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Brandenburg
Оглавление»Sind wir hier auf Frankensteins Ponyhof? Oder Greysons kleiner Horrorfarm?«, platzte es aus Simon heraus, als sie auf das Haus zugingen. »Was um Gottes willen haben Sie mit diesen Tieren angestellt?«
Miriams Gesicht lief dunkelrot an. »Also, ich weiß gar nicht, warum Sie … Gefallen sie Ihnen denn nicht?«
»Wir haben sie ein wenig verbessert«, kam ihr Greyson zur Hilfe, der sie an der Tür erwartete.
»Ach so, ein wenig verbessert«, echote Simon höhnisch. »So in der Art wie man in der Automobilindustrie Modellpflege macht?«
Greyson blieb ganz gelassen. »Pferde sind groß, kräftig, schnell und trotzdem haben sie jede Menge Angst«, dozierte er. »Sie sind nervös, scheuen, werfen manchmal ihre Reiter aus nichtigem Anlass ab und rennen davon. Und warum? Weil sie zu wenig Grips haben. Weil sie gar nicht wissen, wie stark sie eigentlich sind. Und … weil ihnen etwas richtig Wirksames zu ihrer Verteidigung fehlt.«
»Und Sie spielen hier den lieben Gott und verpassen ihnen die entsprechende Zusatzausstattung?« Simon konnte seinen Zorn kaum besänftigen, aber etwas Fremdartiges, Undefinierbares mischte sich in seine Aufgeregtheit hinein. Der Schreck, dass ihm das Pferd hätte die Finger abbeißen können? Das Unbehagen angesichts einer zügellosen Wissenschaft? Das schlechte Gewissen, weil ihm plötzlich klar wurde, dass hier nur im Großen praktisch umgesetzt wurde, was seine eigene »reine« Wissenschaft im stillen Kämmerchen seit langem theoretisch verfolgte? Doch nicht gar die Faszination der Möglichkeiten, die sich hier offenbarten? Die Neugierde des Forschers beim Öffnen der Büchse der Pandora? Die elektrisierende, fast rauschhafte Erregung, die sich ihm aufdrängte, wenn er sich vorstellte, wie andere hier an den Geheimnissen des Lebens rütteln konnten, nicht, wie er, nur heimlich im wohlgehüteten Nebenraum seines Hamburger Labors, sondern frei und ungehindert? Also Neid? Hoffnung? Bange Erwartung?
»Nun, sagen wir: Wir machen das, was ein guter Züchter auch macht, nur erheblich schneller«, sagte Greyson sanft, »und wir können außerdem genau das tun, was er liebend gerne machen würde, aber niemals schaffen wird.«
Simon legte sich gerade eine Argumentation über Ethik und Verantwortung in der Wissenschaft zurecht, wie er sie auf Seminaren und Kongressen schon so oft vorgetragen hatte, als sich unvermittelt Miriam einschaltete. »Ich glaube, nach dem Ausritt wäre jetzt eine Dusche genau das Richtige«, sagte sie, »und Dr. Haydeck wird sich sicher auch ein wenig ausruhen wollen, oder?«
»Natürlich«, setzte Greyson nach. »Miriam wird Ihnen sogleich Ihr Zimmer zeigen. Und um 19 Uhr stelle ich Ihnen die Mitarbeiter unseres Forscherteams vor. Dann ist die beste Gelegenheit, alle Fragen zu diskutieren.«
Eine kurze Abfrage bei seinen müden Beinen und dem nassgeschwitzten Rücken machte Simon ein zustimmendes Nicken leicht. Fragen und In-Frage-Stellen konnte er später.