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Die Möwen machten Höllenlärm und der Gestank war so furchtbar, dass man kaum zu atmen wagte. Jürgen und Olli näherten sich dem Müllberg, bei dem Roger Mackendorff gefunden worden war.

Der Gerichtsmediziner Dr. Bernd Claus war bereits dort und hatte eine erste Inaugenscheinnahme der Leiche vorgenommen.

„Das Opfer hat einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, der für eine Betäubung ausgereicht haben dürfte. Todesursache sind zwei Schüsse aus nächster Nähe. Ich vermute, dass kein Schalldämpfer benutzt wurde, sondern der Täter ein Kissen aufgelegt hat. Da ist typisches Füllmaterial und Gewebe in die Wunde gedrungen. Ich kann das erst im Labor genauer untersuchen.“

„Ein Kissen?“, fragte Jürgen.

Dr. Bernd Claus legte den Kopf schief und meinte dann einschränkend: „Naja, was ich Ihnen gesagt habe, ist mehr oder minder Erfahrungswissen und noch kein vorläufiger Obduktionsbericht. Aber ich sehe schließlich viele Schusswunden und mit der Zeit entwickelt man einen Blick dafür. Die Leiche braucht jetzt anderthalb Stunden bis sie bei uns in der Berlin ist. Dann brauche ich nochmal gut zwei bis drei Stunden für eine Standard-Obduktion und wenn sich nicht irgendetwas ganz Außergewöhnliches zeigt, dass noch weitere Untersuchungen erforderlich macht, haben Sie dann das Ergebnis, dass ich Ihnen zumindest mündlich zusammenfassen kann. Die schriftliche Fassung gibt es nicht vor morgen früh.“

„Kissen gab es in Mackendorffs Haus“, sagte Olli.

Jürgen nickte. „Dann ist er noch dort gestorben.“

„Und anschließend hier hin geschafft und abgelegt worden wie ein Sack Abfall.“

„Vielleicht bringt es etwas, Mackendorffs Nachbarn nochmal zu befragen. Vielleicht ist irgendjemandem etwas aufgefallen.“

Die Nachbarn waren bereits von Kollegen eingehend befragt worden - nur war so gut wie nichts dabei herausgekommen. Mackendorff hatte sich extra eine Wohngegend ausgesucht, in der der nachbarschaftliche Kontakt nicht allzu eng war. Für die meisten Leute der Gegend waren ihre Häuser in erster Linie Schlafstätten. Es gab kaum Familien mit Kindern oder alte Leute, sondern vorwiegend Angestellte, die in Berlin Mitte ihren Zeit fressenden Jobs nachgingen, sich eine Wohnung in der Nähe ihrer Geschäftsadressen aber nicht leisten konnten.

Trotzdem lohnte der Versuch vielleicht.

„Eine viel interessantere Frage ist doch, wonach der Täter gesucht hat“, meinte Jürgen. „Das Haus war schließlich vollkommen auf den Kopf gestellt worden.“

Jürgen und Olli waren froh, als sie die Müllhalde endlich verlassen und sich wieder auf den Weg Richtung Berlin machen konnten.

„Diesen Geruch bekommt man doch selbst nach Wochen nicht mehr aus seinen Klamotten heraus!“, beschwerte sich Olli. Unser Kollege war bekannt dafür, stets wie aus dem Ei gepellt zum Dienst zu erscheinen und sehr viel Wert auf sein Outfit zu legen. Inoffiziell war er längst zum bestangezogendsten Dressman des Präsidiums gekürt worden.

Manchmal ärgerte ihn Jürgen damit. Ob er sich gerade für einen Undercover-Einsatz in einer Schwulen-Bar fein gemacht hätte und dergleichen Sprüche musste sich Olli Medina dann von seinem Kollegen gefallen lassen. Aber Olli konnte das ab.

Jürgen sagte: „Sei froh, dass du da nicht jeden Tag arbeiten musst, Olli.“

“So kann man es auch sehen.”

“So sollte man es sehen, Olli!”

Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten

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