Читать книгу Killer-Zimmer: Krimi Koffer mit 1300 Seiten - Alfred Bekker - Страница 74

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Wenig später traf ich beim Nebengebäude ein.

Rudi hatte das Gespräch mit dem Kollegen Steinberger gerade beendet.

”Lass ihn in Ruhe“, empfahl mir mein Kollege.

“Ich hatte nicht vor, ihn zu belästigen.”

“Das ist gut, Harry. Er will in einer halben Stunde hier weg sein und heute noch nach Berlin zurück.”

“War mal wieder nicht genug Geld für ein Zimmer im Etat?”

“Ich würde sagen, er schläft einfach lieber neben seiner Frau, als in irgendeinem Hotelzimmer.”

Wir gingen zum Wagen.

Rudi wartete damit, mir die Neuigkeiten zu verkünden, bis wir drin saßen und ich bereits den Wagen gestartet und zurückgesetzt hatte.

“Also, was die Todesursache vom Kollegen Schmitten angeht ...”

“Jetzt sag nicht, dass er in Wahrheit an was ganz anderem gestorben ist, als an einem Schlag mit einem Baseballschläger, der ihm den Schädel zermatscht hat!”

“Es waren zwei Schläge.”

Ich sah Rudi einen Moment lang erstaunt an. Und vielleicht dauerte dieser Moment sogar etwas zu lange, wenn man die Tatsache bedachte, dass ich ja hinter dem Steuer eines Dienstwagens saß und mich eigentlich auf meine Umgebung hätte konzentrieren müssen.

Von Verkehr zu sprechen wäre in diesem Fall und an diesem Ort wohl unangemessen gewesen. Es ging eher um den Graben am linken Fahrbahnrand und die Begrenzungspfähle, die ich nicht umlegen wollte.

Ich riss das Lenkrad herum und bekam die Situation in den Griff.

“Brauchst du eine Brille, Harry?”

“Du hast von zwei Schlägen gesprochen!”

“Ja.”

“Seit wann arbeitet der Kollege Steinberger bei der Gerichtsmedizin?”

“Gar nicht. Diese Erkenntnis hat sich auch nicht etwa durch irgendwelche Ergänzungen zum gerichtsmedizinischen Bericht ergeben.”

“Sondern?”

“Es war die kriminaltechnische Untersuchung beziehungsweise der Umstand, dass sich die Kollegen den Befund nochmal genau angesehen haben. Der Spalt an dem Baseballschläger hat uns ja wohl die Spuren in untersuchungsfähigem Zustand erhalten, aber die Verteilung dieser Spuren ist anscheinend nur erklärlich, wenn man zwei Schläge annimmt.”

“Uff.”

“Die Daten bekommen wir als Mail mit dazugehörigem Bericht und so weiter. Vielleicht noch ein, zwei Stunden. Oder morgen früh. Ein Kollege sitzt dran. Aber am Ergebnis wird sich nichts mehr ändern.”

“Der Fingerabdruck von der bisher nicht identifizierten Person auf dem Schläger ...“

“... stammt auf jeden Fall nicht von Herrn von Bleicher”, unterbrach Rudi meinen Gedankengang. “Von Bleicher ist diverse Male erkennungsdienstlich behandelt worden, wegen seiner Verfahren wegen Holocaust-Leugnung und was da sonst noch so zusammenkommt. Jetzt haben die Kollegen des Erkennungsdienstes diesen Abdruck mit denen von Herrn von Bleicher verglichen. Mit negativem Ergebnis.”

“Wieso geschah das erst jetzt?”

“Na ja, du kennst das doch - unterschiedliche Zuständigkeiten. Herr von Bleicher war ja kein Sexualtäter oder Kapitalverbrecher. Die Kollegen sind erst jetzt an die Daten herangekommen. Und davon abgesehen bestand auch kein besonders zwingender Anlass, anzunehmen, dass jemand wie Herr von Bleicher darauf angewiesen ist, sich von Devid Dresel einen kaputten Baseballschläger auszuleihen - zu welchem Zweck auch immer.”

Ich atmete tief ein.

“Was machen wir jetzt?”

“Gute Frage, Harry.”

“Vielleicht muss ich mich an den Gedanken gewöhnen.”

“Welchen?”

“Dass auch Schweinehunde manchmal unschuldig sind.”

“Du sprichst von Herrn von Bleicher?”

“Natürlich.”

“Ein Schweinehund ist er. Unschuldig ganz sicher nicht. Aber ob er wirklich etwas mit dem Mord an unserem Kollegen zu tun hat, das dürfte zweifelhaft ein. Zumindest sehr schwer nachweisbar.”

“Es sei denn, Devid Dresel bestätigt uns, dass er den Auftrag, unseren Kollegen Schmitten umzubringen, von Ferdinand von Bleicher bekommen hat.”

“Er wird das abstreiten und dann steht Aussage gegen Aussage. Einen materiellen Beweis wird man dafür kaum finden können.”

“Trotzdem ...”

“Trotzdem was, Harry? So ist die Lage nun mal. Und davon abgesehen haben wir von Devid Dresel noch gar keine entsprechende Aussage und so wie ich das sehe, ist es auch extrem unwahrscheinlich, dass wir sie bekommen.”

“Ich weiß ...”

“Na wenigsten habe ich mich nicht vertan.”

“Womit?”

“Mit meinem Eindruck, dass du auch bei der Vernehmung von Devid Dresel anwesend warst und dir das eigentlich klar sein müsste, Harry. Genau genommen hast du sogar den Großteil des Verhörs mit deinen Fragen bestritten.”

“Ja, ja ...”, murmelte ich.

“Du hast mich gefragt, wo wir jetzt hinfahren ...”

“Und?”

“Zum Hotel”, sagte Rudi. Er gähnte. “Es muss ja nicht immer so spät werden und im Augenblick bringt uns eine Nachtschicht nämlich auch nicht weiter.”

“Okay ...”

“Vielleicht hat der Wirt ja auch noch irgendetwas Essbares, das man bei ihm zu sich nehmen kann.”

“Nichts dagegen.”

“Dann knurrt dir auch der Magen?”

“Müsstest du doch hören, Rudi ...”

”Ich dachte, das wäre irgendein Nebengeräusch am Motor ...”

Killer-Zimmer: Krimi Koffer mit 1300 Seiten

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