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Lebensweisen: Einfluss auf die innere Ordnung
ОглавлениеWas heute häufig so flott mit »lifestyle«-Medizin etikettiert wird, ist das uralte Wissen, dass Gesundheit etwas mit innerer und äußerer Ordnung zu tun hat. »Erst als man den Zustand ihrer Seelen kannte und da Ordnung hineinbrachte, ging es mit den körperlichen Leiden auch besser«, ist zum Beispiel ein Satz des Seelsorgers Sebastian Kneipp. Ihm ging es aber nicht nur um ein harmonisches Verhältnis von Geist und Körper, sondern auch um Verhältnismäßigkeit: »Im Maß liegt die Ordnung, jedes Zuviel und jedes Zuwenig setzt an Stelle von Gesundheit Krankheit.« Oder: »Untätigkeit schwächt, Übung stärkt, Überlastung schadet.«
In unserer Zeit erfahren seine Aussagen neue Aktualität, denn Ressourcenknappheit und die Überschreitung planetarer Grenzen haben die Menschheit mit der Klimakrise an den Rand eines Abgrunds geführt. Nachhaltigkeit und eine andere Form des Wirtschaftens erweisen sich als notwendig, um das Leben auf diesem Planeten zu bewahren. Das gilt auch für körperliche Ressourcen, hat die Covid-19-Pandemie gezeigt.
Die Befähigung zu einer geordneten Lebensführung, die die geistigen und körperlichen Aspekte des Menschseins gleichermaßen beachtet und die im Alltag maßvolle Entscheidungen trifft, stand für Sebastian Kneipp im Zentrum seines Therapiekonzepts. Die Patienten sollten als aktive, selbstverantwortliche Menschen zu Experten ihres eigenen Lebens werden. Gesundheit wurde gewissermaßen zum Projekt in eigener Sache, das es ein Leben lang zu verfolgen galt. Das ist auch das eigentliche Ziel des 6-Wochen-Programms in diesem Buch: Sie zu Experten für sich selbst zu machen.
In der modernen Integrativen Medizin folgt die Ordnungstherapie immer noch den Prinzipien, die der Schweizer Arzt Max Bircher-Benner, beeinflusst von Kneipp, für sie formuliert hatte. Kranke Menschen sind in ihrer Ganzheit zu sehen und zu behandeln. Ein Mittel dafür ist die Regulierung von in Unordnung geratenen Lebensaspekten und den damit verbundenen Regelkreisläufen – also ein Übermaß von Stress oder ein Mangel an Schlaf. Langfristig geht es immer darum, die Selbstregulationsfähigkeit zu stärken und damit die Selbstheilungskräfte zu aktivieren, sprich Resilienz zu steigern. Das geschieht durch
Rhythmisierung von An- und Entspannung
Stressreduktion
Vollwertige Ernährung
Ausreichende Bewegung
naturheilkundliche Selbsthilfestrategien (zum Beispiel Hausmittel und Wasseranwendungen)
In der modernen Ordnungstherapie werden den Patienten die Zusammenhänge zwischen ihrem Verhalten und ihrer Gesundheit bewusst gemacht. Sie lernen neue, gesundheitsförderliche Verhaltensweisen und werden motiviert, diese in ihren Alltag zu integrieren. Neben der Information ist hier vor allem die Übung wichtig, um Erfahrungen zu vermitteln und dadurch eine wirksame Verhaltensänderung anzuregen und zu begleiten.
Den richtigen Rhythmus finden: Bewegung ohne Leistungszwang ist besonders gesund.