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3.6.3 Slawonien

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Ein anderes sprachliches Bild präsentierte sich in Slawonien. Der Stadtbevölkerung fehlte das autochthone Element, weil sie größtenteils aus den Zuwanderern der anderen Länder der Monarchie bestand. Die Situation in der Stadt Osijek war wegen ihrer geographischen Lage spezifisch, vor allem nach der Befreiung von den Türken. Seither wurde die Stadt in den darauffolgenden zwei Jahrhunderten im Zuge mehrerer großer Wellen von deutschen Siedlern besiedelt, so dass sie ca. 50 % der Bevölkerung ausmachten. Zählt man noch einige Tausend Juden, die größtenteils Deutsch sprachen, sowie das dort stationierte Militär, das vorwiegend aus deutschen Soldaten bestand, dazu, liegt der Schluss nahe, dass Deutsch zu dieser Zeit dominierte (Kordić, 1991: 89). Die deutsche Umgangssprache prägte vor allem die bairische und österreichische Varietät, aber es gab auch andere deutsche Dialekte, die die deutschen Einwanderer sprachen. In dieser sprachlichen Umgebung entwickelte sich in den täglichen regen Kontakten der Träger unterschiedlicher Kulturen und Sprachen ein besonderes Idiom des Deutschen, das Essekerische,1 heraus (Petrović, 2001: 4). Diese Sprechart gebrauchten die Angehörigen der unteren sozialen Schicht, vor allem Deutsche, mit der Zeit jedoch auch die anderen Einwohner Osijeks. Auch heute existieren noch einige Varianten, abhängig vom deutschen Dialekt, der als Grundlage für dieses Idiom diente, aber auch wegen der Intensität des Einflusses, den die autochthone Bevölkerung der Stadt ausübte. Das Essekerische entstand auch im Umkreis der ungebildeten deutschen Einwanderer, so dass seine sprachliche Struktur von der deutschen Standardsprache abweicht, z.B. im Bereich der Adjektivendungen:2 Majn anciga Anton, sou a lat! (Mein einziger Anton, so ein Leid!); Main jingere soun hot a klana pub (Mein jüngerer Sohn hat einen kleinen Buben) u.a. Osijek wurde im Laufe des 19. Jh. zum Mittelpunkt des Druckwesens für ganz Slawonien, wobei auch auf Deutsch publiziert wurde, z.B. die Zeitungen Der Volksredner, Esseker Lokalblatt, Landbote, Die Drau, Slawonische Presse, Esseker allgemeine Zeitung. Es wurde auch die deutschsprachige Literatur gepflegt. So veröffentlichte der deutsche Schriftsteller Roda Roda, der in Slawonien aufwuchs, seine ersten Bücher in den deutschen Zeitungen Die Drau und Slawonische Presse. Auch im Stadttheater von Osijek gab es Aufführungen in deutscher Sprache. In anderen Teilen Slawoniens entstanden deutsche Dorfsiedlungen, die ihre eigenen Schulen hatten, so dass sich ihre Einwohner im nationalen Sinne als Deutsche empfinden konnten. Das kroatische „Deutschtum“ war eine gesellschaftliche Konvention der oberen gesellschaftlichen Schicht, ein Prestige der herrschenden Klasse. Das Deutsche, das in unterschiedlichen kroatischen Gebieten gesprochen wurde, darf jedoch nicht als eine homogene Sprache betrachtet werden.

Deutsch-kroatische Sprachkontakte

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