Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 61
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Das Haus hatte kleine Fenster und wirkte deswegen sehr dunkel. Das elektrische Licht war abgeschaltet.
Die Räume waren größtenteils sehr karg eingerichtet. Kaum Mobiliar und wenn, dann schien es nicht aus der Zeit zu stammen, in der die James Craig-Leute hier gelebt hatten, sondern älter zu sein.
"Bestimmt ist da überall schon der Holzwurm drin", witzelte Jim.
Aber mir war nicht nach Witzen zu Mute.
Ich strich über eine der Fensterbänke und hatte die Fingerkuppe voll Staub.
Es ist ein Haus des Todes und des Verfalls! ging es mir durch den Kopf. Und das schien in jedem Detail sichtbar zu werden. Der Geruch von Moder stieg mir in die Nase. Ganz fein nur, aber deutlich genug, um mich für einen Augenblick ins kalte Bad des Entsetzens zu werfen.
Denn genau diesen Geruch...
Ich zögerte noch, bevor ich den Gedanken endgültig zu Ende dachte und sich mein erster Eindruck zur Gewissheit verdichtete. Es war derselbe Geruch, den ich während meiner Alpträume in der Nase gehabt hatte, wenn auch wesentlich penetranter.
"Es scheint nichts besonderes an diesem Haus zu sein", meinte Jim, nachdem er ausgiebig Fotos gemacht hatte. Er schlenkerte den Apparat lässig hin und her und strich sich dann seine unbändigen blonden Haare zurück. Es musste Monate her sein, seit er sich das letzte Mal einen Frisör gegönnt hatte!
"Abwarten, Jim", erwiderte ich.
Jim lachte.
"War dieses TV-Team nicht im Keller, bevor es verschwand? Vielleicht sollten wir dort auch mal nachsehen..."
Ein kratzendes Geräusch ließ uns beide erstarren. Es war nur kurz zu hören gewesen, dann war es wieder totenstill.
"Bestimmt ein Tier", war Jim überzeugt. "Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn es sich hier jede Menge Ratten gemütlich gemacht hätten..."
Den Eingang zum Keller hatten wir auch bald gefunden.
Eine schmale Holztreppe führte in mehreren Windungen hinab, aber dort unten war es nun wirklich sehr dunkel.
"Wir brauchen eine Lampe", stellte ich fest und nutzte die Gelegenheit, meine Haare wieder ein bisschen festzustecken.
Jim grinste und holte einen Gegenstand aus seiner Jackettinnentasche, der aussah, wie ein etwas überdicker Kugelschreiber. An der Spitze war eine ziemlich hell leuchtende Lampe. "Wie du siehst, bin ich für alle Fälle gerüstet!"
Jim ging ein paar Schritte voran und ich schickte mich gerade an, ihm zu folgen, da durchdröhnte eine ziemlich unfreundlich klingende Stimme den Raum und ließ uns beide auf der Stelle erstarren.
"Also schön, die Hände hoch und hinter dem Kopf verschränken! Keine Bewegung! Habt ihr gehört? Keine Bewegung!"
Es war eine heisere, raue Stimme und sie kam nicht aus dem Keller. Neben einer ziemlich morschen Kommode, die etwa drei Meter von dem Kellereingang entfernt abgestellt worden war, sah ich aus den Augenwinkeln heraus einen ziemlich bullig wirkenden Mann in den mittleren Jahren. Seine riesigen Pranken ließen den kurzläufigen Revolver fast zierlich erschienen, mit dem er in unsere Richtung zielte.
"Wir sind unbewaffnet!", rief Jim, der sich zur Hälfte schon so weit im Keller befand, dass er den Kerl nicht sehen konnte.
"Kann jeder sagen", knurrte der Mann mit dem Revolver ziemlich missmutig.
Ich wagte es, den Kopf halb herumzuwenden, so dass ich den Mann richtig sehen konnte.
"Wer sind Sie?", fragte ich.
"Ich bin Nat Arrows, der Distrikt-Sheriff hier. Und jetzt sind Sie erstmal an der Reihe, mir ein paar Fragen zu beantworten! Und wagen Sie es ja nicht, die Hände hinter dem Kopf wegzunehmen, klar?"
Ich atmete tief durch. Langwierige Verhöre durch einen Land-Sheriff mit begrenztem Horizont! Das hatte uns jetzt gerade noch gefehlt. Ich hoffte nur, dass es nicht zu lange dauern würde.