Читать книгу Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten - Alfred Bekker - Страница 40

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Tom Abu-Khalil hatte sich am frühen Nachmittag etwas hingelegt. Eine Mittagsruhe gehörte zu dem bescheidenen Luxus, den er sich inzwischen erlauben konnte. Und irgendwie fand er auch, dass ihm das zustand.

Er lag auf seiner Wohnzimmer-Couch, hatte sich mit einer braunen Wolldecke zugedeckt und schlief ein.

Maximal eine halbe Stunde hatte er für diese Ruhephase eingeplant. Mehr war nicht gut, so hatte der alte Mann irgendwo mal gelesen.

Abu-Khalil stellte sich immer einen Wecker, weil er genau wusste, dass er sonst den ganzen restlichen Tag verschlafen würde. Sein Blutdruck war nämlich extrem niedrig.

Irgendwann erwachte Abu-Khalil. Aber diesmal nicht wie gewohnt durch das Schrillen des Weckers, sondern weil er ein Gewicht auf seiner Brust fühlte.

Er öffnete die Augen – und schrie laut auf.

Blitzartig schnellte er hoch und sein sonst so niedriger Blutdruck jagte innerhalb einer Sekunde in ungewohnte Höhen. Blut rann ihm zwischen den Händen hindurch. Rot hatte es sein Hemd durchtränkt.

Ein fratzenhaft wirkender Schädel rollte ihm von der Brust herab auf den Boden und zog eine Spur aus Blut und Hirnmasse über den Teppich, bevor er liegen blieb.

„Eigentlich müsste es ein Schafskopf sein, wenn man die Tradition wirklich befolgen wollte“, sagte eine harte, durchdringende Stimme.

Tom Abu-Khalil sah in die kalten Augen von Artur Titow, der breitbeinig dastand, grinsend und von zwei Leibwächtern flankiert.

Er wandte sich an die beiden Männer. „Ihr könnt gehen, Jungs.“

Die beiden knurrten etwas Unverständliches zur Bestätigung und verließen den Raum. Artur Titow trat etwas näher und stieg über den blutigen Kopf hinweg. „Der Schlachter Benito hatte leider nur Schweinsköpfe. Schaffleisch scheint irgendwie zur Zeit aus der Mode gekommen zu sein.“

„Was wollen Sie von mir?“

„Was will man denn von einem Verräter?“ Artur Titow verzog das Gesicht. „Wie viel gibt dir das BKA für deine Spitzeldienste?“

„Was heißt hier...“

„Willst du es etwa abstreiten?“

„Was tust du hier? Ich glaube nicht, dass das im Sinne deines Onkels ist...“

„Ach, Onkel Vladi. Der interessiert sich doch mehr für die Musik, als dafür, die Organisation zusammen zu halten und zu tun, was dafür notwendig ist. Wenn du dich so gut mit ihm verstehst, singt er vielleicht deine Totenmesse.“

„Wir können doch über alles reden. Da wird es bestimmt eine Einigung geben.“

„Sicher“, nickte Artur Titow. „Du könntest etwas für mich tun.“

„Was?“

„Es geht um Roswitha Delgado.“

Tom Abu-Khalil atmete schwer. Er war bleich wie die Wand geworden und seine Augen flackerten unruhig.

„Was soll ich tun ?“, fragte er.

Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten

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