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Weber heute: New Public Management
ОглавлениеHeute ist der/die Bürger/in nicht mehr Bittsteller/in, sondern »Kund/in«, und auch Verwaltungen mussten sich durch hohen Kostendruck der Städte und Gemeinden mit dem Thema Effizienz auseinandersetzen. Die Konzepte des New Public Management (NPM) entwickelten sich in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren (Gruening, 2001). Anders als beim Bürokratiemodell handelt es sich nicht um ein neues einheitliches Modell. NPM steht eher als Sammelbegriff für eine weltweite Reformbewegung von Staat und Verwaltung und der damit verbundenen Vielzahl von Reformelementen und Reformtrends (Proeller & Krause, 2016). Unter NPM werden solche Bestrebungen verstanden, die postulieren, dass der öffentliche Sektor so reorganisiert werden sollte, dass sein Management, das Berichtswesen (reporting) und das Finanzmanagement stärker an Wirtschaftsmethoden ausgerichtet und damit effizienter werden sollen (Dunleavy & Hood, 1994).
Die zentralen Beschreibungsmerkmale sind nach Gruening (2001) als äußerer Einflussfaktor vorgenommene Budgetkürzungen und damit verbunden das Leistungsprinzip, Leistungs-Audits, Privatisierung von Angeboten (wie z. B. der Energiebetriebe oder der Müllabfuhr/Recyclingbetriebe), die Betrachtung der Bürger/innen als »Kund/innen«, eine Dezentralisation, strategische Planung und Management, das Prinzip des Wettbewerbs (z. B. zwischen Krankenhäusern), Leistungmessungen, »contracting out«, verbesserte Buchhaltung, Nutzung von Informationstechnologien und mehr Flexibilität.
Die NPM-Bewegung lässt sich durch folgende Merkmale beschreiben:
a) eine Markt- und Wettbewerbsorientierung,
b) eine ziel- und ergebnisorientierte Steuerung (Outcome- und Outputorientierung),
c) dezentrale Grundstrukturen und
d) eine instrumentelle und verfahrensmäßige Orientierung am Unternehmensmodell und Wandel von der Binnenorientierung öffentlicher Verwaltungen hin zu Kund/innen- bzw. Bürger/innenorientierung (Proeller & Krause, 2016).
Damit endet das Kapitel zur Industrialisierung, zum economic man und den Organisationstheorien und Verwaltungsleitlinien, die den Anfang des 20. Jhd. prägten und noch bis heute nachwirken. Wir wenden uns nun den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den 1920er und 1930er Jahren zu und den daraus resultierenden Theorien rund um das Menschenbild des »social man«.