Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 109
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Ich hatte nicht die Absicht, die Hände in den Schoß zu legen, abzuwarten und mich vor Angst verrückt machen zu lassen. Gemeinsam mit Jim fuhr ich zu John Jennings Residenz, obwohl ich wusste, dass das sicherlich nicht in Swanns Sinn war.
"Was hast du eigentlich vor, Patricia?", fragte mich Jim während der Fahrt.
Ich zuckte die Achseln.
"Genau weiß ich das noch nicht", bekannte ich. "Zunächst mal werde ich Jennings zur Rede stellen!"
"Und du meinst, er wird dich überhaupt anhören?"
"Ich weiß es nicht. Aber irgendetwas muss ich versuchen. Jennings glaubt, dass ich ihn gewissermaßen verraten habe - ihn und seine Meisterin, diese selbsternannte Hexe namens Gladis Mayne. Er ist ihr geradezu auf eine gespenstische Weise hörig..."
"Und was ist mit deinem Superdetektiv, diesem Mr. Taylor?" Damit berührte Jim einen wunden Punkt.
"Keine Ahnung", kam es zerknirscht über meine Lippen. Ich hatte keine Lust, mit Jim darüber zu reden. Nicht jetzt. Erst wollte ich mir selbst darüber klarwerden, was ich von Ashton halten sollte.
Jim hatte genug Einfühlungsvermögen, um das zu merken.
"Lassen wir das Thema", sagte er.
Ich war ihm dankbar dafür.
Vor Jennings Residenz stellte ich den Wagen ab. Wir stiegen aus. Wie eine moderne und ein bisschen monströse Burg ragte die ehemalige Fabrikhalle vor uns auf. Ein dicker, kompakter Klotz, in dessen Inneren der Künstler sich wie in einem Bunker eingeigelt hatte.
"Ich schätze, ich kann gleich im Auto bleiben. Schließlich mag er mich ja nicht besonders!", meinte Jim.
"Ich möchte jemanden dabei haben!", erwiderte ich.
"Meinetwegen."
Als ich das Sprechgerät am Eingang betätigte, kam von Beverly Norman ein schlichtes "John ist nicht zu sprechen!", aus dem Lautsprecher.
"Sie können mich nicht einfach hier so stehen lassen!", rief ich. "Wenn Sie mich nicht mit ihm reden lassen, werde ich Ihnen Scotland Yard auf den Pelz hetzen!"
Ich war wütend.
Was bildete sich dieser Mann eigentlich ein? Mochte er nun ein begabter Künstler sein oder nicht, er hatte nicht das Recht, mich zu terrorisieren.
Einige Augenblicke lang geschah gar nichts.
"Komm", sagte Jim. "Dein Mr. Jennings will einfach nicht mit dir reden. Also lass uns gehen."
Ich atmete tief durch.
Jim hatte vermutlich recht, aber das wollte ich mir nicht eingestehen. Ich ahnte, dass irgendwo in diesem monströsen Gebäude der Schlüssel zu diesem seltsamen Fall liegen musste...
Jim sagte vorsichtig: "Wir werden hier nichts ausrichten." Ich nickte leicht und wandte mich vom Eingang weg. In diesem Moment ging die Tür auf.
Ich drehte mich wieder herum und sah in Brent Eriksons kaltes Gesicht.
"Es hat keinen Sinn, wenn Sie hier herumstehen, Miss Vanhelsing!", sagte er und der Klang seiner Stimme war eisig dabei. Er blickte etwas abschätzig zu Jim hinüber, dann wandte er sich wieder mir zu. "John Jennings ist nicht im Haus", erklärte er.
Meine Erwiderung kam prompt und ohne, dass ich auch nur eine Sekunde darüber nachdachte.
"Ich glaube, dass Sie lügen, Mr. Erikson!"
"Ich glaube, Sie überschätzen sich, Miss Vanhelsing. Guten Tag..."
"Vielleicht wäre es an der Zeit, wenn wir beide uns mal unterhalten! Zum Beispiel..."
"Über einen Mann, der sich mal Ashton Taylor und am nächsten Tag Guy de Lofaret nennt?"
"Zum Beispiel", nickte ich.
Erikson verzog das Gesicht so, dass er mir dabei die Zähne zeigte. Der Blick seiner Augen hatte etwas Stechendes an sich, das mir unangenehm war.
Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht.
"An Ihrer Stelle würde ich in der nächsten Zeit auf mich selbst aufpassen, Miss Vanhelsing!"
Seine letzten Worte waren wie ein Keulenschlag. Für einen Moment war ich unfähig, irgendetwas zu erwidern. Dann war die Tür ins Schloss gefallen.