Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 56
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"Möchten Sie eine Tasse Kaffee?", weckte mich die Stimme einer Stewardess aus dem Halbschlaf, Wir waren bereits irgendwo in der Mitte zwischen London und New York, und ich hatte die Zeit etwas genutzt, um mich auszuruhen. Kaum zwei Stunden hatte ich in dieser Nacht geschlafen, aber diesmal hatte es nichts mit Alpträumen zu tun.
"Haben Sie auch einen Espresso?", fragte ich die Stewardess, aber sie bedauerte.
"Leider nein. Wir sind keine italienische Fluglinie."
Das war sicher charmant gemeint, aber ich war einfach zu müde, um das im Augenblick witzig finden zu können.
"Dann machen Sie mir bitte den stärksten Kaffee, den Sie hier je gebraut haben!"
"Einen, der Tote wieder erwecken kann", ergänzte Jim grinsend, wofür ich ihn böse ansah. "Ich weiß gar nicht, was du hast", meinte er daraufhin. "Okkultismus und Geister sind doch dein Spezialgebiet, Patti!"
"Ha, ha!"
Er sah mich an und sein Grinsen war geradezu unverschämt.
Sein Blick musterte mich unverhohlen und dann schüttelte er tadelnd den Kopf.
"Irgendwie siehst du heute nicht besonders fit aus", stellte er dann fest.
"Danke", erwiderte ich etwas kratzbürstig. "So etwas hört jede Dame gerne!"
"Tja, meinen Charme kennst du ja!"
"Allerdings!"
Ich musste lächeln.
Die Flachserei mit Jim tat mir ganz gut.
Immerhin lenkte sie mich von den düsteren Gedanken ab, die seit dem ersten Auftauchen des Alptraums auf mir lasteten wie ein finsterer Fluch.
Jim war ein netter Kerl und ich wusste, wie seine Bemerkungen aufzufassen waren. Insgeheim war er vermutlich sogar etwas in mich verliebt aber... Beruflich waren wir ein erstklassiges Team, das beste das man sich denken konnte.
Aber als Mann fürs Leben wäre er mir einfach zu unreif gewesen.
Als die Stewardess den Kaffee brachte und ich den ersten Schluck genommen hatte, kehrten meine Lebensgeister langsam wieder zurück.
"Der einzige Grund dafür, dass du heute aussiehst wie das blühende Leben und ich nicht ist der, dass du heute Nacht gemütlich im Bett gelegen hast, während ich das Archiv meiner Großtante durchforstet habe, damit wir etwas besser auf unseren Auftrag vorbereitet sind."
Jim Field versuchte so zu tun, als würde ihn das nicht beeindrucken, aber mich konnte er nicht täuschen.
"Ich hoffe, es ist wenigstens etwas dabei herausgekommen", meinte er.
Ich zuckte die Achseln.
"Mein Großonkel Frederik Vanhelsing..."
"Der Archäologe?"
"Ja. Er hat einst einige altpersische Inschriften übersetzt, in denen von einem dämonischen Wesen mit dem Namen Ptambu die Rede ist."
Jim zuckte die Achseln. "Könnte diese Namensgleichheit nicht reiner Zufall sein?"
"Sicher. Aber ich habe Onkel Frederiks Übersetzungen gelesen. Da ist unter anderem davon die Rede, dass Ptambus Reich über einen langen, dunklen Tunnel durch das Nichts zu erreichen sei..."
Ich sprach nicht weiter. Meine Stimme bekam einen belegten Klang und hörte sich auf einmal wie die einer Fremden an. Ich schluckte. Ein langer, dunkler Tunnel. Wie in meinem Traum.
"Was ist los?", fragte Jim und aus seinem Tonfall war jetzt jede auch noch so kleine Ahnung von Flappsigkeit verschwunden. Er war wirklich besorgt. "Mein Gott, du bist ja bleich wie die Wand geworden. Ist dir nicht gut?"
"Es geht schon", murmelte ich.
"Soll ich die Stewardess rufen?"
"Nein."
"Bist jetzt hast du das Fliegen doch immer gut vertragen."
Ich sah ihn an und lächelte matt. "Es ist nichts, Jim. Wirklich!"
Er zuckte die Achseln. "Du musst es ja wissen", sagte er dann wenig überzeugt.
"Ich bin einfach nur müde, Jim!"
Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Es gefiel mir immer weniger, welchen Verlauf die Ereignisse nahmen. Und langsam machte sich die Erkenntnis in mir breit, dass ich mich mehr und mehr in einem unsichtbaren Netz verstrickte ganz gleich, was ich auch tat.
Auf einmal war mir kalt.