Читать книгу Aus dem Schlaf gerissen - Birgit Vobinger - Страница 6
Kapitel 5
ОглавлениеPeter nahm seine 3,60m Allround-Teleskop Angelrute aus der Tasche und freute sich auf einen gemütlichen Abend am See. Er besaß 3 oder 4 modernere Ruten, genau wusste er es selber nicht aber seine Allrounder war sein liebstes Angelgerät. Er hatte sie von Kerstin bekommen, damit er mal eine Pause vom langen Arbeitstag machte. Er hatte es nur selten genutzt. Das sollte sich schleunigst ändern.
Das Thermometer zeigte an diesem 25. April sagenhafte 23 Grad Celsius. Peter zog eine 22er Schnur auf und befestigte einen 14er Goldhaken. Er bestückte ihn mit Maden, tarierte die Pose aus und platzierte sie nach einem gelungenen Überkopfwurf 6m von sich entfernt. Angenehm wärmte die Nachmittagssonne sein Gesicht. Außer ein paar Vögeln, die das Gebüsch durchstöberten, war es still. Ganz sachte bewegte sich die Pose. Ein Tick nach rechts – Pause – ein Tick nach links. Es war viel zu früh jetzt anzuschlagen.
„Das kann nur eine Schleie sein. Das wird dauern.“ Er erinnerte sich gut an das Bissverhalten der Schleie. Nach zehn Minuten zog der Pathologe eine ausgesaugte Made aus dem Wasser. Der Fisch war weg.
Ein kräftiges „Platsch“ ertönte links, 100m neben ihm. Die Wellenbewegung, die dem Geräusch folgte, zeigte einen kapitalen Fisch an.
„Hey, Kamerad. Hier gibt’s Maden im Sonderangebot, schau mal rüber.“
Nach 10 Minuten wieder. Die Fische hatten ihr Abendessen begonnen. 100m neben ihm. Dem Arzt ging es wie den meisten Hobbyanglern. Man saß immer ein paar Meter zu weit von der optimalen Stelle entfernt.
Peter beschloss dem Geschehen entgegen zu gehen, schnappte seine Sachen und ging zu der Stelle. „Wenn ihr nicht zu mir kommt, bitte, ich hab' damit kein Problem. Letzten Endes landet ihr sowieso in meiner Pfanne. Dann lade ich Helmut ein und ich werde ihm erzählen, wie gemein ihr zu mir ward.“
Er ging den beschwerlichen Weg am Ufer entlang. Die Bäume und Sträucher waren teilweise bis an die Wasserkante herangewachsen. „Ich komme, ihr beschuppten Fieslinge.“ Plötzlich rutschte Peter aus, glitt auf dem Hosenboden einen kleinen Hügel herunter und blieb mit seinem Gummistiefel im Schlamm stecken. Ein stechender Geruch stieg empor. Ein Abwasserrohr versteckt zwischen Wildkräutern. Die Wasseroberfläche glänzte metallisch. Zähe Schauminseln befanden sich ringsum. Er war entsetzt. „Wer leitet denn hier seinen Giftmüll ein.“ Der Werlower See war, bis jetzt, ein unbeschadetes Biotop. Er war sich sicher, dass die Behörden von dieser Stelle nichts wussten. Es durfte nicht sein, dass irgendjemand diesen Lebensraum zerstört. Peter beschloss, alles Notwendige in die Wege zu leiten.