Читать книгу Drachenwispern - Christian D'hein - Страница 21

Оглавление

17

9. Zyklus des Sumonjahres

2. Die erste Schlacht

Sie alle waren frohen Mutes und brannten nur so vor Tatendrang, daher dachte kaum einer daran, einen ausgefeilten Plan zu entwerfen. Stattdessen schulterten sie ihre Waffen, um sich in den Kampf zu stürzen. Der Gedanke dahinter war denkbar einfach. Denn solange jeder auf die Weise kämpfte, die er seit jeher gewohnt war, war er auch am besten eingesetzt. Man zog also den Geschöpfen der Dunkelheit entgegen, ohne einander wirklich zu kennen. Nur kurze Zeit später erblickten sie am Horizont vor sich dichte Rauchschwaden, die von einem Dorf aufstiegen. Keiner von ihnen kannte die Ortschaft oder wusste, welche Art von Lebewesen dort hausten, doch ihnen allen war klar, dass solche Rauchschwaden nur entstanden, wenn ein Dorf niedergebrannt wurde. Und obwohl sie alle schon bei Kriegszügen selbst geplündert und gebrandschatzt hatten, verurteilten sie die Tat, hinter der sie die Truppen der Finsternis vermuteten, verwünschten ihre Gegner und verfielen regelrecht in Rage. Die Menschen preschten zuerst auf ihren Pferden vorweg in die Hüttenansammlung, dicht gefolgt von den Elfen, die beinahe so schnell zu rennen vermochten wie die Pferde der Menschen. Die Zwerge hingegen waren keine geübten Sprinter und trafen als letzte ein, während der Kampf schon in vollem Gange war. Man kämpfte erbittert gegen die Kreaturen der Finsternis, die hier nicht genauer beschrieben werden sollen, da selbst das Wissen um ihre Existenz ein schwaches Herz in den Wahnsinn treiben kann. Viele der Kreaturen fielen, doch ebenso viele Menschen verloren ihr Leben und so konnte keine Seite die Oberhand gewinnen. Die Wendung brachten erst die Äxte der Zwerge, deren Kampfeslust ebenso heiß wie die Essen ihrer Schmieden brannte und die ihre Kriegswerkzeuge mit todbringender Gewalt zu führen vermochten. Alsbald waren die Finsterlinge, wie sie ihre Gegner tauften, um ihre Namen nicht nennen zu müssen, aufgerieben und wurden bis auf das letzte Geschöpf erschlagen. Unter großem Jubel wurden sie wie Helden von den Dorfbewohnern gefeiert, die sich als Unholde herausstellten. Nur die Menschen zogen sich schon früh zurück, um ihre Toten zu betrauern.

Als der Abend hereinbrach, kippte die gute Stimmung. Der Hass der Zwerge gegen die Unholde obsiegte selbst gegen den Siegestaumel und sie beschworen die anderen, dass die Unholde zur Gefahr würden, wenn man sie am Leben lasse und sie erinnerten an geschändete Frauen und ermordete Kinder aus der Vergangenheit. Ein erneuter Streit erschütterte das junge Bündnis, in dem sich schnell zwei verhärtete Fronten bildeten, bestehend aus jenen, die die Vergangenheit hinter sich lassen wollten und die Finsterlinge als einzigen Feind sahen, und jenen, die auch an den Fehden der Vergangenheit festhalten wollten. Die Gegner einer Blutfehde mit den Unholden verließen alsbald das Dorf, da sie sich unter keinen Umständen mit Waffengewalt gegen die anderen stellen konnten. Die meisten der Zwerge jedoch blieben und auch einige Menschen und Elfen, die die Wichtigkeit ihres Bündnisses über das Leben einiger Unholde stellten oder die selbst noch eine Rechnung mit diesen zu begleichen hatten. Niemand schlief in dieser Nacht, denn sie war erfüllt von den Schreien der Unschuldigen, die kaltblütig niedergemetzelt wurden. Weder vor Frauen noch vor Kindern machte man Halt, Alt und Jung wurden gleichermaßen erschlagen. Es war ein Massaker. Und mit dem Blut der Unschuldigen, das die Erde tränkte, tat sich eine Kluft in der Gemeinschaft auf, die nicht mehr verheilen sollte.

36. Zyklus des Sumonjahres

3. Die Niederlage

Etliche Geplänkel hatte man inzwischen gewonnen und zahlreiche Dörfer vor den Finsterlingen gerettet. Und da sich auch ein Vorfall wie der im Dorf der Unholde nicht wiederholte, beruhigten sich die angespannten Gemüter wieder, auch wenn man sich gegenseitig nicht völlig traute. Doch die vielen kleinen Siege gaben den Truppen Selbstvertrauen und sie fühlten sich stark genug, sich ihrer eigentlichen Aufgabe zuzuwenden. Denn natürlich war ihnen klar, dass die Übergriffe auf die Dörfer den Finsterlingen lediglich zum Zeitvertreib dienten und sie die Gefahr nicht bannen konnten, selbst wenn sie jeden einzelnen dieser Angriffe zurückschlugen. Daher entschieden sie sich, die Finsternis selbst herauszufordern. So zogen sie mit all ihren Verbündeten direkt zum Herzen der Ödlande, wo sie die Armee des Feindes erwartete. Diesmal kämpften sie gemeinsam in einer geordneten Schlachtreihe, vorneweg eine Phalanx der Zwerge mit ihren großen Schilden und ihrer unbändigen Kraft, direkt dahinter die Bataillone der Menschen, bewaffnet mit Speeren und Schwertern und zum Schluss noch eine nicht endende Reihe elfischer Bogenschützen, deren Pfeile wie ein wilder Hornissenschwarm durch die Luft segelten. Es war eine beeindruckende Truppe, die es wohl mit jeder Armee hätte aufnehmen können. Doch auf das, was sie erwartete, waren sie nicht vorbereitet. Denn ein Feind kann noch so schrecklich sein, wenn er blutet, kann man ihn besiegen. Aber die Angst blutet nicht. Und sie ist der schlimmste Feind eines Soldaten. Die tapferen Krieger waren auf jeden Anblick vorbereitet gewesen und hätten wohl auch der abstoßenden Fratze eines Ungeheuers furchtlos getrotzt, doch ihr Feind war für sie unsichtbar. Sie waren in ein Meer aus absoluter Finsternis eingetaucht und konnten weder ihre Gegner noch ihre Freunde sehen. Selbst der undurchdringliche Schildwall der Zwerge war hier nutzlos. Denn der Feind griff von allen Himmelsrichtungen an und sogar von oben. Lautlos kam er heran und lautlos verschwand er auch wieder, niemals aber ohne vorher einen blutigen Tribut zu fordern. Und er tötete seine Gegner nicht einfach. Die Krieger standen hilflos in der Dunkelheit, doch ihnen wurde nicht einfach die Kehle durchtrennt. Völlig unvorbereitet traf sie plötzlich ein schneidender Schmerz und sie spürten ihren eigenen Arm zu Boden fallen, nicht länger Teil ihres Körpers. Die Kameraden verfielen in Panik und lösten ihre Schlachtordnung auf. In wilder Flucht stießen und schoben sie sich gegenseitig in den Tod bei dem Versuch, der Dunkelheit zu entrinnen. Doch über ihnen lag der Schatten des Todes und nur wenige sahen jemals wieder Tageslicht. Diejenigen, die dieser Hölle entkamen, versteckten sich klamm in Höhlen und Wäldern und hofften, dass der namenlose Schrecken sie nicht einholen mochte. Sie waren zu selbstsicher gewesen und so wurden sie besiegt. Der Aufstand scheiterte. Die Dunkelheit obsiegte und knechtete die Welt. Für zehn lange Jahre sollte sie unangefochten weiterherrschen und die Welt mit Grauen und Schrecken überziehen. Das Licht der Hoffnung, welches so unvermittelt mit der Gründung der Aquain aufgeflammt war, fiel in sich zusammen und drohte vollends zu erlöschen. Aber auch verängstigt und besiegt trennten sich die Gefährten nicht, denn das Erlebte konnten sie nur geeint verkraften und so versteckten sie sich gemeinsam.

Drachenwispern

Подняться наверх