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Es dauerte eine halbe Stunde.

Dann war Devid Dresel bereit auszusagen und uns zu erzählen, wie es wirklich gewesen war.

Er bestand nicht auf der Anwesenheit von Dr. Frankenberg. Und wir wiesen ihn auch nicht darauf hin. Aber es war ganz sicher besser, dass der Burschenschaftsbruder von Ferdinand von Bleicher nicht dabei war.

“Die lassen Sie hängen”, sagte ich zu Devid Dresel. “Ihre feinen Freunde, meine ich. Von denen wird Ihnen keiner helfen, ganz egal, was die Ihnen gesagt haben.”

“Ja, das hat Jennifer auch gesagt”, meinte er.

Jennifer Möhrke hatte den Raum inzwischen verlassen. Bei der jetzt folgenden Vernehmung war es besser, wenn sie nicht dabei war.

“Also, Herr Dresel: Die Wahrheit. Und nichts auslassen.”

“Ferdi hat gesagt ...”

“Herr Ferdinand von Bleicher, meinen Sie.”

“Genau! Ferdi hat gesagt, dass er mich für einen Spezialauftrag braucht. Ich bin ihm einiges schuldig. Er hat viel für mich getan.”

“Was war das für ein Auftrag?”

“Ich sollte den Bürgermeister begleiten.”

“Wobei?”

“Bei einem Treffen mit diesem BKA-Schnüffler.”

“Sie meinen unseren Kollegen Rüdiger Schmitten.”

“Ja.”

“Gab es noch weitere Anweisungen?”

“Ja, ich sollte diesen Schmitten kurz und klein hauen, wenn es nötig wäre.”

“So,dass er nicht mehr aufsteht?”

“Ja”, flüsterte Devid Dresel. Er wich meinem Blick aus. Er schien sich jetzt sogar etwas zu schämen. Immerhin. Ein paar menschliche Regungen funktionierten bei ihm anscheinend noch so, wie man sich das eigentlich wünschte. Ganz abgestumpft war er wohl noch nicht.

“Worum sollte es bei dem Treffen gehen?”, fragte ich.

“Das hat man mir nicht gesagt. Erst, als es dann so weit war, habe ich ein bisschen davon mitbekommen.”

“Sie meinen, als Sie sich getroffen haben.”

“Ja.”

“Wo war das?”

“Ungefähr dort, wo die Leiche später von diesem Öko-Irren gefunden wurde. Ich habe sie ins Gestrüpp geschleift und normalerweise ...”

“Ja?”

“Na, es gibt da viele Wildschweine. Die fressen alles.”

“Schildern Sie uns das Treffen.”

“Herr Keller und Herr Schmitten haben sich gestritten. Es ging darum, dass Herr Schmitten herausgefunden hatte, dass nicht nur der Flüchtling, den er gesucht hat, nicht hier im Ort ist, sondern, dass es hier gar keine Flüchtlinge mehr gibt.”

“Weil Sie und die anderen Schläger die vertrieben haben.”

“Ja. Die haben es hier nicht lange ausgehalten. Aber wir wollten sie ja auch nicht hier haben. Es war wohl so, dass der BKA-Schnüffler damit angelockt worden war, dass man ihm zusätzliche Informationen zum Verbleib des Flüchtlings versprochen hatte, den er suchte.”

“Aber das Geld floss schon in den Ort!”

“Ja, genau darum ging es ja auch in dem Streit. Herr Keller meinte, dass man sich irgendwie einigen könnte. Aber Schmitten wollte nicht. Und dann hat mir Herr Keller ein Zeichen gegeben und gesagt, dann gibt es eben nur noch eine Lösung.”

“Und weiter?”

“Schmitten wollte seine Dienstwaffe ziehen. Ich habe ihm ... eins ...”, er stockte, “... übergezogen.”

“Und dann?”

“Er war nicht tot. Mann, das sah so Scheiße aus. Das ganze Blut und so. Aber er rührte sich noch. Außerdem griff er zum Handy. Vielleicht hätte er noch ein Notsignal absenden können ... Herr Keller geriet in Panik. Er schrie mich an.”

“Was hat er geschrien?”

“Mach ihn alle!, hat er geschrien! Los! Worauf wartest du?”

“Und? Haben Sie ihn alle gemacht?”

Devid Dresel schüttelte den Kopf.

“Nein.”

“Warum nicht?”

“Ich konnte nicht. Ich wollte es. Aber ... Es ging einfach nicht.”

“Und dann?”

Devid Dresel schluckte. Er sah mich jetzt gerade an. Zum ersten Mal, seit wir dieses Verhör durchführten. Der erste offene Blick, geradewegs von Augenpaar zu Augenpaar. “Herr Keller hat mir den Schläger aus der Hand genommen und selbst nochmal zugeschlagen. Das Handy hat er mitgenommen; ich habe dafür gesorgt, dass man die Leiche nicht gleich sieht.”

Eine Pause entstand.

Der Fall war gelöst.

“Ich bin dann nach Hause gefahren. Ich war ja mit meiner eigenen Karre dort.”

“Hat sich Herr von Bleicher nach dem Ausgang der Sache erkundigt?”

“Er wusste schon davon.”

“Von Keller?”

“Ja.”

“Was hat er gesagt?”

“Er hat gesagt, dass es für die SS-Leute auch schwierig gewesen sei, so viele Juden umzubringen, aber dass man manchmal so etwas tun müsste, weil es notwendig sei. Und ich würde auch darüber hinwegkommen. Und er sei stolz auf mich. An den Rest des Tages kann ich mich nicht mehr erinnern. Da war ich besoffen. Anscheinend ...”

“Anscheinend was?”

“Anscheinend bin ich wohl doch nicht so gut darüber hinweggekommen.” Er zuckte mit den Schultern und blickte gegen die Wand. “Ich bin wohl zu weich.”

Killer-Zimmer: Krimi Koffer mit 1300 Seiten

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