Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 55
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Jim buchte für uns einen Flug für den nächsten Morgen.
Vorher war auf die Schnelle nichts zu bekommen. Außerdem ging es uns ja nicht um schnell verderbliche-Nachrichten-Ware, sondern darum, möglichst viel von den Hintergründen zu erhellen.
Und dazu war eine eingehende Recherche unerlässlich. So verbrachte ich den Großteil des Tages unten, in den sogenannten Katakomben - dem Archiv der London Express News und versuchte alles zu sammeln, was es über James Craig und seine merkwürdige Sekte gab.
Ich fand sogar ein Interview mit ihm, das er einer amerikanischen Tageszeitung gegeben hatte.
Craig erläuterte darin seine seltsamen Vorstellungen. Immer wieder kam er auf den Punkt zu sprechen, der ihm der wichtigste zu sein schien.
Er behauptete, nicht im eigenen Auftrag zu handeln, sondern seine Befehle auf telepathischem Weg direkt von jenem Wesen aus einer anderen Dimension zu empfangen, das er mit dem kaum aussprechbaren Namen Ptambu bezeichnete.
Auf kritische Fragen des Interviewers ging Craig kaum ein oder versuchte sie mit einigen seiner wohlformulierten Glaubenssätze hinwegzuwischen. So etwa, wenn er zu Vorwürfen befragt wurde, die von Gehirnwäsche und anderen fragwürdigen Praktiken sprachen.
Ich fand dann auch einige Zeitungsartikel, die sich mit einer Mordserie befassten, die sich in der Gegend um Small Junction ereignete, kurz nachdem die Sekte sich dort niedergelassen hatte. Den Opfern waren seltsame, fremdartige Schriftzeichen auf die Stirn gemalt worden - Symbole, die auch bei den KINDERN VON PTAMBU als magische Zeichen in Gebrauch waren.
Natürlich kam der Verdacht auf, dass irgendein Zusammenhang mit Craigs Sekte bestand und schließlich verhaftete man einen offenbar Geisteskranken als Täter.
Der Mann hieß Mark Donovan und war ein ehemaliges Mitglied der Sekte, was einem nur zu denken geben konnte.
Gleichgültig, ob es nun die Gehirnwäsche der Sekte oder ein Drogenexperiment gewesen war, das Donovan den Verstand gekostet hatte: Der Fall belegte eindrucksvoll, wie gefährlich sowohl das eine als auch das andere sein konnte.
Donovan selbst jedenfalls behauptete, ebenso wie Craig seine Befehle direkt von Ptambu zu bekommen.
Ptambu...
Ein dumpfer, düsterer Klang, der irgend eine Saite in mir zum Klingen brachte, von der ich bisher noch nichts geahnt hatte..
Hatte ich den Namen möglicherweise doch schon einmal gehört? Möglich war es. Vielleicht war Craig mal in den Nachrichten erwähnt worden oder in einer Illustrierten. Von den Tickermeldungen in der Redaktion mal ganz abgesehen! Wer konnte bei der täglichen Nachrichtenflut, die auf einen einströmt schon so etwas ausschließen?
Als ich nach Hause zu Tante Elizabeth kam, fühlte ich mich müde und abgeschlagen.
Die Sache mit der Frau, die ich auf dem Bild mit Craig wiederzuerkennen geglaubt hatte, saß mir noch in den Knochen und sorgte dafür, dass ich weiche Knie hatte. Die Zeitung hatte ich mir mitgenommen und trug sie zusammengefaltet in meiner Handtasche.
Bislang hatte ich nicht gewagt, mir das Bild noch einmal anzuschauen. Der Schock saß einfach noch zu tief.
"Ich fliege morgen mit der ersten Maschine in die Vereinigten Staaten", sagte ich meiner Großtante und sie war nicht sonderlich begeistert.
"Muss das sein?"
"Es ist mein Beruf, Tante Elizabeth!"
"Ja, sicher..."
"Und du weißt, wie froh ich bin diesen Job überhaupt bekommen zu haben und wie schwer es war, diesen Swann von dem zu überzeugen, was ich kann!"
Ich erläuterte ihr kurz, worum es ging und fragte sie dann: "Sagt dir, als Okkultismus-Experte vielleicht der Name Ptambu etwas?"
Tante Elizabeth schüttelte den Kopf. "Aber von James Craig habe ich schon gehört. Und auch von diesem Haus in Small Junction, in dem seine Sekte ehedem residierte und in dem es nun seit zwanzig Jahren spuken soll. Aber irgendwie kommt mir der Name doch bekannt vor... Ich werde mal nachsehen. Vielleicht ist unter den Unterlagen von Frederik etwas... Ich werde uns eine Tasse Kaffee machen. Und dann fangen wir an zu suchen, einverstanden?"
Ich nickte.
"Einverstanden."
Tante Elizabeth bedachte mich mit einem sehr ernsten Blick und meinte dann: "Pass auf dich auf, Patti!"
"Du meinst..."
"Wegen dem Traum, ja!"
"Natürlich passe ich auf, Tante Elizabeth. Das tue ich doch immer!"
Das Lächeln, das ich in diesem Moment auf mein Gesicht zu zaubern versuchte, wirkte sicherlich etwas matt und wenig überzeugend.
Unwillkürlich ging meine Rechte zur Handtasche hin, in der ich den Zeitungsartikel mit dem Bild von Craig hatte und dem jener fremden Frau, die mir im Traum begegnet war.
Ich hatte mir fest vorgenommen, Tante Elizabeth nichts davon zu sagen.
Schließlich reichte es vollkommen, wenn ich schon halb vor Angst starb.