Читать книгу Deutsch-kroatische Sprachkontakte - Aneta Stojic - Страница 6

Оглавление

1 Einleitung

Begegnung und Austausch weltweit bringen unterschiedliche Kulturen und somit auch Sprachen in Kontakt. Kaum eine Sprache der Welt konnte dem Einfluss anderer Sprachen entgehen. Kulturkontakte gab es in der Menschheitsgeschichte immer und überall, sei es direkt oder indirekt, langjährig, also intensiv, oder auch nur kurz oder sporadisch. Dauern Kontakte lange, kommt es unweigerlich zur Übernahme von Sprach- und Kulturgut aus den Sprachen, die gemeinsam in Kontakt stehen. Nach Bloomfield (1969: 445; 2001: 531) lernt jede Sprachgemeinschaft von ihren Nachbarn durch den Austausch von Naturgegenständen und künstlich hergestellten Gegenständen, der Übernahme von Aktivitäten wie handwerklichen Techniken, Kriegspraktiken, religiösen Ritualen oder individuellen Moden. Diese kulturelle Diffusion hat auch eine sprachliche Expansion zur Folge. Zusammen mit Gegenständen oder Praktiken werden oft die sprachlichen Formen, die sie benennen, von Volk zu Volk weitergegeben. Einzelne Sprachen hatten in bestimmten geschichtlichen Epochen und in bestimmten Gebieten eine dominante Position in der internationalen Kommunikation. Das Deutsche übte im Laufe der Geschichte im europäischen, insbesondere mittel- und südosteuropäischen Raum über einen sehr langen Zeitraum eine wichtige Rolle auf verschiedenen Niveaus aus. Aufgrund der politischen Situation war es außerdem die Amtssprache in vielen Ländern Mittel- und Südosteuropas (Ivanetić/Stojić, 2009: 99f). Die Spuren sind heute noch in den Sprachen dieser Länder zu sehen, machen sich aber auch in den Nationalkulturen Mittel- und Südosteuropas bemerkbar (Stojić, 2013: 284).

Auch die kroatische Sprache ist durch gesellschaftliche und geopolitische Umstände im Laufe ihrer gesamten Geschichte mit europäischen Sprachen, insbesondere aber der deutschen Sprache, in direkten und indirekten Kontakt gekommen. Kroatien war über mehrere Jahrhunderte politisch und kulturell mit dem Habsburgerreich verbunden, was Spuren in allen Bereichen – vor allem aber in der Sprache – hinterlassen hat. Dies kann sich auf eine Richtung beschränken, kann aber auch wechselseitig sein. Der Einfluss der deutschen Kultur und Sprache auf die kroatische lässt sich auf allen Ebenen der Sprache feststellen: auf der morphologischen, semantischen, lexikalischen und stilistischen, wobei die lexikalische Ebene am meisten von diesem Einfluss betroffen ist. Die Lexik stellt nämlich im Unterschied zur Grammatik den offensten und dynamischsten Teil der Sprache dar und unterliegt somit ständigen Veränderungen, so auch der Übernahme fremden Wortgutes. Die Resultate können dabei evident in Form von Lehnwörtern oder latent in Form von Lehnprägungen sein. Bei beiden spielte die deutsche Sprache eine zweifache Rolle: Sie diente als Gebersprache, war aber auch Mittler bei Entlehnungen aus klassischen und anderen europäischen Sprachen. So kommt es zur direkten und indirekten Entlehnung (Filipović, 1986: 50f). Bisher wurden diese Resultate in unterschiedlichen Untersuchungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Alle diese Beiträge leisten einen wertvollen Beitrag zur Darstellung und Analyse der deutsch-kroatischen Sprachkontakte. Insbesondere auch deshalb, weil sie unter anderem deutsche Lehnwörter im Kroatischen anführen und auf diese Weise einen Einblick in ihre Schichtung geben.

Deutsch-kroatische Sprachkontakte

Подняться наверх