Читать книгу Heile, Heile München - Arik Steen - Страница 12

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Sind wir bereit für Veränderungen? Im Leben kommt es immer wieder zu einem Umbruch. Nur selten bleibt es in einem gleichförmigen Strom. Manchmal kommen Änderungen plötzlich, manchmal führen wir sie bewusst herbei und in anderen Fällen können wir gar nichts dafür. Dann, wenn das Schicksal zuschlägt. Ein Autounfall zum Beispiel, der Verlust eines geliebten Menschen oder die Erkenntnis über eine Krankheit, gegen die wir uns nicht wehren können. Manche Ereignisse verändern unser Leben gravierend. Majas Leben würde sich verändern. Für immer. Und sie hatte keine Chance sich dagegen zu wehren.

Die junge Frau erwachte. Erschrocken registrierte sie, dass irgendetwas passiert sein musste. Sie erinnerte sich nur vage. Sie wollte in dieses Auto einsteigen und dann?

Die Siebzehnjährige blinzelte. Helles unnatürliches Licht strahlte ihr entgegen und blendete sie. Wo war sie?

«Sieh einer an, sie ist wach», meinte eine Stimme. Es war der Modefritze, in dessen Auto sie steigen wollte.

Maja schaute sich erschrocken um und blickte in die wirklich kalt wirkenden Augen ihres Entführers. Tina hatte recht gehabt. Er war nicht der, für den er sich ausgab. Doch noch hatte sie die Situation nicht gänzlich erfasst. «Wo ... wo bin ich?», fragte sie schockiert. Sie versuchte die Arme nach vorne zu tun, merkte aber schnell, dass sie gefesselt war.

«Bei mir», meinte eine andere Stimme. Es erschien ein weiterer Mann. «Hallo Klara, mein Engelchen.» Er gab dem anderen Typ, der sie entführt hatte ein Zeichen. «Verschwinde, ich brauche dich nicht mehr.»

Der Entführer verließ süffisant grinsend den Raum.

Majas Herz pochte wie wild. Sie war richtig gut gefesselt. Sowohl an den Händen als auch an den Füßen. «Ich bin nicht Klara, Sie verwechseln mich.» Unglaubliche Panik machte sich breit. Angst erfasste ihren gesamten Körper. Sie schluckte schwer, ihr Puls raste.

«Du siehst aber aus wie sie ...», murmelte der Mann, der sie anstarrte. Eine Narbe verlief quer über sein Gesicht. Seine Stimme war unheimlich.

Maja erfasste eine Gänsehaut. Ein kalter Schauer huschte über ihren Körper. Der Mann, der sie entführte hatte, hatte zwar einen unheimlich stechenden Blick gehabt, der ihr Angst gemacht hatte. Aber dieser Mann mit der Narbe wirkte mehr als bedrohlich. Seine Augen funkelten mit einer Mischung von Begierde, Hass und Machtbesessenheit.

«Klara!», sagte der Mann erneut laut.

«Meine Mutter ... sie heißt Klara», fing Maja an zu weinen. Langsam wurde ihr bewusst, dass sie in einer ausweglosen Lage war. Ihr Leben hatte eine schreckliche Wende bekommen und sie konnte nichts dagegen tun.

«Herrgott. Ja, ich weiß», meinte der Mann. «Ich war ihr Freund. Drei Jahre lang. Da war sie so alt wie du ...»

Maja schluckte. Wo war sie? Und was wollte man von ihr? Und warum sprach er nun über ihre Mutter.

Der Mann mit der Narbe setze sich auf das Bett direkt neben sie. «Hat sie nie von mir erzählt? Ich bin Johnny.»

«Nein!», sagte sie leise und mit zittriger Stimme. Ihr ganzer Körper bebte vor Angst. Als er ihr nun so nahe war, kroch ein weiterer unheimlicher Schauer ihre Beine hinauf, über ihren Bauch bis zu ihrer Brust und dann an die Kehle. Es schnürte ihren Hals zu. Sie bekam kaum Luft.

«Das enttäuscht mich!», meinte er und es klang auch so. «Wir hatten eine schöne Zeit. Eine sehr schöne Zeit.»

«Ich ... ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nicht», stotterte Maja. Sie wollte nichts falsch machen. Sie wollte ihn nicht verärgern. «Vielleicht doch ...»

«Waren es denn so viele nach mir? Außer deinem Vater?»

«Ich ... ich weiß es wirklich nicht», jammerte sie. «Sie redet mit mir nicht über ihre ... früheren Beziehungen.»

«Schade, wirklich schade», murmelte der Mann und strich ihr über die Jeans, direkt an ihrem Oberschenkel. Sie hatte unverändert genau das an, was sie bei ihrer Shopping-Tour getragen hatte.

Für Maja war es wie ein elektrischer Schlag. Seine Berührungen machten ihr Angst. Ihr Hals fühlte sich noch immer so an, als hätte ihr jemand ein Band herumgelegt und würde sie zuschnüren. «Bitte. Ich habe Ihnen nichts getan ...», sagte sie leise. Die siebzehnjährige Frau hatte Angst, panische Angst. Tausende von Gedanken gingen durch ihren Kopf.

«Klara, Maja, spielt das eine Rolle? Ihr seid eins. Mutter und Tochter. Und du bist ihr verdammt ähnlich. Ich will euch.»

«Was ... was haben Sie mit mir vor?», fragte sie ängstlich. Vielleicht wollte sie die Antwort gar nicht wissen.

Er schaute sie grinsend an. «Wir werden viel Spaß haben, Kleines. Ich werde viel Spaß haben. Noch mehr als mit deiner Mutter. Dieser Hure. Die mit diesem Typen verschwunden ist. Diesem Christoph.»

«Er ... er ist mein Stiefvater», meinte Maja mit zittriger Stimme.

«Ja, nicht einmal das hat dieser Typ hinbekommen. Er hat deine Mutter nicht verdient. Zumal sie sich von jemand anderem hat schwängern lassen, bevor sie ... diesen Christoph geheiratet hat.»

Sie schaute ihn irritiert an. Sie wusste nicht, von was er sprach. Ihr war klar, dass Christoph nicht ihr leiblicher Vater war. Und dass es irgendwo natürlich mal einen anderen Mann gegeben haben musste. Aber ihre Mutter nie über ihren leiblichen Vater gesprochen. Sie hatte das Thema immer abgeblockt.

«Du kannst es wiedergutmachen, was deine Mutter verbockt hat», er grinste sie spöttisch an und öffnete dann ihre Fesseln. «Willst du das?»

«Ich ... ich weiß nicht», sie sprach leise. Sie wusste nicht, was er meinte.

«Nun, du hast eh keine andere Wahl. Du gehörst mir. Mir ganz alleine.»

«Bitte!», flehte sie. «Ich habe nichts getan. Lassen Sie mich frei ...» Noch nie in ihrem ganzen Leben war sie so verzweifelt gewesen und hatte dermaßen Angst.

Heile, Heile München

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