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Ein Schuss krachte.

Im ersten Moment konnte man ihn für ein Klangelement der stampfenden Musik halten – aber der über die Balustrade taumelnde Körper machte klar, dass dies kein in den laufenden Song integriertes Sample handelte.

Der Körper schlug hart auf dem Boden auf. Die Gäste des Blue Lagoon Club stoben auseinander. Panische Schreie erhoben sich.

Der DJ setzte die Musik aus.

Oben an der Balustrade sah ich einen Mann mit einer Waffe in der Hand hinabblicken.

Für einen Moment trafen sich unsere Blicke. Es handelte sich um den Türsteher mit der Narbe am Kinn.

»Zur Seite! Kriminalpolizei!«, rief ich und drängelte mich durch die Gäste.

Roy folgte mir.

Der Kerl mit der Narbe am Kinn war längst verschwunden.

Ich sah kurz auf den Mann am Boden, dessen weit aufgerissene Augen mich starr ansahen.

Es war Ricky Johnke.

In seiner Stirn war ein Einschussloch.

Da der Schuss am Hinterkopf nicht wieder ausgetreten war, musste der Schütze wohl ein Teilmantelgeschoss verwendet haben, dass sich im Körper spreizte und damit die hohe Auftreffgeschwindigkeit im Inneren des Körpers abbremste, sodass es meist nicht mehr zu einem Wiederaustritt kaum. Vor allem Polizisten verwendeten diese Munition, um Unbeteiligte nicht durch Durchschüsse zu gefährden.

Im Club brach die totale Panik aus.

Der Großteil der Gäste stürzte in Richtung der Ausgänge und es wäre in dieser Situation vollkommen aussichtslos gewesen, sie daran hindern zu wollen.

Dieser Lawine konnte man sich nicht entgegenstellen.

Roy telefonierte bereits und schrie ins Handy, in der Hoffnung, dass man ihn angesichts des Lärms auf der anderen Seite der Verbindung einigermaßen verstehen konnte. Er alarmierte die Stader Polizei, von wo aus dann auch gleich der Notarzt und Sanitäter des nächsten Krankenhauses alarmiert werden würden, denn selbst wenn man für Ricky Johnke nichts mehr tun konnte, so doch für die Verletzten, mit denen man bei einer solchen Massenpanik einfach rechnen musste.

Es war unvermeidlich, dass es unter den hinausströmenden Gästen unter diesen Umständen zu Blessuren kam.

Und der Täter nutzte die Menge zum unterzutauchen!, ging es mir bitter durch den Kopf.

Ich drängelte mich weiter in Richtung der Freitreppe und zog dabei meine Dienstwaffe. »Kriminalpolizei! Zur Seite!«, rief ich, was kaum jemand zur Kenntnis nahm. Schließlich hatte ich mich bis zur Treppe vorgedrängelt und hetzte hinauf.

Ein paar empörte Bemerkungen von Clubgästen, die mir entgegenkamen, schrillten mir in den Ohren, aber ich hatte keine Zeit, darauf einzugehen.

Roy war irgendwo hinter mir.

Ich hatte schließlich den Bereich hinter der Balustrade erreicht.

Hier standen Tische und es gab eine zweite Bar.

Man konnte von hier aus den Hauptsaal des Clubs gut überblicken.

Lediglich ein Ausgang führte von hier fort. Die Tür stand halb offen.

Ich stieß sie ganz zur Seite und blickte in einen breiten, relativ gut beleuchteten Flur.

Meine Suche galt dem Türsteher, der mit einer Waffe in der Hand oben an der Balustrade gestanden hatte.

Ob der Kerl mit der Narbe tatsächlich geschossen oder seine Waffe nur gezogen hatte, weil er seinerseits den Killer hatte abwehren wollen, wusste ich natürlich nicht.

Aber zweifellos hatte der Mann mit der Kinnnarbe sehr viel mehr gesehen, als ich.

Ich rannte den Korridor bis zum Ende, wo er auf einen anderen Flur traf.

Ich entschied mich für die linke Seite, denn dort gab es eine zertrümmerte Glastür, durch die man ins Freie gelangen konnte.

Ich hetzte dort hin.

Ein paar Schüsse wurden von draußen abgegeben. Ich zuckte zurück, ging in Deckung und wartete ab bis drei, vier schnell hintereinander abgegebene Schüsse durch die offene Glastür knallten.

Einer blieb in der Wand stecken.

Ein weiterer stanzte ein großes Stück aus dem Türrahmen heraus und ein dritter wurde wohl durch das Metallrost abgelenkt, das zu der Feuertreppe gehörte, auf die man über die Glastür gelangen konnte.

Der Schütze befand sich offenbar schon unten und schoss schräg nach oben in meine Richtung.

Ich konnte die Funken am Metall sprühen sehen, als die Kugel als tückischer Querschläger auf eine ungewisse Reise geschickt wurde.

Der Geschosshagel verebbte.

Ich tauchte aus der Deckung heraus.

Für einen Moment sah ich den schattenhaften Umriss einer Gestalt davonrennen.

Ob es der Typ mit der Narbe gewesen war, konnte ich nicht erkennen.

Er gab allerdings einen weiteren Schuss ab.

Diesmal auf eine Neonreklame, die bis dahin dafür gesorgt hatte, dass es in dem Hinterhof, der sich an die Rückfront des Blue Lagoon Clubs anschloss, recht hell gewesen war.

Damit war es jetzt vorbei.

Von einer Sekunde zur anderen war es sehr dunkel. Von dem Flüchtenden war nichts mehr zu sehen.

Ich hetzte die Feuertreppe hinunter. Solche außen befestigten Feuertreppen gibt es immer noch bei alten Gebäuden, in denen die feuerpolizeilichen Voraussetzungen bautechnisch nicht umsetzbar sind.

Unglücklicherweise konnte ich diese Metalltreppe nicht benutzen, ohne ziemlich viel Krach zu machen. Irgendwo im Hintergrund hörte man die Sirenen der Einsatzfahrzeuge. Aber möglicherweise konnten die zunächst gar nicht bis zum Club vordringen, weil von den in Panik geratenen Gästen der Großteil einfach auf die Straße strömte. Wer seinen Wagen erreichen oder in die Tiefgarage gelangen konnte, versuchte natürlich, auf diesem Weg das Weite zu suchen.

Den anrückenden Einsatzkräften kam also ein Strom von in Panik geratenen Gästen entgegen, sodass die Kollegen es nicht leicht haben würden, ihren Job zu machen.

Ich konnte nur hoffen, dass Roy die Kollegen so instruierte, dass sie vorzugsweise von der Rückfront des Blue Lagoon Clubs aus anrückten.

Schüsse peitschten durch die Nacht.

Offenbar hatte mich mein Gegner gesehen – oder auch nur geahnt, wo ich mich gerade befand.

Laut genug war ich ja, als ich die Metallstufen der Feuertreppe hinunterklapperte.

An der Veränderung der Geräusche konnte man auch genau erkennen, wann immer ich einen der Absätze erreichte.

Irgendwo in der Dunkelheit blitzte ein Mündungsfeuer auf, sodass auch ich nun ungefähr wusste, wo sich der Killer befand.

Ich war erleichtert, als ich endlich Asphalt unter den Füßen hatte. Ein paar Müllcontainer standen hier herum und boten Deckung. Im Erdgeschoss gab es eine Laderampe, über die wohl vor allem die Getränke für den Blue Lagoon Club angeliefert wurden. Ein Stapel von Getränkekisten fiel mir auf.

Ich lauschte. Von meinem Gegner konnte ich weder etwas sehen noch hören.

Ich arbeitete mich vorwärts, verschanzte mich hinter einem Müllcontainer und wartete ein paar Augenblicke ab.

Dem Klang der Sirenen nach, hatten die Einsatzkräfte des begriffen, von welcher Seite sie sich dem Gebäude nähern mussten. Aber sie hatten dort eine enge Einbahnstraße zu überwinden, die häufig zugeparkt war, sodass es trotzdem noch ein paar Minuten dauern konnte, bis die ersten Kollegen auftauchten.

Ein Geräusch ließ mich herumfahren.

Ein Stapel mit angestellten Getränkekisten fiel geräuschvoll in sich zusammen.

Das Mündungsfeuer einer Waffe blitzte auf. Schüsse krachten in rascher Folge.

Ich fuhr herum und feuerte zurück. Ein Schrei gellte. Schattenhaft sah ich eine Gestalt, die zu Boden fiel. Mit der Waffe in beiden Händen näherte ich mich dem am Boden Liegenden und drehte ihn herum. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse erkannte ich ihn nun. Die Narbe an seinem Kinn ließ über seine Identität keinen Zweifel.

Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis

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