Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 58
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Wir brachten unser Gepäck auf die Zimmer. Ich hatte die Nummer 7, während Jims Zimmer mit der Nummer 16 am anderen Ende des Flurs lag.
Groß war es nicht und der Eindruck der Enge wurde noch dadurch verstärkt, dass es ziemlich mit alten Möbeln vollgestellt war.
Aber es wirkte gemütlich.
Aus dem Fenster hatte man einen Blick auf die Straße und dahinter auf das zerklüftete, karge Hochland, das so vielen Wildwest-Filmen als Kulisse gedient hatte. Daher kam es mir irgendwie vertraut vor, obwohl ich doch zuvor noch nie hiergewesen war.
Ich räumte rasch meine Sachen in den Schrank und zog mich um. Auf dem Zimmer gab es nur ein Waschbecken, die Duschen waren auf dem Flur. Aber es reichte, um sich wieder etwas frisch zu machen.
Ich zog mir etwas Leichtes und Praktisches an. Ein paar Jeans und ein T-Shirt. Die Haare fasste ich zu einem Pferdeschwanz zusammen. Schließlich war ich nicht hier, um irgendwelche Auszeichnungen für ein modebewusstes Outfit entgegenzunehmen, sondern um herauszufinden, was mit dem verschwundenen TV-Team geschehen war.
Als ich fertig war, auf den Flur ging und mein Zimmer hinter mir abschließen wollte, hörte ich Schritte in meinem Rücken.
Schon an der Art zu gehen erkannte ich, dass es unmöglich Jim sein konnte.
Ich drehte mich herum und sah in das feingeschnittene Gesicht eines hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mannes, dessen Alter vielleicht irgendwo zwischen 40 und 45 Jahren lag.
"Ashton", flüsterte ich und er blieb stehen. Der Blick seiner dunklen Augen ruhte auf mir, ein Blick, den ich nie vergessen, aber oft vermisst hatte.
"Patricia! Du bist hier?"
"Ja."
Der Klang seiner Stimme ließ mich alles sonst vergessen.
Ashton Taylor war Privatdetektiv. Jedenfalls gab er das vor, aber er schien eine geheimnisvolle Schattenexistenz zu sein, die unter vielen Namen und Masken auftrat. Und auch jener Name, unter dem ich ihn kennengelernt hatte, war sicher nicht der, den ihm seine Mutter gegeben hatte...
So sehr ich mich auch bemüht hatte, mehr über dieses Phantom herauszufinden, das seine Identität wie ein Chamäleon zu wechseln vermochte, es war mir einfach nicht gelungen.
Im Grunde kannte ich nur Bruchstücke seiner Persönlichkeit, nicht mehr.
Ich hatte ihn kennengelernt, als ich über den mysteriösen Mord an einem französischen Schauspieler recherchierte, in den eine geheimnisvolle Sekte verwickelt gewesen war, die versucht hatte, den Orden der Tempelritter wiederzubeleben.
Wir hatten uns kennen- und liebengelernt, aber ein Mann wie Ashton Taylor war kaum der Typ Mann, der sich auf eine langfristige Bindung festlegen ließ.
Ich erinnerte mich an eine Rose auf dem Kopfkissen neben mir und an einen Zettel, auf dem er mir geschrieben hatte, dass ich in ihm immer einen Freund haben würde...
Das alles wirbelte jetzt, in diesem Moment, da ich ihm gegenüberstand durch meinen Kopf.
Wir hatten uns seitdem nicht wiedergesehen.
Sein Büro in London war verwaist gewesen, so als habe dort nie ein Privatdetektiv Ashton Taylor residiert.
Er trat näher und unsere Blicke trafen sich, sogen sich ineinander fest.
Die Luft zwischen uns war förmlich elektrisiert und ich hatte innerhalb weniger Augenaufschläge das Gefühl, dass die alte Vertrautheit zurückgekehrt war.
Einen Moment später lagen wir uns in den Armen. Er hielt mich fest und drückte mich an sich.
"Oh, Ashton", hörte ich mich selbst sagen, während seine Hand über meine frisch frisierten Haare strich.
"Patricia."
Dann fanden unsere Lippen sich zu einem erst vorsichtigen, dann leidenschaftlichen Kuss. Jeder Gedanke an den Alptraum, der eine Todesahnung sein konnte und an das bleiche Totengesicht, das ich in der Zeitung wiedererkannt hatte, war in diesem Moment wie verschwunden. Nichts spürte ich mehr von den drohenden Schatten, die in letzter Zeit auf meiner Seele gelastet hatten. Wie befreit fühlte ich mich in diesem Moment.
Ich hatte das Gefühl, dass mir nichts geschehen konnte, solange diese Arme mich hielten. Nichts hätte ich mir mehr gewünscht, als das dieser Augenblick nie enden würde...