Читать книгу Das Unikat - Thriller - Anders Alborg - Страница 24

Zwei Soldaten holen ihn ab.

Das ist es also, das Ende. Noch nie hat er sich darüber Gedanken gemacht. Nicht in Tschetschenien, nicht bei verdeckten Einsätzen in Afrika, auch nicht in Deutschland, als er aus der Sicherheit der Botschaft heraus das zu erledigen hatte, was niemand anderes tun wollte.

Sie führen ihn zu der Steinmauer im Hof, verbinden ihm die Augen. Bilder von orthodoxen Priestern, wie sie ihre prunkvollen Andachten halten, kommen ihm in den Sinn. Männer mit grauen Bärten, die Weihrauchgefäße schwenken. Schwermütige Gesänge. Gebete. Gibt es da oben wirklich jemanden? Nicht für mich, denkt er. Aber für sie, für Swetlana?

Er hört, wie sich Schritte leise entfernen. Die Hoftür fällt ins Schloss. Eine andere öffnet sich quietschend und Michail vernimmt das Knallen der Stiefel auf dem Steinboden. Es müssen mindestens fünf Mann sein. Zu viel der Ehre. Befehle werden gebrüllt, und das typische Klacken, das beim Entsichern eines Gewehrs entsteht, schallt fünffach durch den Hof.

Michail schickt seinen letzten Gedanken auf die Reise. Wenn jemand da oben ist und mich hört: Pass auf sie auf!

Noch ein Kommando. Die Salve kracht. Er spürt die heftigen Schläge an seiner Brust. Stürzt zu Boden. Rippen und Bauchdecke brennen, aber er fühlt keinen inneren Schmerz. Ist es so, tot zu sein? Ein letzter ferner Befehl dringt an sein Ohr, dann wieder das Hämmern der Stiefel auf dem Boden, leiser werdend, und eine Tür, die ins Schloss fällt. Er atmet, er lebt. Ratlos zerrt er an seinen Fesseln. Aus einer anderen Ecke des Hofes nähern sich leisere Schritte. Jemand bleibt neben ihm stehen. Michail hört, wie die Person etwas aufhebt. Jetzt weiß er Bescheid. Hartgummigeschosse und Platzpatronen. Dann hört er die schneidende, kehlige Stimme.

»Soldat. Du bist jetzt tot. Du hast aufgehört zu existieren. Im offiziellen Bericht für deine Verwandtschaft wird es heißen, du bist zusammen mit deinen tapferen Kameraden bei einem Rebellenangriff getötet worden. Für die Militärrichter bist du bereits in einer Holzkiste auf dem Weg in ein Grab der Unehrenhaften. Jetzt steh auf und folge mir. Es warten wichtige Aufgaben auf dich.«

Michail muss sich nicht gedulden, bis seine Augenbinde abgenommen wird, um zu wissen, wem diese Stimme gehört.