedenklich nahe, zu dieser Stunde tanzt der Bär im Viertel, zumal der Abend nach dem Platzregen mit relativ lauen Temperaturen aufwartet, was Scharen Vergnügungssüchtiger auf die Straßen lockt, die mit teilweise stark überhöhtem Alkoholspiegel grölend und torkelnd zwischen den weniger exzessiv den Verlockungen Frönenden daherkommen, in ihrem Übermut beziehungsweise ihrer eingeschränkten Zurechnungsfähigkeit den einen oder anderen ihnen in die Quere Kommenden anpöbeln und sich untereinander mit unflätigen Witzen zu stimulieren bemühen. Immer wieder überkommt Claude mit Mitleid gepaarter Ekel angesichts der angeblich mit Verstand ausgestatteten menschlichen Elendskreaturen, die sich wie Platzhirsche bei der Absteckung ihrer Reviere und der Befriedigung ihrer niedersten Triebe von den primitivsten Instinkten und Gelüsten leiten lassen, nicht erkennend, in welch willenlose Wesen sie sich dabei verwandeln, wobei die Hemmschwelle der Bereitschaft zur Anwendung von Gewalt meist in gleichem Maße sinkt, wie der Alkoholpegel steigt, von den notorischen Schlägertypen, die ihr Selbstbewusstsein einzig und allein aus der Kraft ihrer Muskeln saugen, ganz zu schweigen. Obwohl er es auch aus seiner beruflichen Vergangenheit nur allzu gut weiß, erschüttert ihn das Maß des menschlichen Gefühlselends auch in diesem Augenblick aufs Neue, registriert er mit ernüchterndem Schrecken die Vielzahl jener Gesichter, hinter deren Fassade gefühlsmäßige Eiseskälte hervor starrt, die selbst den winzigsten Anflug von Seelenwärme vermissen lassen, Produkte einer Gesellschaft, die sich emotionaler Regungen in zunehmendem Maße zu schämen scheint und sie daher unterdrückt, negiert, und so gefühlslose, robotergleiche Stereotypen auswirft, die geformt und genormt sind von den Werten einer Werbe- und Konsumwelt, deren von ihr selbst aufgestellten Maßstäbe zu hinterfragen sich kaum einer die Mühe macht, denn Abweichler gelten als Miesmacher, Sonderlinge, die zersetzenden Krebsgeschwüren gleich entfernt gehören. Von der gerade auch in der Werbung so hoch gepriesenen Individualität keine Spur, das Zepter schwingt schon längst nur noch das Diktat des bloßen Konkurrenzdenkens, des Noch-größer, Noch-mehr, Noch-besser als der Nächste, der zum reinen Konkurrent degradiert wird, dessen primäre Eigenschaft als Mit-Mensch, dem dieselben Rechte zustehen, der aber auch die gleichen Pflichten hat wie sein Gegenüber, eben sein Mit-Mensch ist, sorg-, arg- und gedankenlos jenen angeblich glückverheißenden Versprechungen geopfert wird, mit denen Werbestrategen und Politiker die Menschheit tagtäglich einlullen, in dem Bemühen, sie ihrer eigenen Urteilsfähigkeit zu berauben, um sie so zu willenlosen Werkzeugen umzufunktionieren, denen die Notwendigkeit an und für sich dubioser, wenn nicht gar verabscheuungswürdiger Entscheidungen und Handlungen mit noch dubioseren und verabscheuungswürdigeren Argumenten plausibel gemacht werden kann.

‚In welchem Sumpf magst du nur herumgestochert haben?’, quält es Claude bei dem Gedenken an seinen Bruder immer und immer wieder. ‚Und warum hast du mir nicht eher Bescheid gegeben, du wusstest doch, dass wir an einem Strang ziehen!’ Doch Vorwürfe, Wenn und Aber helfen nicht weiter, lediglich die Auffindung weiterer Steine des Puzzles bringen ihn unter Umständen der Lösung des Rätsels Stück für Stück näher. ‚Vielleicht sind ja Eva-Maries Aufzeichnungen solch ein Stein’, beschwichtigt er seine Unruhe, seine insgeheime Unzufriedenheit ob seiner bisherigen Recherchen, die zwar einige vage Anhaltspunkte, noch aber, wenn er ehrlich ist, keine wirklich konkreten Ergebnisse gebracht haben. ‚Bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als morgen wiederum in jenes Milieu einzutauchen’, bilanziert er, ein Milieu, das ihm zunehmend Unbehagen bereitet, die selbst auferlegte Verpflichtung seinem Bruder gegenüber lässt ihm indes keine andere Wahl.

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