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Der schwarze Kiesel

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Im Fischerdorf Nantala, am 15. Tag des Hitzemondes, im 458. Jahr der Abwesenheit Gottes

Mit Einbruch der Dämmerung verließ Alessandra das Haus. In aller Ruhe schlenderte sie an der Lagerhalle der Harpuniere entlang und dachte dabei an ihr Vermögen an Walöl, das dort lagerte. Für die Zukunft ständen ihr alle Wege offen! Der Name Paresi bekäme wieder einen guten Klang in Nantala.

Das helle Geläut von pater Tomasos Bronzeglocke schreckte sie aus ihren Gedanken auf, und sie beeilte sich, zum Gemeindehaus zu kommen. Ihr Onkel Pietro war wie stets darauf bedacht gewesen, nicht unangenehm aufzufallen, und schon vor einer Weile brav vorausgegangen. Ob er seine duckmäuserische Art ablegen würde, jetzt, da ihre Familie in Nantala wieder etwas bedeutete?

Alle sollten sich im großen Gemeindehaus am Hafen versammeln, um dem Ritual des collectors beizuwohnen. Sogar die Arbeiten in der Bucht der Türme waren unterbrochen worden, noch bevor die Flenser den letzten Norga völlig zerlegt hatten. Verärgert dachte Alessandra daran, daß die Rotkopfmöwen nun doch noch zu ihrem Festmahl kämen.

Der Nordwind trug den feuchten Atem des Meeres in das Dorf. Es roch nach Salz und Seetang. Am Nachmittag hatte Alessandra den Auftrag für ein Jagdboot erteilt und mit Jacomo, dem erfahrensten Bootsbaumeister des Dorfes, erste Einzelheiten durchgesprochen. Zehn Fässer mit Tran hatte sie angezahlt und deutlich gemacht, daß er bei seiner Arbeit nur die besten Hölzer verwenden durfte. Ihr Boot sollte an der ganzen Küste nicht seinesgleichen haben!

Als sie den Marktplatz am Hafen erreichte, standen die Portale des Gemeindehauses noch weit offen. Gelbes Licht fiel aus den schmalen Fenstern. Eine Mutter mit einem kleinen Kind auf dem Arm lief quer über den Platz, in Sorge, zu spät zu kommen. In der Tür standen Tomaso, der Priester des Dorfes und Guillamo, der sich nun auf einen Stock aus Walbein stützte.

»Du bist spät!« grummelte der Älteste streng, während Tomaso der Harpunierin freundlich auf die Schulter klopfte. Der dickliche Priester war in eine Kutte aus speckigem weißem Filz gekleidet, und dicke Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Durch das Licht der vielen Tranlampen war es an diesem ohnehin schwülen Sommerabend drückend heiß im langen Saal des Gemeindehauses.

Alessandra war von der Menge der Menschen überwältigt. Lange war es hier nicht mehr so voll gewesen. Alle Einwohner Nantalas hatten sich versammelt. Selbst die gebrechlichen und kranken! Die Ziegenhirten aus den Bergen hatten ihre Herden, die Bergbauern ihre einsamen Gehöfte verlassen. Ein collector war seit mehr als einer Generation nicht mehr im Dorf gewesen, und es bedeutete eine außerordentliche Ehre für die Gemeinde Nantala, vom princeps von Monte Flora endlich wieder auserwählt worden zu sein.

Leises Murmeln lief durch die Reihen der Versammelten. »Wir sind vollzählig«, ertönte die unverwechselbare Stimme Guillamos. Gemeinsam mit pater Tomaso schloß er die schweren Torflügel der Halle. Als letzter war der Klippenwächter Orlando eingetroffen. Der alte Mann wirkte eingeschüchtert, ja regelrecht verängstigt. Es war das erste Mal, daß Alessandra ihn ohne seine Axt sah. Er drängte sich eng an die Wand gleich neben dem Eingang und verschwand hinter dem hünenhaften Tormo.

Nantala war ein kleines, aber kein armes Dorf. Vor Jahren war das Gotteshaus, das auf einer schmalen Klippe gestanden hatte, während eines Erdbebens ins Meer abgerutscht. Damals hatte man vorübergehend die Versammlungshalle des Dorfes zur Kirche gemacht. Was zunächst als Notlösung gedacht gewesen war, hatte sich schließlich als dauerhafte Einrichtung erwiesen. Daran hatte gewiß auch pater Tomaso wesentlichen Anteil, denn indem er weltliche Feste mit kirchlichen Veranstaltungen verknüpfte, war die Bedeutung der Halle für das Dorf noch mehr gestiegen.

Man hatte die Festhalle in den Jahren mit allerlei sakralem Schmuck versehen. So war ein großer Teil der Südwand mit handgroßen Elfenbeinplatten versehen. Jede Platte trug den Namen eines Dorfbewohners, der auf See geblieben war. In Halterungen an der Wand waren kupferne Tranlampen angebracht, und es gehörte zu den Aufgaben pater Tomasos, dafür zu sorgen, daß ihr Licht niemals erlosch.

Die Halle war gut zwanzig Schritt lang, und ihre Wände bestanden aus dickem, weiß verputztem Mauerwerk. Die hohe gewölbte Decke wurde von Balken getragen, die man aus den Kieferknochen von Walen geschnitten hatte. Sie waren mit Schnitzereien geschmückt, die Jagdszenen auf hoher See oder Flenser und Transieder zeigten, die erlegte Wale weiterverarbeiteten. Hin und wieder gab es auch Darstellungen mit den Eingeborenen der nördlich gelegenen Jaguarinseln, die im Ruf standen, ausgezeichnete Ruderer und Harpuniere zu sein.

Am Ende des Gemeindesaales erhob sich ein kleines Podest, das von einem Geländer umgeben war. Auch diese Bühne, von der aus Tomaso zu seiner Gemeinde sprach, hatte man aus Walknochen gefertigt.

Durch hohe, schmale Fenster fielen tagsüber breite Bänder von Licht in die Halle. Jetzt hatte man sämtliche Tranlampen entzündet, die von der gewölbten Decke hingen. Damit das Öl weniger übel roch, war es mit Duftstoffen aus den dunklen Bergen von Ekim P’Par versetzt worden, mit Essenzen, denen man nachsagte, sie würden auf besondere Weise den Geist jedes Gläubigen für die Worte seines Priesters öffnen.

Gewöhnlich war die Halle mit zwei langen Reihen von Tischen ausgestattet, doch für den heutigen Abend hatte man die schweren Rotholzplatten von den Böcken genommen und an die Nordwand gelehnt, um für die Dorfbewohner Platz zu schaffen. Alessandra schätzte, daß sich mehr als dreihundert Menschen versammelt hatten.

Auf dem Podest am Ende der Halle stand der collector, flankiert von den Söldnern, die seine Eskorte bildeten. Der Priester aus Monte Flora war ein hochgewachsener, hagerer Mann mit einem länglichen Gesicht. Er schien kaum älter als vierzig Jahre zu sein, doch zeugten die grauen Schläfen von der schweren Last des Amtes. Seine weiße Soutane zeigte weder Stickereien noch sonstigen Schmuck, sondern war aus einfachem Stoff genäht und mit Beinknöpfen versehen. Die purpurne Bauchbinde und der breitkrempige Hut aus purpurnem Stoff dienten keiner eitlen Zurschaustellung, sondern waren die Insignien eines Gesandten des princeps von Monte Flora. Allgemein war den Priestern des Abwesenden Gottes eine Bescheidenheit zu eigen, die an Selbstauslöschung grenzte.

Wann immer sie irgendwo als Gast einkehrten, bestanden sie darauf, mit dem schlechtesten Essen bewirtet zu werden und den ungemütlichsten Schlafplatz im Haus zu erhalten. Bei aller Bescheidenheit achteten sie jedoch stets auf ein makelloses Äußeres. Sie waren immer glatt rasiert, hielten das Haupthaar kurz geschoren und achteten sorgfältig darauf, daß auf ihren weißen Soutanen kein einziges Stäubchen zu sehen war. Wenn der Priester auf dem Podest mit kostbarem Purpur prunkte, dann nur deshalb, weil er vorn princeps zu einer besonderen Mission auserwählt war.

Der Fremde runzelte abfällig die Stirn. Sein Blick ruhte auf pater Tomaso. Alessandra konnte sich nicht erinnern, den dicken Dorfpriester jemals in einem so sauberen Ordensgewand gesehen zu haben, wie es der collector trug, der nun in frommer Geste die Arme ausbreitete.

Die Dorfbewohner schätzten Tomaso dafür, daß er ein einfacher Mann war, der sich nicht scheute, in seinen Predigten deftige Metaphern zu benutzen, die den Gläubigen lange im Gedächtnis haften blieben. Er war ein Mann, der zupacken konnte, wenn die Fischer einen so reichen Fang an Land brachten, daß jede Hand im Dorf gebraucht wurde. Er stand wie ein guter Hirte mitten im Leben seiner Herde und war bekannt dafür, die Streitereien auf dem Fischmarkt gelegentlich unter Einsatz einer gußeisernen Pfanne zu schlichten, bevor er den Streithähnen mit frommen Worten den Kopf zurechtrückte.

»Liebe Brüder und Schwestern«, sprach der collector mit dunkler und eindringlicher Stimme. »Ein neuer Stern stört die seit Jahrhunderten fest gefügte Ordnung am Firmament. Als Aionar, der Abwesende Gott, uns verließ, übergab er uns seine Schöpfung zu treuen Händen. In den Sternen verschlüsselt schenkte er uns seine Weisheit. So bietet sich der Nachthimmel dem Kundigen wie ein offenes Buch dar, in dem die Gedanken Aionars geschrieben stehen. Doch dieses Buch ist nun bedroht durch die bleiche Fackel, die über den nächtlichen Himmel zieht. Und so hat der princeps Bernaldino in seiner Weisheit beschlossen, daß drei Gläubige in Endgültiger Askese die Gnade des Abwesenden Gottes erwirken sollen, damit er das eisglänzende Mahnmal vom Himmel nimmt und seine Priester wieder im Sternenbuch lesen können, um seinen Willen zu deuten. Eines der drei Lose fiel dabei auf Nantala ...«

Tormo schob sich neben Alessandra und zupfte sie aufgeregt am Ärmel. Dunkle Schweißflecke zeichneten sich auf seinem Hemd ab. Er wirkte verstört und deutete immer wieder zur Tür.

Alessandra schüttelte unwillig den Kopf. »Jetzt nicht!«

Der Duft von frisch geschnittenem Holz und von Teer haftete dem Hünen an. Er mußte am Nachmittag in einem der Bootsschuppen gewesen sein. Die Walfängerin dachte an die Winternacht vor langer Zeit.

Tormo stieß aufgeregt ein kehliges Glucksen aus und wies erneut mit heftigen Gesten auf die Tür. Unter seinem Hemdkragen kroch die Maus hervor, die er stets bei sich trug. Sie zuckte mit der Nasenspitze, so als wolle auch sie Alessandra eine geheime Botschaft übermitteln.

»Schweig, wenn der collector spricht, du hirnloser Tölpel«, zischte Cosimo, der ganz in ihrer Nähe stand.

»Nun möge das Schicksal entscheiden«, erklang die samtene Stimme des collectors, »wem die Gunst zuteil werden wird, seinen Namen auf ewig im Buch der Asketen geschrieben zu wissen, so daß er dem Volk und seinen Priestern noch in hundert Generationen wohlbekannt sein wird.«

Ein großer, mit einem Tuch verhüllter Korb wurde auf das Podest gehoben. »Es möge ein jeder von euch nun vor mich treten und in diesen Korb greifen, um einen Stein herauszunehmen und ihn dann für alle sichtbar in die Höhe zu halten. Den Anfang werden diejenigen Männer und Frauen machen, die im besten Alter stehen. Und um diesem festlichen Augenblick die nötige Würde zu verleihen, wollen wir nun alle gemeinsam den Choral von der Nacht der Sternensaat anstimmen. Pater Tomaso erweist uns die Ehre, den Part des Vorsingers zu übernehmen.«

Der Dorfpriester zupfte aufgeregt an seiner Kutte und räusperte sich. Auf seinen Wangen zeichneten sich dunkelrote Flecken ab, als er mit rauher Stimme zu singen begann. Gleichzeitig trat Rocco, der Sohn des Böttchers, als erster an den Korb und griff unter das Tuch. Nur einen Herzschlag lang tastete er über die Steine, dann schnellte seine Hand hoch, und jeder im Saal erkannte den schneeweißen Kiesel, den er gezogen hatte. Enttäuscht, nicht der Auserwählte zu sein, legte Rocco den Stein dem collector vor die Füße.

Wieder zupfte Tormo Alessandra am Hemd. Er schnitt Grimassen und blickte gleichzeitig ängstlich zu Cosimo hinüber. »Was willst du denn?« flüsterte die Harpunierin.

Die Lippen des Hünen bebten. Er öffnete den Mund. Fingerdick zeichneten sich die Adern an seinem kräftigen Hals ab. Es war, als versuchten seine Lippen die Laute zu formen, die seine Zunge nicht mehr zu bilden vermochte. Doch Alessandra verstand ihn nicht. Hilflos hob sie die Schultern. Da packte Tormo sie beim Handgelenk und zwängte sich vor ihren Platz in der Warteschlange der jungen Leute.

»Was soll das?« zischte sie wütend und erntete die erbosten Blicke der Umstehenden, die brav den Choral sangen.

»Laß den Narren!« grollte Cosimo. »Oder glaubst du, Gott schert sich darum, in welcher Reihenfolge wir vor den Korb treten? Wem die Ehre zuteil wird, den schwarzen Kiesel zu ziehen, der steht doch schon von Anbeginn der Zeiten fest.«

Langsam schob sich die Reihe vorwärts. Der Choral verstummte. Es war drückend heiß. Irgendwo in der zusammengepferchten Menge wimmerte ein Kind.

Wieder ging es ein paar Schritte vorwärts. Alessandra blickte zu den Deckenbalken aus Walkiefern hinauf. Sie stand jetzt unter dem geschnitzten Bild eines Wals, der ein Boot in der Mitte entzweibrach. Immer wieder war sie in den letzten Jahren hier gewesen. Hatte genau an dieser Stelle gestanden und pater Tomaso gefragt, warum ihre Eltern nicht wiedergekommen waren. Hatte gefragt, was sie getan hatte, daß Gott ihr so sehr zürnte. Er hatte die Frage nie beantworten können.

Wieder ging es ein paar Schritt weiter. Alessandra stand jetzt unter dem Bild, das die Seelen der Ertrunkenen zeigte, die tief im Meer mit den Delphinen tanzten.

»Ihn nicht!« erklang die befehlsgewohnte Stimme des collectors.

»Aber er ist mein Sohn. Er ist ...«

»Man sieht ihm doch an, daß er schwach im Geiste ist. Die erste Wahl haben die Jungen und Gesunden.«

»Du hast den pater gehört, Tormo. Tritt zur Seite! Du wirst später deinen Stein bekommen.«

Der Hüne gab einen gurgelnden Laut von sich. Trotzig streckte er die Hand nach dem Korb aus.

»Sei nicht so dickköpfig, du Trottel!« Guillamo versetzte seinem Sohn eine schallende Ohrfeige, doch Tormo zuckte nicht mit der Wimper.

Alessandra preßte in hilfloser Wut die Lippen zusammen. So oft hatte sie schon mit ansehen müssen, wie Tormo geschlagen wurde. Und immer ließ der Riese es stumm über sich ergehen. In diesem Augenblick schwor sie sich, ihn in ihre Bootsmannschaft aufzunehmen, ganz gleich, was man im Dorf dazu sagen würde. Er mußte weg von seinem Vater. Weg von diesem Dorf, wo man nur über ihn lachte.

Guillamo riß seinem Sohn mit einem Ruck den dünnen Lederriemen vom Ohr. Zuckend und fiepend hing die Maus in der Luft. Die Hand des Ältesten schloß sich um das Tier. »Geh, oder ich zerquetsche das kleine Miststück vor deinen Augen, du hirnloses Stück Fleisch!«

Tormo wimmerte leise. Hilflos streckte er die Hand aus.

»Geh!« schrie der Vater. »Geh und warte an der Tür, bis man dich ruft!«

Der Hüne ließ den Kopf sinken. Seine Schultern bebten. Er drehte sich um.

Einen Herzschlag lang begegneten seine blauen Augen Alessandras Blick. Wenn nur dieser Priester nicht hier wäre, dachte sie verbittert. Nie wieder wollte sie zusehen, wie Guillamo seinen Sohn demütigte.

Jetzt war sie an der Reihe. Zornig griff sie in den Korb. Ihre Hand war schweißverklebt. Kurz glitten ihre Finger über die Steine. Dann schlossen sie sich um einen runden Kiesel. Ihre Hand zuckte unter dem Tuch hervor, und wütend knallte sie den Stein auf das hölzerne Podest.

Guillamo funkelte sie böse an. Dann änderte sich plötzlich sein Blick. »Du?« Fassungslos starrte er auf den Stein zu Füßen des collectors.

Jetzt erst betrachtete auch Alessandra den Kiesel. Er war von tiefem Schwarz. Eine feine rote Ader durchzog ihn, gabelte sich zur Spitze hin dreifach und ähnelte so ein wenig einem Fischspeer. Doch abgesehen davon war der Stein völlig unscheinbar. Ein Kiesel wie tausend andere am Strand.

»Aionar, der Abwesende Gott, hat uns seinen Willen offenbart«, verkündete der fremde Priester mit getragener Stimme. »Diesem jungen Weib ist es bestimmt, mit Gottes Hilfe den Nachthimmel von seinem Makel zu säubern.«

Alessandra hatte das Gefühl, daß ihr Herzschlag für einen Augenblick aussetzte. Sie hatte gewußt, daß der Abwesende Gott sein Augenmerk auf sie gerichtet hatte. Seit dem Abend vor zwei Tagen, als sie die Wale harpuniert hatte. Der Gedanke, die Aufmerksamkeit Gottes zu genießen, machte ihr angst. Sie war doch völlig unbedeutend.

Sie drehte sich um und blickte zu der Tür am anderen Ende des Saals. Alle Dörfler starrten sie an.

»Wer ist dieses Mädchen?« hörte sie den collector leise fragen.

»Alessandra Paresi«, antwortete Guillamo. »Sie ist die reichste Frau des Dorfes, seit sie vor zwei Tagen ganz allein drei Norgawale harpunierte.«

»Alessandra Paresi«, wiederholte der Priester abschätzend.

»Doch, der Name hat Klang. Er ist würdig, in das Buch der Asketen aufgenommen zu werden, auch wenn dieses Mädchen eher einem Mannweib von den Jaguarinseln gleicht als einem richtigen Weib. Bezüglich dieses Makels werden wir noch Abhilfe schaffen ...« Nachdenklich strich er sich über das Kinn, dann schnippte er mit den Fingern, und einer seiner Lakaien trat vor. »Sorg dafür, daß die Pferde gesattelt werden.«

»Ihr wollt doch nicht etwa schon gehen!« rief Guillamo entsetzt. »Ich habe bereits ein Lager für Euch und Euer Gefolge bereiten lassen. Es ist doch schon dunkel.«

»Wir haben keine Wahl. Ich muß in zwei Tagen zurück in Monte Flora sein. Der princeps Bernaldino erwartet die Auserwählte. Wir werden reiten, solange der Mond am Himmel steht. Ich hoffe, du kannst reiten.«

Alessandra brauchte einen Augenblick, bis sie begriff; daß der collector sie angesprochen hatte. »Ich ... ich bin schon auf einem Esel geritten.«

»Gütiger ...« Der Priester verdrehte die Augen. »Nun, zur Not werden wir dich auf dem Pferd festbinden. Dir bleibt eine halbe Stunde, um Abschied zu nehmen. Vergeude die Zeit nicht! Du bist fortan eine Auserwählte, und jeder deiner Atemzüge ist kostbar.«

Der Wahrträumer

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