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Das Gespräch mit Roswitha Delgado war an einem toten Punkt angelangt.

Eine volle Minute lang herrschte Schweigen. Aber vielleicht war genau das im Moment das Richtige für sie. Einen Moment, in dem sie nachdenken konnte.

„Okay“, sagte sie schließlich. „Ich habe vielleicht einiges nicht ganz richtig dargestellt“, räumte sie schließlich ein. „Und glauben Sie mir, ich mache mir selbst die größten Vorwürfe.“

Roswitha schluchzte plötzlich und barg ihr Gesicht unter ihren Händen.

„Vielleicht solltet ihr erstmal eine Pause machen“, raunte Josy mir zu. „Frau Delgado scheint mir ziemlich am Ende zu sein.“

Das Handy klingelte und nahm uns die Entscheidung in gewisser Weise ab.

Ich ging an den Apparat.

„Hallo Harry“, meldete sich Nick Nörtemöller. „Es gibt da eine Firma in Liechtenstein, über die Jochen Delgado seine Schweigegelder bezogen hat. Zu den Kontakten, die diese Firma hat, gehört auch eine Roswitha Wirtz. Ist das nicht der Name, den Roswitha Delgado während ihrer Ehe getragen hat?“

„Exakt.“

„Sie besitzt offenbar noch immer ein Konto unter diesem Namen. Die Überprüfung der Bankdaten läuft gerade. Wir arbeiten da inzwischen mit den Kollegen der Steuerfahndung zusammen.“

„Danke für den Zwischenbericht.“

„Keine Ursache. Ich melde mich, sobald es etwas Neues gibt.“

Ich klappte das Handy ein und wandte mich noch einmal an Roswitha Delgado. „Unsere Kollegen überprüfen gerade ein Konto, das unter dem Namen Roswitha Wirtz geführt wird... Wenn Sie uns noch etwas sagen wollen, dann sollten Sie das jetzt tun und nicht darauf warten, bis wir Ihre Aussage gar nicht mehr brauchen...“

Roswitha Delgado rieb ihre Hände gegeneinander. Ihr Gesicht war dunkelrot geworden. „Vielleicht sollte ich mir einen Anwalt nehmen“, sagte sie schließlich.

„Tun Sie, was Sie nicht lassen können“, sagte ich. „Ich fürchte nur, dass angesichts dieser Wendung kaum noch ein Richter oder Staatsanwalt die Notwendigkeit einsehen wird, dass Sie besonderen Schutz genießen sollen und vielleicht sogar ins Zeugenschutzprogramm kommen“, hielt ich dem entgegen. Mit etwas gedämpfterem Tonfall fügte ich hinzu: „Sie haben doch bei Ihrem Bruder gesehen, wie das ist, immer davonlaufen zu müssen. Und eigentlich sollten Sie auch begriffen haben, dass Sie keine Chance haben, den Leuten zu entkommen, die Sie im Visier haben. Jedenfalls nicht auf Dauer. Ihr Bruder ist irgendwann von dieser Illusion geheilt worden. Ich frage mich, weshalb Sie jetzt denselben Fehler machen.“

„Gut, vergessen Sie den Anwalt. Ich will nur überleben“, sagte sie dann.

„Um das zu gewährleisten, tun wir unseren Dienst“, stellte ich klar. „Aber wir können diesen Job nur machen, wenn Sie uns helfen.“

„Fragen Sie. Fragen Sie alles, was Sie wollen und ich verspreche Ihnen, dass ich diesmal nichts auslassen werde...“

„Na, das ist doch schon mal ein Anfang“, meinte ich.

Das große Buch der Berlin-Krimis 2017 - Romane und Erzählungen auf 1000 Seiten

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