Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 57
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Von New York aus ging es mit einem Inlandflug weiter nach Santa Fe in New Mexico. Dort liehen wir uns einen Land Rover und besorgten uns eine gute Karte, um nicht an Small Junction vorbeizufahren, denn eine Großstadt war das nun wirklich nicht.
Früher mal hatte eine Eisenbahnlinie Small Junction mit dem Rest der Welt verbunden, aber das war lange vorbei. Schon in den vierziger Jahren war die Strecke unwirtschaftlich geworden und man hatte sie eingestellt.
Jetzt war Small Junction eine Ansammlung von Häusern, die sich einer Perlenkette gleich an der Main Street aufreihten.
Dazu gehörten dann auch noch einige verstreute Siedlungen und Farmen. Das Klima war heiß und trocken und bedeutete eine ziemliche Umstellung. Uns beiden machte das ziemlich zu schaffen.
Es gab immerhin ein Hotel in Small Junction und dort hatte die News zwei Zimmer für uns reserviert.
Es war ein kleines Hotel. Ein typischer amerikanischer Holzbau, dessen Fassade allerdings in den letzten Jahren wohl nicht gestrichen worden war. Wir stellten den Geländewagen auf dem Parkplatz ab und stiegen aus.
"Zu fragen, wie viele Sterne dieses Hotel hat, ist wohl nicht angebracht", meinte Jim und streckte sich. Er hatte auf dem letzten Teil der Strecke von Santa Fe am Steuer gesessen.
"Seien wir froh, dass wir nicht im Zelt übernachten müssen", erwiderte ich.
Wir passierten den Eingang. Die Tür knarrte, als wir eintraten. Hinter dem Tresen der Rezeption saß ein Mann in den Sechzigern. Er trug eine dicke Brille und hatte ein gutmütiges Gesicht.
Als er uns sah, stand er auf und musterte uns eingehend.
"Sie sind sicher die Zeitungsleute aus London", meinte er.
"Erraten", sagte ich und reichte ihm die Hand. "Patricia Vanhelsing, London Express News. Und dies ist Jim Field, mein Kollege."
"Angenehm", brummte der Mann mit der Brille. "Ich bin Wally McKay und mir gehört dieses Hotel hier. Leider kann ich mir keine Angestellten leisten und deswegen müssen meine Frau und ich die ganze Arbeit allein machen." McKay wandte sich um und ging einen Schritt seitwärts, so dass er das Schlüsselbrett erreichen konnte. Zwei Schlüssel nahm er ab und legte sie anschließend auf den Tresen. "Das sind Ihre Zimmer!", erklärte er dazu. "Wenn Sie geweckt werden wollen, dann sagen Sie mir bitte wann. Aber ich schätze, dass wird nicht nötig sein..."
Ich sah ihn überrascht an. "Wie kommen Sie darauf?"
"Weil Sie zu spät dran sind, Miss Vanhelsing! Deshalb."
"Zu spät?", echote ich.
Wally McKay lachte.
"Ja. Die meisten anderen Reporter waren nämlich längst hier, haben ihre Bilder gemacht und sind sofort wieder abgereist. Die meisten von ihnen haben nicht einmal übernachtet. Ich darf doch annehmen, dass sie auch wegen dem Geisterhaus hier sind..."
"Also..."
"Na, sehen Sie! Aber ich wette um hundert Dollar, dass die ganze Geschichte in zwei Wochen schon wieder vergessen ist und sich kein Mensch drum kümmern wird. Das war damals auch so..."
"Damals?", fragte ich.
Er nickte.
"Ja, als hier die Morde passierten."
Jetzt mischte sich Jim ein und fragte den Alten: "Was wissen Sie denn so über die KINDER VON PTAMBU?"
"Wie?", fragte McKay und kniff dabei die Augen zusammen.
Sein Blick ging an Jim hinab und es war dem Hotelbesitzer deutlich anzusehen, dass ihm dessen äußerer Aufzug nicht gefiel. "Sie meinen, die Hippies, ja?"
"Meinetwegen."
Er zuckte die Achseln.
"Wissen Sie, man erzählt sich eine Menge über diese Leute und auch darüber, wie ihr Anführer verschwunden ist. Eine Menge Gerüchte machten die Runde, aber wenn ich ehrlich bin... Ich selbst habe mit denen kaum etwas zu tun gehabt. Sie lassen sich ihre Nahrungsmittel von außerhalb kommen, lassen sich kaum in der Stadt sehen und leben ziemlich abgeschieden für sich..."
"Verstehe", meinte Jim und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war wirklich heiß hier und das, obwohl von irgendwoher das Surren eines Ventilators zu hören war.
McKay kramte etwas umständlich seine Gästeliste hervor.
"Hier", meinte er dann. "Diese Formalitäten müssen sein. Ich würde Ihnen auch das Gepäck hinauftragen, aber da macht mein Rücken im Moment nicht mit."
"Ist schon in Ordnung", sagte ich, während ich meinen Namen in die Liste eintrug.
Mein Blick ging einige Zeilen höher und dann glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen.
Da war ein Name, den ich nur zu gut kannte. Ein Mann, der mehr für mich war, als nur eine wundervolle Erinnerung voller Zärtlichkeit und Liebe.
"Ashton Taylor", flüsterte ich halblaut. Der Name an sich war nichts besonderes und kam sicher dutzendfach auf der Welt vor. Aber die Schrift hätte ich unter tausenden sofort wiedererkannt.