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10.
Das Gasthaus am See
ОглавлениеAls ich erwachte, lag mein Kopf im Schoß der Kellnerin. Sie kniete neben mir und hielt meinen Kopf in ihren Händen. Sie hatte ein Notarzt gerufen, der mit einem Krankenwagen gekommen war und nun neben mir stand und sich über mich beugte. Ich versuchte mich aufzurichten, es gelang mit Mühe.
„Was ist los?“ fragte ich ihn.
„Sie sind ohnmächtig geworden. Gott sei Dank war die Frau gleich bei Ihnen, als Sie auf den Boden gefallen sind. Wir werden Sie ins nächst gelegenen Krankenhaus bringen.“
Ich erwiderte: „Das ist doch nicht nötig, es geht schon wieder.“
„Es ist besser für Sie“, beharrte er freundlich aber bestimmt.
Ich wollte noch etwas entgegnen, war aber viel zu schwach und war auch irgendwie zufrieden, dass sich jemand um mich kümmerte.
„Können Sie aufstehen?“ fragte der Arzt.
„Es geht vielleicht, ich will es versuchen.“
Er stützte mich gemeinsam mit der Kellnerin, die noch immer bei mir stand, als ich versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Sie legten mich behutsam auf eine Trage, der Fahrer schnallte mich fest. Die Kellnerin blieb in meiner Nähe. Es war mir recht.
Der Krankenwagen brachte mich mit Blaulicht und unter dem Geheul des Martinshorns ins nahe gelegene Unfallkrankenhaus, nur ein paar Minuten entfernt. Wie oft hatte ich einen Krankenwagen vorbeifahren gesehen und nie darüber nachgedacht, was sich darinnen abspielte. Jetzt lag ich selbst darinnen, hilflos auf andere Menschen angewiesen. Als der Wagen hielt, fühlte ich erneut die herannahende Ohnmacht.
Bevor meine Gedanken schwanden, erschien ein Bild aus Japan vor meinem Auge: Eine Frau beugte sich freundlich zu mir und reichte mir die Hand. Sie hatte lange schwarze Haare und trug ein rotes Kleid. Sie war wunderschön. Sie erschien mir wie ein Engel aus Kindertagen, die goldgeschmückt am Weihnachtsbaum hingen und die auch in dem Buch für Weihnachtslieder abgebildet waren. Auch sie waren schön und sangen himmlische Lieder. Und sie schützten die Menschen vor Unheil, so hatte ich es gelernt. Und mit den Erinnerungen an meine Kindertage schwanden mir die Sinne.