Читать книгу Deutsch-kroatische Sprachkontakte - Aneta Stojic - Страница 15
3.2 Germanisch-slawische Kontakte
ОглавлениеEs ist bekannt, dass die slawischen Völker noch vor der Völkerwanderung in ihr Idiom einige hundert germanische Entlehnungen übernommen haben. Diese Problematik wurde ausführlich sowohl von Slawisten als auch Germanisten untersucht.1 Da es keine schriftlichen Aufzeichnungen aus dieser Zeit gibt, gibt es unterschiedliche Interpretationen bezüglich der genauen Datierung des Beginns dieser Sprachkontakte. Einige Sprachwissenschaftler (Kiparsky, 1934; Golab, 1992) denken, dass einige Wörter im Urslawischen noch aus dem Urgermanischen übernommen wurden. Tatsache ist, dass es einige urslawische Germanismen nicht im Gotischen gibt (vgl. Matasović, 2000: 129). Die wahrscheinlichste und verbreitetste Hypothese ist, dass es zum Einfluss der germanischen Sprache auf das Urslawische frühestens im 2. Jahrhundert nach Christus zur Zeit der Expansion der Goten vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer kommen konnte. Auf diesem Gebiet waren zu dieser Zeit die Urslawen ansässig. Die meisten Lehnwörter, die im Urslawischen erscheinen, sind aus dem Gotischen, Balkangermanischen und aus den westgermanischen Mundarten ins Urslawische gekommen. Dieser Einfluss zeigt sich in den sog. gemeinslawischen Entlehnungen, bei denen es noch keine einzelsprachliche Differenzierung gibt (vgl. Strieder-Temps, 1958: 6). Das sind allslawische deutsche Lehnwörter,2 d.h. germanische Wörter, die in alle slawischen Sprachen entlehnt wurden, wie beispielsweise:
kro. badanj3 < germ. budin, ahd. butin(a), nhd. Bütte;
kro. bukva < germ. *bokaz/*boko, nhd. Buche;
kro. čabar < ahd. zubar/zuibar, nhd. Zuber;
kro. gredelj < ahd. grintil, nhd. Grendel;
kro. hiža < got. *husa, nhd. Haus;
kro. hljeb < germ. *χlaibaz, got. hlaifs «panis», nhd. Laib;
kro. javor < germ. *ahurna, ahd. ahorn;
kro. kabao < ahd. *kubil, nhd. Kübel;
kro. kupiti < got. kaupon, nhd. kaufen;
kro. lihvar < got. leihvan, nhd. leihen;
kro. lug (pepeo) < ahd. louga, nhd. Lauge;
kro. mito < got. mōta, ahd. mūta, nhd. Maut;
kro. pila < germ. *finhlo, ahd. fila, nhd. Feile;
kro. plug < got. *plōgs, ahd. pluoc, nhd. Pflug;
kro. skot < germ. *skattaz, got. skatts «Geld», ahd. skaz, nhd. Schatz;
kro. skut < got. *skauts, nhd. Schoß;
kro. uborak < ahd. ambar, eimbar, nhd. Eimer usw.
Neben diesen Entlehnungen, die ein Zeugnis über die kulturellen Beziehungen zwischen Germanen und Slawen ablegen, gibt es auch eine Reihe von Wörtern, die auf die Kriegsorganisation der Germanen, die von den Slawen übernommen wurde, hinweisen (Žepić, 1996: 212):
kro. bradva < germ. barda, nhd. Barte;
kro. brnjica < got. brunjo, ahd. brunja, nhd. Brünne;
kro. knez < urgerm. *kuningaz oder got. *kuniggs, nhd. König;
kro. puk < germ. plŭkŭ, nhd. Volk;
kro. vladati < ahd. waltan, nhd. walten;
kro. mač < got. mēkeis, nhd. Schwert.