Читать книгу Heile, Heile München - Arik Steen - Страница 8
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Оглавление«Hallo?», fragte Daniel noch einmal. Nicht viele hatten seine Nummer.
«Sieben Soldaten, sie ziehen in die Schlacht, nur sechs kehren um, wer hätte das gedacht.»
«Wer ist da?»
«Du weißt, wer da ist.»
Es war ein unglaublicher Schauer, der den ehemaligen Offizier erfasste. «Das kann nicht sein!» Daniel stand auf. Er drückte sich durch die Reihe von Fans bis zur Treppe. Von dort ging er nach unten.
«Oh ... vieles, was wir glauben, dass nicht sein kann, ist so, wie es ist.»
«Du bist tot ...»
«Bist du das nicht auch?», die Stimme am anderen Ende lachte. «Man hat uns beide für tot erklärt ...»
«Mit dem Unterschied, dass ich dich habe sterben sehen!»,
«Ja. Das mag sein. Aber glaube mir, es ist keine Stimme aus dem Jenseits, die mit dir spricht.»
«Du bist ...»
«Hör mir zu, Hauptmann. Es war dein Befehl. Du hast mich zurückgelassen.»
«Weil ich dachte, dass du tot bist. Dachten wir alle. Und du warst es, der meinen Befehl verweigert hat. Ich habe Rückzug befohlen.»
«Du weißt, was die Taliban mit Soldaten macht, oder?»
Daniel blieb am Zaun vor dem Spielrand stehen. Weg von den Tribünen. Er wiederholte sich. «Ich dachte, du wärst tot. Ich war mir sicher.»
«Sagtest du bereits!», meinte die Stimme höhnisch. «Du hast dich verändert. Ich hätte dich fast nicht erkannt.»
«Was willst du?»
«Ich will, dass du leidest. Ich will dich vernichten.»
«Wir sollten uns treffen...», murmelte Daniel in den Hörer.
«Nein, sollten wir nicht. Aber du solltest dein Telefon bei dir behalten. Damit ich dich erreichen kann.»
«Hör mir zu, wir müssen ...»
«Dieser Kommissar», meinte die Stimme und unterbrach ihn. «Er ist ein Freund von dir?»
Daniel schaute sich um. Sein Blick fiel auf die Tribüne, wo Kriminalhauptkommissar Philipp Walter saß und zu ihm herüberschaute. «Nein, ein Freund ist er nicht. Ich habe keine Freunde.»
«Ach klar. Der unnahbare und gefühlskalte Hauptmann Adler. Er hat dich um einen Gefallen gebeten, richtig?»
Daniel hielt sich am Gitter fest. Verdammt. Woher wusste er das?
«Bist du noch dran?», fragte die Stimme.
«Ja, hat er.»
«Nun, das ist witzig, oder?»
«Was ist daran witzig?»
«Das Witzige an der Sache ist, dass du ihm nicht helfen willst. Aber du musst.»
«Wieso?»
«Weil ich es sage», meinte Jonathan Frankenwald am anderen Ende.
«Du bist doch verrückt. Warum sollte ich tun, was du mir sagst?», meinte Daniel spöttisch.
«Einen Toten gibt es. Und es wird weitere geben. Wenn du mich nicht aufhältst.»
Daniel runzelte mit der Stirn. «Du willst, dass ich dich aufhalte? Was soll dieses Psychospielchen, du gottverdammter Freak. Du weißt, dass ich ...»
«... mit Terroristen nicht verhandelst?», die Stimme lachte laut. «Ja. Da spricht der Hauptmann von damals.»
«Und auch nicht mit Psychopathen!», sagte Daniel deutlich. Eigentlich hätte er den Hauptfeldwebel nie als Psychopathen eingeschätzt, vielleicht ein wenig verrückt. Aber da war er sich im Augenblick gar nicht so sicher.
«Finde heraus, wer der Tote ist», meinte sein ehemaliger Untergebener. «Dann sehen wir weiter.»
«Wenn du frustriert bist, dann verstehe ich das. Wenn du eine Rechnung mit mir offen hast, in Ordnung. Dann komme vorbei und wir regeln das wie Männer. Aber lass diese Spielchen.»
«Oh, wir werden uns noch gegenüberstehen. Keine Angst.»
«Dieser Tote. Hast du ihn umgebracht?», Daniel presste seine Faust um das Barettabzeichen, das er immer noch in der Hand hielt. Es war ein eingetütetes Beweisstück, aber das war ihm zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Und im Grunde war es ihm auch egal.
«Er ist nur der Anfang. Ich werde München heilen. Von seinen Schuldigern», meinte die Stimme am Telefon und legte dann auf.
Daniel starrte verwirrt auf sein Handy. Er versuchte die Nummer zu sehen, aber sie war unterdrückt worden. Verdammt. Was war das nur für ein Scheißspiel? Er kannte den Mann. Besser als viele andere Menschen. Gemeinsam waren sie ihm Einsatz gewesen.
«Alles klar?», fragte plötzlich jemand neben ihm.
Daniel drehte sich überrascht um und blickte in die Augen von Kommissar Philipp Walter. «Ja ...»
«Du siehst so ...»
«Es ist nichts!», meinte Daniel zu rasch.
«Ich muss weiter!», seufzte Philipp und starrte auf das Spielfeld.
«Hey, würden Sie bitte Ihre Sitzplätze einnehmen?», fragte ein Ordner. Er hatte schon länger Daniel beobachtet, wie er dort vorne am Zaun telefoniert hatte. Nun standen dort zwei Männer und das war eindeutig zu viel.
«Kripo München», meinte Philipp und zeigte seine Marke. «Kümmern Sie sich um andere Sachen. Bitte!»
Daniel ging dennoch die sogenannte Stehhalle, wie die Tribüne sich nannte, Richtung Ausgang entlang. Der Kommissar folgte ihm.
«Wann kann ich die Leiche sehen?», fragte Daniel.
«Am besten sofort?»
«Ist das eine Frage oder eine Antwort, gottverdammt?»
«Ich denke nicht, dass du das Spiel hier verlässt.»
Daniel seufzte. Schaute noch einmal Richtung Spielfeld und nickte. «Ich komme mit. Jetzt gleich.»