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„Denken Sie nach!“, sagte Bount Reiniger scharf.

Jonathan Woods hob hilflos die Hände. Bount nahm seinen Auftraggeber seit einer halben Stunde ins Verhör.

„Versuchen Sie, sich zu erinnern“, drängte Bount. „Hat Ihr Sohn die Polizei erwähnt? War jemals ein Polizist bei Ihnen? Ist er beschattet worden?“

Woods schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ich war ja völlig ahnungslos. Er hat nie darüber gesprochen, dass er mit der Polizei zu tun hatte. Und es war auch nie einer hier. Sonst hätte ich doch viel früher eingegriffen. Ich wusste zwar, dass die angeblichen Freunde meines Sohnes ziemliche Taugenichtse waren, aber ich habe natürlich nicht gewusst, dass sie mit Rauschgift handelten.“

„Seine Freunde“, sagte Bount nachdenklich. „Das wäre noch eine Möglichkeit. Kennen Sie einen von ihnen?“

Woods machte ein erstauntes Gesicht. „Aber die haben doch nichts damit zu tun. Wahrscheinlich hätte es einen von denen genauso gut erwischen können.“

„Beantworten Sie meine Frage: Kennen Sie einen Namen? Wissen Sie, wo die Kerle stecken?“

Woods stützte den Kopf in die Hände. „Warten Sie. Mit einem von ihnen kam mein Sohn fast täglich zusammen. Er hat mir auch den Namen genannt. Miller, nein, so ähnlich. Mills! Ja, das war der Name. Don Mills. Er wohnt in einer Bude in der 25. Straße Ost.“

„Hat er ein Telefon?“

Woods nickte. „Ja, hat er. Sie haben oft miteinander telefoniert.“

„Dann ist die Adresse auch leicht herauszubekommen. Ich werde ihn finden.“ Bount blickte nachdenklich aus dem Fenster. „26. Straße“, murmelte er. „Sehr merkwürdig.“

„Wollen Sie mit diesem Mills sprechen? Warum? Er hat doch sicher nichts mit dem Killer zu tun.“

„Aber der Killer vielleicht mit ihm.“

Woods machte ein ungläubiges Gesicht. „Das verstehe ich nicht ganz.“

„Brauchen Sie auch nicht.“ Bount stand auf. „Ich muss jetzt gehen. Ich halte Sie auf dem Laufenden.“

Er hatte es plötzlich eilig. Denn in seinem Gehirn hatte sich ein Gedanke geformt, der ihn nicht mehr losließ. Er musste sofort überprüfen, ob ihn seine Erinnerung nicht im Stich ließ.

Sein Ziel war das Büro. Als er den Mercedes in der Tiefgarage geparkt hatte, konnte er nicht schnell genug in den Lift. Ungeduldig wartete er, bis er das richtige Stockwerk erreicht hatte.

June March blickte entgeistert von ihrer Schreibmaschine auf, als er an ihr vorbeistürmte. „Kommen Sie mit, ich brauche Sie!“

June folgte ihm mit Block und Bleistift, doch er winkte ab. „Ich habe einen ganz bestimmten Verdacht, und wir müssen feststellen, ob die Fakten dazu passen. Wenn ich recht habe, sind wir ein ganzes Stück weitergekommen.“

June blickte ein wenig verwirrt. „Ich weiß nicht so recht, wovon Sie sprechen.“

Bount lächelte. „Ich will es Ihnen erklären. Holen Sie einen Stadtplan von Manhattan.“

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis June den Plan ausgebreitet hatte. Sie beugten sich beide darüber, und Bount tippte auf einen bestimmten Punkt. „Hier wurde Denny Layton erschossen, das erste Opfer des Gangster-Killers.“ Sein Finger glitt über den Plan. „Und hier wohnte er. In der 24. Straße Ost.“

June blickte auf. Ihr Gesicht war ein einziges Fragezeichen. „Und was hat das zu bedeuten?“

„Passen Sie auf. Wir kommen zum nächsten Fall. Das war der Mafia-Boss Mario di Socca. Sein Hauptquartier mit der Holding-Firma seiner legalen und illegalen Geschäfte lag an der Third Avenue, zwischen 25. und 26. Straße Ost.“ Bount nahm einen Bleistift und zeichnete an den beiden bisherigen Stellen Kreuze ein.

Die beiden Kreuze lagen sehr dicht beieinander.

„Aha!“, sagte June, aber sie hatte es noch nicht begriffen.

„Der nächste war Dave Braddock“, fuhr Bount fort. „Er brach aus dem Untersuchungsgefängnis aus und tötete einen Wächter. Das Untersuchungsgefängnis liegt hier.“ Er machte wieder ein Kreuz auf der Karte. Es war ein ganzes Stück von den beiden anderen entfernt.

„Das vierte Opfer war Ken Woods. Er verkaufte Rauschgift in dieser Gegend.“ Bount beschrieb einen Kreis über dem Plan, zeichnete aber nichts ein. „Sein Freund, der ihn mit dem Rauschgift in Verbindung brachte, wohnt in der 25. Straße Ost.“

Jetzt kam wieder ein Kreuz. Es lag dicht neben dem zweiten. June runzelte die Stirn. „Worauf wollen Sie hinaus?“

„Das werden Sie gleich merken. Aber machen wir weiter. Lee Hall hatte seine Kneipe in der 28. Straße, auf der anderen Seite des Broadways. Das ist ein ganzes Stück entfernt von den anderen Kreuzen.“

Er zeichnete es ein. „Und dann haben wir noch Weston, den Mann mit dem Trödlerladen in der 26. Straße Ost.“ Wieder kam ein Kreuz.

Bount legte den Bleistift zur Seite und deutete mit einer Handbewegung auf die Karte. „Was fällt Ihnen auf?“

„Einige der Opfer sind durch einen bestimmten örtlichen Zusammenhang miteinander verbunden.“

Bount nickte. „Das haben Sie sehr schön ausgedrückt. Und was haben diese vier beieinanderliegenden Kreuze oder Orte gemeinsam?“

„Das weiß ich nicht.“

„Dann will ich es Ihnen sagen.“ Manchmal konnte Bount es sich nicht verkneifen, ein wenig aufzutrumpfen. „Für diese ganze Gegend ist ein einziges Polizeirevier zuständig. Nämlich dieses hier.“ Er zeigte auf einen bestimmten Punkt. „Und das Untersuchungsgefängnis ist auch für dieses Revier zuständig. Damit fehlt nur noch ein Punkt, und das ist Lee Hall.“

Bount nagte an der Unterlippe. „Aber bei dem stimmen auch ein paar andere Dinge nicht.“

„Aber was bedeutet das?“, fragte June.

„Wir haben eine Verbindung zwischen den Mordfällen. Da alle der Ansicht sind, dass der 'Henker' ein Polizist ist, liegt der Verdacht nahe, dass er zu diesem Revier gehört, denn irgendeine Beziehung muss er ja zu seinen Opfern haben.“

„Meinen Sie nicht, dass die Sonderkommission auch schon darauf gekommen ist?“

„Nicht unbedingt. Die Beamten haben alle Hände damit zu tun, die einzelnen Mordfälle gründlich zu analysieren. Sie müssen jeder Spur nachgehen, eine große Zahl von Hinweisen verfolgen. Ich glaube nicht, dass jemand schon dieselbe Theorie aufgestellt hat wie ich.“

„Und was wollen Sie jetzt tun?“, fragte June.

„Es gibt mehrere Dinge, die getan werden müssen. Sie beschaffen sich alle Zeitungsberichte oder sonstigen Unterlagen, die Sie bekommen können, über die Opfer des Killers. Da alle mit der Polizei schon zu tun hatten, gibt es vielleicht Artikel, in denen die Namen der Polizisten stehen, die mit der Untersuchung beauftragt waren.“

June nickte. „Ja. Ich verstehe. Das ist zwar eine mühsame Arbeit, aber sie könnte Erfolg haben.“

„Ziehen Sie nur keine voreiligen Schlüsse, wenn ein Name zweimal auftaucht. Das allein ist noch lange kein Beweis.“

„Nein. Natürlich nicht, aber ich weiß, worauf es ankommt. Und was machen Sie in der Zeit?“

„Ich werde den Freund von Ken Woods besuchen und anschließend zu dem Polizeirevier gehen, das im Mittelpunkt unseres derzeitigen Interesses steht.“

Sammelband 4 Krimis: Amok-Wahn und andere Thriller

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