Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 60

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Ich telefonierte an diesem Nachmittag noch etwas herum, um mich zu vergewissern, dass mein Termin mit Ray Allison, dem neuen Anführer der Kinder von Ptambu, auch wirklich morgen früh stattfinden würde. Der Interviewtermin war schon von London aus festgemacht worden und Michael T. Swann hatte sich sogar persönlich dabei ins Zeug legen müssen, um Allison zu überzeugen.

Und eine kleine Hintertür ließ der neue Anführer dieser seltsamen Sekte sich natürlich offen.

So blieb noch ein halber Nachmittag und ein ganzer Abend, um noch die eine andere Information zusammenzutragen.

Ich fuhr mit Jim hinaus zu diesem Geisterhaus, wie es überall bereits hieß. Auch der Tankwart, bei dem wir den Landrover aufgetankt hatten, wusste Bescheid. "Man sollte die Finger von solchen Sachen lassen", meinte er wie ein mahnendes Menetekel. "Glauben Sie mir! Es ist ein verfluchtes Haus."

"Sie meinen, wegen dem Fernsehteam", hakte ich nach, in der Hoffnung, vielleicht noch irgend etwas aus ihm herauszubekommen, was sich vielleicht verwerten ließ.

Er schob sich seine Baseballmütze in den Nacken, wischte sich den Schweiß von der Stirn und schüttelte dann energisch den Kopf.

"Nein, ich meine nicht wegen den Fernsehleuten, sondern ganz allgemein. Es ist ein Haus, in dem der Tod lauert..." Er flüsterte die letzten Worte fast und es klang eine seltsame Bitterkeit aus ihnen.

"Was meinen Sie genau?", fragte ich.

Er machte eine wegwerfende Handbewegung und meinte dann: "Wenn ich Ihnen mehr erzähle, werden Sie trotzdem zu dem Haus fahren. Und wenn ich Ihnen nichts erzähle auch. Es kommt also auf dasselbe hinaus. Deswegen sage ich jetzt keinen Ton mehr! Keinen Ton, haben Sie gehört?"

"Schon gut", seufzte ich.

Ich war froh, als wir wieder auf der Straße waren.

Es dauerte nicht lange und wir hatten das Haus erreicht. Es lag auf einem frei daliegenden Plateau und war von der Hauptstraße aus gut zu sehen. Wie ein drohender Schatten hob es sich düster gegen das dahinterliegende karge Bergland ab.

Die Sonne war bereits recht milchig geworden und tauchte dieses Haus in ein weiches Licht.

Es war ein großes Holzhaus, ganz im amerikanischen Stil errichtet. Wahrscheinlich irgendwann im letzten Jahrhundert erbaut, aber man hatte es immer wieder durch Anbauten ergänzt.

"Traumhaft", meinte Jim.

Ich sah ihn irritiert an.

"Was meinst du?"

"Das Licht natürlich. Das wird schöne Bilder geben!" Er grinste mich an, während er den Landrover von der Straße herunter und auf eine Schotterpiste lenkte. "Postkartenreif, wenn du mich fragst!"

Jim stellte den Wagen ab und wir stiegen aus.

Das Haus wirkte aus der Nähe betrachtet ein bisschen verwildert. Die Sträucher, die rings um das Gebäude herumwuchsen, mussten schon seit Jahren nicht mehr gepflegt worden sein. dasselbe galt für die Fassade.

In einem der Fenster fehlte eine Scheibe und irgendwo schien ein Fensterladen von dem leichten Wind, der von den Bergen herabblies, geräuschvoll hin und hergeschleudert zu werden.

Ich hörte Jim knipsen und fragte mich, was wohl an dieser ganzen Spukgeschichte dran sein mochte. Das Gerede des Tankwarts hatte einem ja die Haare zu Berge stellen können und schließlich gab es da die Tatsache, dass ein TV-Team hier unter äußerst mysteriösen Umständen verschwunden war.

Und dann war da noch diese Francine Jackson, nach der Ashton auf der Suche war. Sie war die Frau, die ich im Traum gesehen hatte, da war war ich hundertprozentig sicher.

Durch das Gespräch mit Ashton hatte sie jetzt einen Namen bekommen. Sie war eine Realität, die ich nicht so einfach hinwegschieben konnte.

Francine war mehr als eine Traumgestalt oder ein Phantom auf einem obskuren Foto.

Und wenn Ashton der sprichwörtliche Spürsinn eines Privatdetektivs nicht inzwischen abhanden gekommen war, dann befand sich diese Francine auch tatsächlich in diesem Moment hier in der Nähe. Zumindest in einem Umkreis von etwa einem Dutzend Meilen.

Jims Fotografierwut hatte inzwischen nachgelassen. Er deutete nach Nordwesten und meinte: "Die neue Residenz dieser Sekte muss irgendwo ein paar Meilen in dieser Richtung liegen, oder?"

"Stimmt."

Er deutete auf das Haus. "Und hier soll nun angeblich der Geist des toten James Craig herumspuken?"

"So glauben es die KINDER VON PTAMBU", bestätigte ich.

Jim lachte kurz auf und schüttelte den Kopf.

"Einen solchen Hokuspokus habe ich selten gehört."

"Und das TV-Team, von dem niemand mehr eine Spur gefunden hat? Ich will keinen Hokuspokus verteidigen - und gar keine Scharlatane, die nur darauf aus sind, Geld zu schinden, aber an dieser Tatsache kann niemand vorbei!"

"Gehen wir doch einfach mal hinein", meinte Jim. "Ist bestimmt offen und wenn nicht, kann man ja etwas nachhelfen!"

"Jim!", machte ich tadelnd.

Wir gingen zum Haupteingang. Er war verschlossen.

"Vielleicht gibt es noch andere Eingänge", meinte ich und dabei fiel mein Blick auf ein Polizeisiegel, dass ziemlich frisch wirkte. Aber es war zerrissen.

Jim hatte es auch gesehen.

"Schon merkwürdig", meinte er. "Wahrscheinlich hatten andere vor uns dieselbe Idee!"

Ich zuckte die Achseln.

"Möglich."

Wir umrundeten langsam das Haus. Ich versuchte, durch die Fenster hineinzusehen, aber viel war da nicht zu entdecken.

Das Klappern des Fensterladens ging mir inzwischen reichlich auf die Nerven, aber es gab keine Möglichkeit, das abzustellen.

In einem der offenbar später angebauten Gebäudeteile entdeckten wir dann eine zweite Tür, die halb offenstand.

Wind und Wetter hatten sie ziemlich verzogen, so dass es inzwischen vermutlich unmöglich war, sie überhaupt noch zu schließen.

"Na bitte", meinte Jim gutgelaunt. Er sah mich an. "Was ist, worauf wartest du? Mein Gott..." Sein Blick war kein Kompliment für mich. Er zog die Augenbrauen zusammen und erst nach und nach merkte ich, dass ich es war, mit der etwas nicht stimmen musste. "Patti, du bist weiß wie die Wand! Was ist los?"

"Ich..." Dann schüttelte ich den Kopf. "Nichts", behauptete ich, aber in diesem Augenblick war ich alles andere als eine gute Lügnerin. In meiner Magengegend fühlte ich etwas, das ich nicht erklären konnte. Ein merkwürdiges Unbehagen, ein scheinbar grundloser Anflug von Furcht...

Oder das, was Tante Elizabeth eine Ahnung zu nennen pflegte und meiner sogenannten Gabe zuschrieb...

"Gehen wir", sagte ich.

Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer

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