Читать книгу Heile, Heile München - Arik Steen - Страница 25
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ОглавлениеJohnny saß in seinem schweren Ledersessel hinter dem noch viel schwereren Schreibtisch aus Schwarznuss. Er schenkte sich einen Whisky ein und trank ihn dann in einem Zug. Sein Blick ruhte dabei auf Jakob Saibling, dem Waffenlobbyisten. Dann ging die Türe auf.
«Boss?», fragte einer seiner Männer.
«Wie auch immer er es geschafft hat, aber die Frau ist nicht tot.»
«Was?» Johnny stand auf, schenkte sich noch einen Whisky ein und ging dann auf seinen Angestellten zu. «Du verarschst mich?»
«Nein, Boss. Sie wurde getroffen. Aber nicht tödlich!»
Man konnte Jakob Saibling formlich aufatmen hören. Für ihn war das eine befreiende Nachricht.
«Und jetzt?», fragte Johnny.
«Die Polizei ist im Haus. Die Frau im Krankenhaus.»
«Die Kinder?»
«Vermutlich bei der Polizei!», meinte der Mann.
«Was für Schwachmaten seid ihr?», Johnny trank aus und warf das Glas quer durch den Raum. Der Effekt, den er erzielen wollte, trat jedoch nicht ein. Das Glas traf das Bücherregal und es fiel scheppernd auf den Boden, aber es zerbrach nicht. Johnny packte den Mann: «Habt ihr das Gewehr richtig ausgerichtet? Auf die gottverdammte Brust?»
«Ja, Boss!», meinte der Mann zitternd.
Johnny beruhigte sich wieder und wand sich an Jakob: «Wie auch immer. Dir sollte das dennoch Warnung genug sein, oder?»
Jakob nickte stumm. Ein Klebestreifen war über seinem Mund. Johnny entfernte ihn: «Eigentlich wollte ich an deiner Frau ein Exempel statuieren. Aber die Lage ist unverändert. Du weißt, dass ich deine Familie finde. Deine Kinder, deine Frau ... du wirst tun, was ich sage.»
Jakob nickte heftig. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn: «Ja, werde ich!»
«Du wirst mir genau sagen, wann die Lieferung eintrifft und die gottverdammte Maschine losfliegt.»
«Ich ...»
«Und du wirst mich genau darüber informieren wie viele Soldaten vor Ort sind, verstanden?»
«Ja!», seufzte Jakob: «Aber ...»
«Kein Wenn und kein Aber!», meinte Johnny und öffnete die Fesseln: «Sie werden dich nun zurück in dein Penthaus bringen. Die Polizei wird sich melden und Fragen stellen. Das hier hat nie stattgefunden.»
«Sie werden mich fragen, was mit meiner Frau war und meinen Kindern ist ... sie werden viele Fragen stellen.»
«Sicher. Lass deine Frau antworten. Das ist mir egal. Nur du wirst nichts sagen.»
«Ich verstehe nicht ...», Jakob rieb sich die Handgelenke.
Johnny schaute ihn wütend an und gab ihm eine Ohrfeige: «Wichtig ist nur, dass du verstehst, was du tun und sagen sollst. Du warst beruflich unterwegs. Dann hast du einen Anruf von der Polizei bekommen, wegen deiner Familie. Ansonsten weißt du nichts ...»
«Okay!»
«Bringt ihn raus!», sagte Johnny.
«Du darfst die Kontrolle nicht verlieren, Johnny», sagte eine Stimme. Eine Person, die bisher völlig teilnahmelos in einer Ecke in einem Sessel gesessen hatte, drehte sich um. Eine weißhaarige ältere Frau.
«Ich weiß, Mutter, ich weiß», meinte Johnny.
«Kontrolle ist das Wichtigste. Habe ich dich das nicht gelehrt?»
«Doch, Mutter.»
«Komm her zu mir», sagte sie und es war durchaus im Befehlston.
Er kam näher, setzte sich dann in den Sessel neben sie. Eine kleine Ecke in seinem Büro, die er extra für die alte Lady eingerichtet hatte. Hier saß sie manchmal und las ein Buch. Aber sie bekam alles mit. «Wenn wir die Waffen haben, dann beherrschen wir die Untergrundwelt einmal mehr.»
«Und die Drogen?»
«Die sind in den Boxen, die aus Afghanistan kommen.»
«Drogen, Waffen und Weiber», sagte die alte Frau: «Alles schön und gut. Aber was mir Sorgen macht, das sind deine Gefühle.»
«Meine Gefühle?», er schaute sie irritiert an.
«Deine Rachegedanken. Herrgott, kannst du dich davon nicht lösen?»
«Du verstehst das nicht, Mutter ...», meinte er und es klang fast entschuldigend. Seine Lippen waren schmal zusammengepresst.
«Nein, ich verstehe es nicht. Zumal dieser Hauptmann dir gefährlich werden kann. Das weißt du. Du solltest ihn nicht so reizen. Immerhin hat er dir heute gehörig in die Suppe gespuckt.»
«Sie müssen büßen», sagte Johnny gequält. Er wollte laut werden, das sah man ihm an. Aber der Respekt vor seiner Mutter war groß.
«Pff. Du bist doch verrückt. Du hast den Metzger umgebracht, der das doofe Ferkel damals geschlachtet hat. Wie krank muss man sein? Herrgott, du hast es doch auch gegessen.»
«Ich wusste es ja nicht», zischte Johnny wütend: «Du und Vater, ihr habt Rosa einfach diesem ... Mörder ... überlassen.»
«Wir hätten dir nie erlauben dürfen ihm einen Namen zu geben», seufzte seine Mutter: «Nein, Johnny. Du musst dich zusammenreißen. Diese Männer, sie tun, was du ihnen sagst. Und du führst dich auf wie ein Kind, dem man das Schäufelchen weggenommen hat.»
«Ich bin immer dankbar für deine Ratschläge», zischte er, «aber aus diesen Dingen halte dich heraus.»
«Du hättest vielleicht doch nach dem Einsatz zum Psychologen sollen. Herrgott, du warst schon immer ein wenig verrückt. Aber der Einsatz hat dich wahnsinnig gemacht.»
«Eine Wahnsinnigkeit, die mir das hier alles eingebracht hat. Die uns den Reichtum beschert hat», sagte er.
Sie nickte. «Da hast du wohl recht. Aber ein Wahnsinn, den du kontrollieren solltest. Weil er sonst dich kontrolliert.»