Читать книгу Das Unikat - Thriller - Anders Alborg - Страница 17
Moskau
ОглавлениеHinter seiner Stirn tobte ein Presslufthammer. Zersprengte seinen Schädel. Atomisierte sein Hirn Stück für Stück, bis nur noch das übergroße Schmerzzentrum übrig blieb. Er tastete nach seiner Schläfe. Sie war noch da. Doch dahinter hämmerte es bedrohlich weiter. Er fühlte sich wie eine in Alkohol eingelegte Missgeburt. Kanada. Wieder explodierte etwas da, wo einmal sein Kopf gewesen war, den er noch immer vergeblich mit seiner Hand zusammenzuhalten suchte. Kanada. Auftrag zwar erledigt. Verhindert, dass brisante Informationen in die falschen Hände gelangten. Den Informanten beseitigt. Aber dabei das ganze Team verloren. Wie sollte er jetzt weiterarbeiten?
»Natascha«, brüllte er und verfluchte sofort die laute Stimme, die in seinen Ohren widerhallte wie ein Chinaböller. »Natascha«, wisperte er und lupfte das Kissen.
»Fünfundzwanzig«, sagte das Mädchen und beugte sich zu ihm herunter. Ihr nur lose zusammengebundener Bademantel öffnete sich. Das funkelnde Piercing in ihrer Brustwarze sandte gleißende Lichtblitze direkt in sein malträtiertes Hirn. Er stöhnte auf. Der Kater von Wodka ist nicht so schlimm, weil der Alkohol so rein ist, heißt es. Also kann man mehr trinken. Und umso bitterer leiden.
Igor wünschte sich eine Sonnenbrille so schwarz wie Lava oder besser gleich eine Nonne als Begleitung. Sex wäre das Letzte, wozu er jetzt fähig war. »Fünfundzwanzig was?«, brummte er.
»Fünfundzwanzig Stunden hast du geschlafen, Schätzchen.« Natascha schob ihre Hand unter die Decke.
»Lass das, ich muss nachdenken.« Doch alles Denken scheiterte an den Presslufthämmern. Er gab auf und beschränkte sich darauf, die Stirn mit seinen Fingern an den übrigen Schädel zu pressen. Der Nachttisch erwachte für eine Sekunde zum Leben, bebte, stand dann wieder still. Das war Folter, wieso … Wieder tobte es neben seinem Kopf. Das Handy. Vibrationsalarm, laut und durchdringend wie der Bass der billigen Diskomusik, mit der er vor fünfundzwanzig Stunden eingeschlafen war.
»Genosse Major?«
»Was willste, Arschloch? Hier gibt’s keinen Major. Scher dich zum Teufel.«
Gelächter schallte aus dem kleinen Lautsprecher, dröhnte wie aus dem Verstärker einer Rockband.
»Dimitri? Du alter Hurensohn. Was willst du?«
»Genosse Major, ich muss schon bitten – ›Arschloch‹ ist aber nicht die korrekte Anrede für einen ehemaligen Vorgesetzten aus unseren schönen vergangenen Armeetagen.«
»Also Arschloch Generalleutnant«, korrigierte Igor missmutig. »Was gibt’s, mitten in der Nacht?«
»Wir haben ein Uhr mittags. – Ich habe gehört, du stellst gerade Leute ein?«
»Ihr schnüffelt wohl in jeder Scheiße rum! Was hast du zu bieten?«
»Schau doch mal schnell bei mir vorbei, Igor. Ich glaube, ich hätte da jemand in Aussicht. Interessanter Kandidat. Könnte sich lohnen. Und bring deinem alten Kumpel ein paar von deinen Weibern mit. Die können sich dann mit mir amüsieren, während du eine kleine Flugreise machst.«
»Wieder die Straflager in Sibirien? Diese beschissene Fliegerei kotzt mich an!«
»Mütterchen Russland ist eben ein großes Land. Aber ganz so weit ist es in diesem Fall nicht, Igor. Diesmal geht’s nach Süden.«