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2.
Unruhiger Herzrhythmus

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Mein Herzrhythmus war bei dem Gedanken an den Flug noch unruhiger geworden. Es war mir unmöglich, aufzustehen und weiterzugehen. Ich blickte starr in die Gegend. Zwei verliebte Menschen kamen Hand in Hand vorbei, sie sprachen und lachten miteinander, blieben stehen, küssten sich ungeniert unter dem Kreuz und gingen weiter. Sie nahmen keine Notiz von mir, warum auch? Sollte ich sie ansprechen, sollte ich sie um Hilfe bitten? Hilfe wofür, was fehlte mir denn, ich war doch gesund. Und doch saß ich zusammengesunken auf der Bank und traute mich nicht weiterzugehen. Du musst nur tief durchatmen, dachte ich, dann wird es schon wieder gehen.

Am Kreuzweg begegneten sich zwei Ehepaare, sie begrüßten sich flüchtig, wahrscheinlich waren es entfernte Nachbarn:

„Wie war Ihr Urlaub?“, fragte die Frau.

„Wir waren in Südfrankreich, es war schön, aber viel zu kurz“, sagte der Mann im Vorbeigehen.

„Da wollen wir auch nächstes Jahr hin.“

„Es wird Ihnen dort bestimmt gut gefallen, einen schönen Abend noch.“

„Danke, auch so!“

Jeder ging seines Weges, und ich versuchte mich wieder abzulenken, dachte an die schönen Urlaubstage in Frankreich und an die für mich so folgenschwere Begegnung.

Ja, wenn wir damals wie geplant in La Mole gelandet wären, dann hätten wir in unserem Ferienhaus ein paar ruhige Tage verlebt, aber nun war es anders gekommen. Ich machte einige Erfahrungen, auf die ich zum Teil gerne verzichtet hätte. Aber das weiß man eben erst hinterher. Jetzt lieber an etwas Anderes denken.

Das war leichter gesagt als getan. Unaufhörlich kreisten meine Gedanken um ‘meine‘ Firma und die Schwierigkeiten, die es zu bewältigen galt. In erster Linie drehte es sich um die Trennung der beiden Betriebsteile. Es war vom Vorstand der Muttergesellschaft beschlossen worden, die mechanische Fertigung von der elektronischen zu trennen. Das hatte den Sinn gehabt, die zukunftsfähigen Teile der Elektronik-Fertigung von den traditionellen Schlosserarbeiten zu trennen, denn diese Arbeiten konnten von diversen kleineren Firmen erledigt werden. Das war kostengünstiger, schränkte aber die Flexibilität ein. Arbeiten, die früher von eigenen Monteuren erledigt wurden, mussten nun an Fremde vergeben werden. Das führte zu Spannungen innerhalb der Geschäftsführung, die in dieser Angelegenheit zwiegespalten war. Noch ausgeprägter war der Konflikt mit dem Betriebsrat, der seine Kompetenzen beschnitten sah. Man hatte sogar mit Streik gedroht, wobei die Gewerkschaft im Hintergrund ihre Fäden zog.

Grund genug über die Zukunft besorgt zu sein.

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