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Wir fuhren mit Jennifer Möhrke nach Dresden.

“Sie wollen mich ohne meinen Anwalt verhören?”, fragte Devid Dresel. “Ich habe doch gesagt, dass ...”

“Das ist kein Verhör”, sagte ich.

“Was denn dann?”

“Ein Besuch.” Ich deutete auf Jennifer Möhrke, die Devid Dresel zunächst gar nicht weiter beachtet hatte. Aber jetzt blieb sein Blick an ihr haften.

Wir ließen die beiden allein - abgesehen von einem Vollzugsbeamten.

“Ist es nicht eigentlich unzulässig, dass Untersuchungshäftlinge Besuch bekommen?”, fragte uns einer der Dresdener Kollegen.

“In diesem Fall dient es der Wahrheitsfindung”, sagte ich.

“Dann ist es eine Gegenüberstellung? In dem Fall sollten wir Herrn Dr. Frankenberg anrufen.”

“Nein, das sollten wir nicht”, erklärte Rudi.

“Ganz bestimmt nicht sogar”, fügte ich hinzu.

Ein Anruf erreichte uns. Es war Max Vandersteen, unser Kollege aus dem Innendienst. Rudi nahm das Gespräch entgegen. Ich hörte, wie er ein paarmal angestrengt “Ja!” sagte. Anschließend folgte ein “Okay, Max. Danke für die neuen Informationen.”

“Was gibt es?”, fragte ich.

“Die Kollegen, die sich mit Wirtschaftskriminalität, Geldwäsche und so beschäftigen, haben etwas Interessantes herausgefunden” sagte Rudi.

“Sag bloß, das hat etwas mit dem Verbleib der Gelder zu tun, die für die gar nicht mehr hier im Ort befindlichen geflüchteten Flüchtlinge gezahlt wurden.”

“Und ob!”

“Worum geht es?”

“Nahezu alle Zahlungen für Dienstleistungen, Gebäude etc., die in diesem Zusammenhang mit der Gemeinde abgerechnet wurden, gingen an eine GmbH, die eigens zu diesem Zweck gegründet zu sein scheint. Du glaubst nicht, wer deren Geschäftsführer sind, die im Übrigen mit ungewöhnlich üppigen Gehältern bedacht werden!”

“Ferdinand von Bleicher?”

“Das ist der eine.”

“Und der andere?”

“Kennen wir auch: Martin Keller.”

“Der Bürgermeister!”

“So ist es.”

Ich atmete tief durch. “Eins steht jedenfalls fest: Entgegen ihrer Rhetorik hatten weder Herr von Bleicher noch Herr Keller irgendeinen Grund, sich über die sogenannte Flüchtlingskrise zu beschweren.”

“Wenn jemand plötzlich so viel Geld auf dem Konto hat, kann einen das unter Umständen auch in eine Krise stürzen, Harry.”

“Du meinst, wenn man sich nicht entscheiden kann, wofür man es ausgibt.”

“Oder eine Sinnkrise.”

“Nun übertreib mal nicht.”

“Wie auch immer: Diese Informationen unterstützen den Verdacht, den wir hatten, Harry!”

Killer-Zimmer: Krimi Koffer mit 1300 Seiten

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