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Hamburg

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Simon betrachtete die Zellkulturen, erhöhte die Vergrößerung, sah Veränderung, Wachstum, Bewegung. Leben. Hinter Glas. Winzig klein. Sorgfältig getrennt von dem anderen Leben, dem da draußen. Bewacht, beschützt, Leben, von Menschenhand gemacht unter immensem technischem Aufwand. Leben, gemacht von ihm. Lebendig gehalten von Simon und seinen Apparaten, seinen ganz speziellen Brutschränken. Er war der Herr über dieses Leben. »Ich baue euch ein Nest, in dem ihr noch viel weiter wachsen könnt«, flüsterte er, als könnten die Zellen ihn hören und niemand außer ihnen sollte seine Worte verstehen. Aber Zellen, die zuhören, gibt es nicht; nicht auf Erden. Trotzdem sprach er weiter. »Ihr habt Glück, so wie ich kann das sonst keiner auf der Welt. Fühlt euch ganz zu Hause.«

Das Telefon klingelte. »Haydeck?«

»Guten Morgen, Herr Doktor. Ich habe Neuigkeiten vom Chef.«

Die nervensägende Stimme von Frau Hildebrand. Ausgerechnet.

»Der Professor bittet Sie, das Seminar am Eibsee nächste Woche für ihn zu übernehmen«, sägte und säuselte sie. »Wichtige andere Verpflichtungen, Angelegenheiten, die keinen Aufschub dulden, Sie wissen schon.«

Ja, ärgerte sich Simon, ich weiß. Andere Verpflichtungen. Immer extrem wichtig. Ein paar Tage Ski in Kitzbühel, im Sommer ein Golfwochenende mit Sponsoren. Im offiziellen Sprachgebrauch ›Beschaffung von Drittmitteln‹ genannt. Ich habe auch wichtige Angelegenheiten, die keinen Aufschub dulden, dachte er. Von denen ihr glücklicherweise nichts ahnt. Nichts ahnen dürft.

»Wenn’s sein muss«, sagte er mit gebremster Höflichkeit. »Wann soll’s denn losgehen?«

»Freitag früh. Anreise Donnerstag. Vorträge von neun bis siebzehn Uhr, Ihr Auftritt ist um dreizehn Uhr dreißig, gleich nach der Mittagspause. Samstag Kleingruppenarbeit, ein schöner Abend für Sie und Sonntag zurück. Sie kennen das ja. Und, Doktorchen, ich habe natürlich alles schon für Sie gebucht.«

»Oh, wie fürsorglich«, schnarrte Simon. Jetzt zuckersüß und sonst eine Intrigantin allererster Güte. Aber man sollte es sich mit dem alten Drachen keinesfalls verscherzen, dazu war ihr Einfluss auf seinen Chef Professor Niemüller zu groß. Besser, niemand steckte seine Nase tiefer in Simons Angelegenheiten. Keiner durfte wissen, dass er gerade dabei war, an Niemüller vorbei in wahrhaft spektakuläre Gefilde der Forschung vorzustoßen. Mit Ergebnissen, die alles, was Niemüller je geleistet hatte, wie läppischen Kinderkram aussehen ließen.

»Danke, ich komme morgen im Sekretariat vorbei und hole mir die Sachen ab.« Heute war Donnerstag. Also gerade mal noch eine Woche zur Vorbereitung. Na toll. Seufzend strich sich Simon durch sein kurzes dunkelblondes Haar. Aber anderseits waren drei Tage in den Alpen um diese Jahreszeit auch nicht zu verachten. Ungewöhnlich kalt war dieser Februar auch in Hamburg, und in den Bergen würde wenigstens Schnee liegen. Nur Katja würde ihm wohl wieder die Hölle heißmachen. Wie üblich.

Das Unikat - Thriller

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