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Bevor wir an diesem Abend nach Hause fuhren, sahen wir noch kurz im Präsidium vorbei. Auf dem Computertisch des Dienstzimmers, das ich mir mit Roy teilte, lag eine Mappe.

Darin ein Computerausdruck aus dem Internet und ein paar erläuternde Zeilen.

»Das ist von Max Vandersteen!«, stellte ich überrascht fest. »Er hat offenbar etwas über Sabrina Kädinger im Internet gefunden...«

»Ja, ehe man sich versieht, hat da irgendjemand ein paar Stories aus deinem Privatleben veröffentlicht und du hast keine Ahnung, warum dich plötzlich alle so angrinsen, wenn sie dir auf dem Flur begegnen«, meinte Roy.

Ich sah kurz die Anzeigenseite an. Es waren Verkaufsanzeigen für Kleintiere. Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Papageien und ab und zu auch mal ein paar haarige Spinnen oder eine Ratte, die offenbar ein Überlebender der Punk-Bewegung veräußern wollte. Eine Anzeige hatte Max farbig markiert. Ein schwarzer Kater namens Mephisto war preiswert abzugeben. Zubehör inklusive – und dazu gehörte unter anderem ein weißes Halsband mit integrierter Cat Cam. Am Rand hatte Max eine Bemerkung hingekritzelt. Telefonnummer stimmt mit Nummer von S. Kädinger überein!!! war dort mit drei Ausrufungszeichen zu lesen.

Ich reichte den Ausdruck an Roy weiter. »Sieh dir das mal an! Die Katzenliebe von Frau Kädinger scheint aber recht rasch wieder erkaltet zu sein!«

»Tja, manche Leute merken eben erst mit der Zeit, dass sie nicht zur Haustierhaltung geboren wurden«, lautete Roys Kommentar, während er die Anzeige las.

»Ich habe doch gesagt, dass mit der Frau etwas nicht stimmt.«

»Nun mach mal halblang, Uwe. Kannst du dir vielleicht vorstellen, dass es manche Menschen traumatisieren kann, wenn sie auf den Bildern ihrer Cat Cam plötzlich einen Toten sehen? Vielleicht will sie das ganze Thema einfach für sich persönlich abhaken.«

»Da ist was faul, Roy. Am liebsten würde ich gleich hinfahren, und sie mal darauf ansprechen.«

»Das ist Blödsinn, Uwe! Und davon abgesehen, würde es ein seltsames Licht auf dich werfen, wenn um diese Zeit noch eine Zeugin aufsuchst... Glaub mir, die Sache mit Bertold Rahnstein von Rahnstein & Partner wird nicht einfach so im Sand verlaufen. Du wirst dich noch sehr anstrengen müssen, im rechten Licht dazustehen!«

Wir meldeten uns noch kurz bei Kriminaldirektor Bock. Unser Chef war meistens morgens der Erste im Präsidium, aber trotzdem abends der Letzte, der das Büro verließ.

»Mehmet Daryas hat inzwischen eine Aussage gemacht und dafür eine Absprache mit dem Staatsanwalt getroffen, dass er wegen seinem ersten Schuss auf Jamal White Jacket Kalif Rahmani, mit dem die ganze Schießerei begann, nur wegen Totschlags drankommt.«

»Dass war eine Tat, die im Rahmen einer Straftat begangen wurde«, ereiferte sich Roy. »Wie kann man da auf Totschlag plädieren?«

»Das ist eine juristische Interpretationssache«, erklärte Kriminaldirektor Bock. »Mehmet Daryas hat zu Protokoll gegeben, dass er geglaubt habe, ‚White Jacket Kalif’ würde mit der Polizei zusammenarbeiten und er deswegen sofort geschossen hätte. Emotionaler Ausnahmezustand!«

»Ja, weil ihm der größte Deal seines Lebens durch die Lappen gegangen ist und er nun wohl jahrelang in der JVA sitzen wird!«, erwiderte Roy, immer noch etwas ungehalten.

»Darüber hinaus haben wir von ihm sehr wertvolle Hinweise auf die Vorgänge innerhalb von Reinhardts Organisation erhalten«, ergänzte Kriminaldirektor Bock. »Und das rechtfertigt in meinen Augen auch die Absprache, denn es wird uns helfen, den Fall aufzuklären! Mehmet Daryas hat zugegeben, dass Reinhardt schon verschwunden und nicht erreichbar war, als er mit Gernot Braganza telefoniert hat. Aber Daryas wollte, dass der Deal unter allen Umständen über die Bühne gebracht wird! Er persönlich hatte sofort den Verdacht, dass Reinhardt vielleicht seine illegal erwirtschafteten Millionen in einen sicheren Geldhafen transferieren wollte. Dieser Verdacht hat sich übrigens durch Detlefs Ermittlungen bestätigt. Die Hausdurchsuchung von Erich Frentzens Wohnung und Anwaltsbüro war sehr ergiebig.«

»Frentzen sollte Reinhardt beim abtauchen helfen?«, entfuhr es mir. Ich fasste mir an die Stirn.

Kriminaldirektor Bock nickte entschieden. »Frentzen war sogar der entscheidende Faktor dabei, um diesen Plan verschleiern zu können. Da sind offenbar viele Millionen auf Schweizer Bankkonten geflossen. An die kommen wir nicht heran.«

»Da stellt sich ja die Frage, ob Reinhardt vielleicht gar nicht tot ist«, entfuhr es mir.

»Jedenfalls hatte er allen Grund dazu, abzutauchen. Nicht nur, dass die Justiz ihm auf den Fersen war, sondern offenbar hatten sich auch einige der führenden Leute seiner eigenen Organisation gegen ihn verschworen. Mehmet Daryas gibt zu, das er dabei war.« Kriminaldirektor Bock hob die Schultern. »Inzwischen halte ich in diesem Fall alles für möglich. Sicherheitshalber ist er in der Fahndung drin, sodass es für ihn äußerst schwierig sein dürfte das Land zu verlassen, falls er tatsächlich noch am Leben sein sollte.«

»Hat er irgendetwas über Schachmann gesagt?«, erkundigte ich mich.

Kriminaldirektor Bock ging zu seinem Schreibtisch, nahm das Aussageprotokoll hervor und gab es mir. »Wenn Sie nichts Besseres vorhaben, dann lesen Sie es sich durch. Jede Einzelheit habe ich nicht mehr im Kopf.«

Ich überflog den Ausdruck des Protokolls. Der Aussage von Mehmet Daryas nach gehörte auch Schachmann zu den Verschwörern. Gegenüber Daryas hatte Schachmann damit geprahlt, dass er soviel belastendes Material über Reinhardt gesammelt hätte, das er den großen Boss damit mühelos manipulieren könnte.

Ich sprach Kriminaldirektor Bock auf diesen Punkt an. »War Schachmann in dem Punkt nur ein Angeber? Oder muss man das ernst nehmen?«

»Das wissen wir erst, wenn das Material auftaucht. Wir suchen natürlich danach. In Schachmanns Wohnung war es nicht und an uns hat er davon auch nichts übergeben. Vielleicht nimmt Schachmann dieses Geheimnis mit ins Grab. Warum fragen Sie?«

»Ich versuche mir nur gerade einen Reim darauf zu machen, weshalb Schachmann umgebracht wurde und wie sein Tod mit den Morden an Johnke und Frentzen auf einen Nenner zu bringen ist!«

Kriminaldirektor Bock hob die Augenbrauen. »Und? Haben Sie einen gemeinsamen Nenner gefunden, Uwe?«

Ich zögerte, während ich es aussprach. Aber ein anderer gemeinsamer Nenner wollte mir einfach nicht einfallen. »Alle drei waren anscheinend aus unterschiedlichen Gründen ausgesprochen gut über Daniel Reinhardt und seine Geschäfte informiert«, stellte ich fest. Und ergänzte noch: »Sein Anwalt, sein Geldwäscher und sein Erpresser!«

»Leider können wir die beiden Killer Toni Strothmann und Sergej Morgenstern nicht mehr dazu befragen, wer sie beauftragt hat«, meldete sich nun Roy zu Wort.

Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis

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