Читать книгу Doppel-Infarkt - Arnulf Meyer-Piening - Страница 11
5.
Ablenkungsversuch
ОглавлениеDie trüben Gedanken hatte ich zur Seite geschoben. Ich musste positiv denken. ‚Du darfst dich nicht unterkriegen lassen musst dich den Herausforderungen stellen!‘
Eine Blume hatte etwas abseits von den anderen gestanden. Sie war schlank und von ein paar roten Blättern umgeben. Genau wie ein Kimono, der eine schlanke Japanerin wunderbar ziert und kleidet. Mikiko!
Mühsam hatte ich mich wieder erhoben und war langsam den Weg hinunter zum See gefolgt, es schien besser zu gehen. Ich konnte jetzt leichter atmen, spürte aber noch immer den Druck auf der Brust. Hinter dem kleinen Wirtshaus im Biergarten wollte ich mich setzen und etwas trinken. Vielleicht ein kleines Bier oder ein Glas Wasser, ja das würde mir bestimmt guttun. Ich setzte mich an einen der leeren Tische und bestellte einen gespritzten Apfelsaft.
„Groß oder klein“, fragte die Kellnerin. Sie trug keinen Kimono, war nicht schlank wie eine Gerte, hatte kein langes schwarzes Haar. Aber sie war freundlich.
„Klein“, antwortete ich, „und bringen Sie mir bitte die Speisenkarte.“
Ich sagte das, obwohl ich keinen Hunger hatte, wahrscheinlich nur, um irgendetwas zu sagen, was man so immer sagt.
Ich lehnte mich auf dem harten Gartenstuhl zurück und sah mich um. Dort drüben sitzt ein Herr, den ich kenne, dachte ich, aber wer ist das? Einfach nicht hinsehen, jetzt bloß keinen Menschen treffen, mit dem du sprechen musst. Er würde sofort merken, dass etwas mit mir nicht stimmt. Aber das sollte er nicht, niemand sollte das merken. Und die Kellnerin, hatte sie etwas bemerkt? Ist eigentlich nicht so wichtig, ich habe sie noch nie gesehen und würde sie auch nie wiedersehen.
Die Kellnerin brachte den Apfelsaft und die Speisekarte.
„Danke, ich will doch lieber nichts essen.“
„Machen Sie Diät?“ fragte sie etwas aufdringlich und musterte mich kritisch.
„Nein, das habe ich wirklich nicht nötig, ich fühle mich nur etwas erschöpft.“
„Dann trinken Sie erst einmal in Ruhe den Saft, dann wird es schon wieder gehen. Wenn Sie noch etwas bestellen wollen, dann geben Sie Bescheid.“
Ich fühlte mich trotz der vielen Menschen an den anderen Tischen ziemlich verlassen und einsam mit meinem Glas Apfelsaft. Wenigstens ein Glas gespritzten Weißwein hätte ich bestellen sollen, ein kühles Glas Wein. Wein hatten sie damals auch getrunken, Weißwein und Rosé. Damals waren wir fröhlich gewesen, hatten gescherzt und gelacht. Das waren frohe Zeiten gewesen.