Читать книгу Hallo Körper, du kannst das! - Anna Paul - Страница 17

Unser Lebensstil wirkt dabei bis tief hinein in die Zellen und bis hinein ins Erbgut, das wir an unsere Kinder weitergeben. So entdeckte der amerikanische Gerontologe Leonard Hayflick in den 1960er-Jahren, dass Körperzellen beim Menschen und anderen Säugetieren sich nur begrenzt oft teilen können. Geregelt wird diese Begrenzung durch die Länge der Chromosomen-Enden, die sogenannten Telomere, die sich bei jedem Teilungsvorgang verkürzen, bis sie zu kurz sind, um eine weitere Teilung zu ermöglichen. Das lässt sich für Zellen in der Haut, im Blut, in Magen und Darm, in den Nieren und Nebennieren sowie in Leber und Milz nachweisen. Verbindungen zwischen starker Telomerverkürzung und dem Auftreten von Krankheiten wurden zum Beispiel für Arteriosklerose, Krebs- und Lebererkrankungen beschrieben.

Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, dass die Telomere sich weniger schnell verkürzen. So konnten der amerikanische Kardiologe Dean Ornish und sein Team zeigen, dass eine Umstellung auf vegetarische Ernährung, regelmäßige, moderate Bewegung und gezielte Stressbewältigung bei Patienten mit einem wenig aggressiven Prostatakrebs positiv wirkte. Einer der Gründe: Das Enzym Telomerase, ein Reparaturenzym, erhöhte seine Aktivität, gleichzeitig nahm das schädliche LDL-Cholesterin ab und psychischer Stress wurde weniger. Auch nach einem dreimonatigen Meditations-Retreat ließen sich ähnliche Erfolge messen. Die Beteiligten gaben auch an, mehr Sinn im Leben zu sehen und mehr Einfluss auf ihr Lebensgeschehen zu empfinden. Bei Frauen mit Brustkrebs, die ein meditatives Achtsamkeitsprogramm absolvierten, erwies sich, dass zum Beispiel die Immunzellen durch eine Zunahme der Telomerase um bis zu 17 Prozent aktiviert wurden.

Mit zunehmendem Lebensalter mehren sich die entzündlichen Prozesse im Körper. Altern wird von einigen Autoren deshalb mit dem Voranschreiten leichter, im ganzen System verteilter entzündlicher Prozesse gleichgesetzt, die sich noch nicht als Krankheit bemerkbar machen. Sie sind abhängig von der Stressbelastung. Ziel eines gesunden Lebensstils ist es, Entzündungen im Körper möglichst gering zu halten, denn auf Dauer tragen sie zur Ausprägung chronischer altersabhängiger Leiden wie beispielsweise Arthritis, Alzheimer, Arteriosklerose, Osteoporose, Muskelabbau und Diabetes mellitus bei. Sie werden auch als mögliche Ursache für die mit dem Alter zunehmenden Krebserkrankungen gesehen. So findet man bei Hochbetagten, die keinen Krebs haben, genetische Marker, die Entzündungsprozesse reduzieren. Stressreduktion scheint die Signalketten der Krebsentstehung auf jeder Stufe beeinflussen zu können: bei Zellveränderung, Wanderung, dem Einbruch in Gewebe, der Ausbildung von Gefäßen zur Nährstoffversorgung und der Vermehrung.