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4 Deutsche Lehnwörter im Kroatischen

4.1 Identifikation deutscher Lehnwörter

Es wurde schon in der Einleitung hervorgehoben, dass ein wichtiger Faktor bei der Beschreibung des Einflusses der deutschen Sprache auf die kroatische die Bestimmung der integrierten lexikalischen Einheit in der Nehmersprache als Replik ist. Deshalb wird neben der Identifikation der lexikalischen Einheit in der Nehmersprache auch die Identifikation der zugrundeliegenden lexikalischen Einheit in der Gebersprache, die als Modell diente, vorgenommen. Das bedeutet also, dass sich Modell und Replik gegenseitig bedingen. In vielen Fällen stellt die Identifikation der deutschen Entlehnungen sowie die Identifikation des Modells ein Problem dar. Obwohl bisher die wichtigsten Grundlagen zu den deutsch-kroatischen Sprachkontakten vorliegen, gibt es keine Belege über die sprachliche Kompetenz und den Sprachgebrauch der Sprecher der Gebersprache zum Zeitpunkt des Sprachkontaktes. Somit gründet die Verbindung der Replik mit dem Modell oftmals nur auf einer Annahme. In einigen Fällen hat sich die Replik zudem in ihrer phonologischen Form in dem Maße von der phonologischen Form des Modells entfernt, dass die Rekonstruktion weder mit Hilfe etymologischer noch Dialektwörterbücher möglich ist.1 Deshalb wird nachfolgend, wie in den meisten Beiträgen über den Einfluss des Deutschen auf die kroatische Sprache, für die Großzahl der Wörter von der deutschen Standardvarietät ausgegangen, was aus methodologischen Gründen gerechtfertigt erscheint. Wie aus dem Kapitel über den gesellschaftlich-geschichtlichen Kontext der deutsch-kroatischen Sprachkontakte klar hervorgeht, liegt diesen Kontakten vorwiegend die süddeutsche Varietät bzw. der bairisch-österreichische Dialekt zugrunde. Nach Žepić (1996: 93) ging es bei der deutschen Sprache auf dem kroatischen Gebiet immer um das österreichische Deutsch. Beweis dafür liefert die Analyse der Beschreibungen der Aussprache einzelner Laute in deutschen Grammatiken und Wörterbüchern kroatischer Autoren.2 So wird beispielsweise die Aussprache des Lautes e als a vorgeschrieben, ä als a, o zwischen o und a sowie e für alle e-Diphthonge, was auf die Charakteristika der bairisch-österreichischen Dialekte hinweist. Neben phonologischen Merkmalen der bairisch-österreichischen Dialekte gibt es auch morphologische Merkmale (z.B. die Deminutivbildung mit den Suffixen –l, -el, -erl, die typisch für bairisch-österreichische Dialekte ist), sowie lexikalische Besonderheiten (z.B. die Austriazismen fras, jauzn, sajtlik, deren Modelle Fras, Jause, Seitel lauten). Ebenfalls muss bedacht werden, dass für manche Repliken das Modell nicht im heutigen Standarddeutsch zu suchen ist, sondern in älteren Formen wie z.B. für copra (vom mhd. zouberin, heute Zauberin) oder firnajz (vom frühnhd. firnais, heute Firniss). Deshalb werden bei solchen evidenten Entlehnungen zum Modell auch Angaben zur sprachlichen Varietät und der Zeit der Entlehnung gegeben.

Gewisse Schwierigkeiten bei der Bestimmung der wahren Herkunft der Entlehnung bereiten auch die etymologischen Angaben in den kroatischen Wörterbüchern, insbesondere, wenn es um die genaue Angabe der Gebersprache bei indirekten Entlehnungen mit verschiedenen lautlichen und wortbildenden Varianten geht. In manchen Wörterbüchern wird bei solchen Wörtern diejenige Sprache als Herkunft angeführt, die zuletzt vermittelte. Ein Beispiel dafür ist das Wort palačinka, neben dem im Wörterbuch von Klaić (1988) die Angabe mađ. (ung.) steht, was nicht ganz korrekt ist, weil dieses Wort in die kroatische Sprache durch Vermittlung der österreichischen Varietät gelangte und das Modell somit Palatschinke lautet. Auch dieses ist eine Entlehnung aus dem ungarischen Wort palacsinta, und dieses wiederum aus dem Rumänischen placintǎ. Das rumänische Wort geht auf die lateinische Form placenta zurück (Talanga, 1996: 32). Im Wörterbuch von Anić (2005) wird manchmal die Mittlersprache angegeben, so steht beispielsweise beim Wort huncut als Herkunftssprache Deutsch und Ungarisch. Dieses Verfahren ist jedoch nicht konsequent. So wird, wie im Wörterbuch von Klaić, zum Wort palačinka wieder nur das Ungarische als Gebersprache angeführt. Es kommt sogar vor, dass die Etymologie bei manchen Entlehnungen falsch oder mangelhaft angeführt ist, was die Bestimmung der Gebersprache noch mehr erschwert. So ist beispielsweise im Wörterbuch von Anić (2005) das Wort bajbok, bajbuk als Orientalismus gekennzeichnet, obwohl es auf das deutsche Syntagma bei Wache zurückgeht. Šonje (2000) ist ebenfalls inkonsequent, wenn es um etymologische Angaben, insbesondere hinsichtlich der Mittlersprache, geht. Beispielsweise wird zum Stichwort roštilj Ungarisch als Herkunftssprache angeführt, obwohl es die Mittlersprache war, während das Deutsche als Gebersprache überhaupt nicht angeführt ist. Andererseits wird beim Stichwort štrajk das Englische als Herkunftssprache angeführt, obwohl dieses über das Deutsche in die kroatische Sprache gelangte. Beim Wort šal wird als Herkunftssprache das Iranische angeführt, das Englische als Mittlersprache, das Deutsche überhaupt nicht, obwohl es aus dem Deutschen ins Kroatische übernommen wurde. Aus allen diesen Gründen erfolgt die Klassifikation der deutschen Entlehnungen nach ihrer Herkunft aufgrund der Analyse der oben angeführten Wörterbücher sowie für alle Wörter, die das Deutsche aus anderen Sprachen entlehnt hat, aufgrund der Angaben im Deutschen Wörterbuch (1994) von Gerhard Wahrig.

Deutsch-kroatische Sprachkontakte

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