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Mit vor Aufregung zitternden Fingern brach sie das Wachssiegel, welches den Papyrus seit etlichen Jahren fest verschlossen gehalten hatte. Begierig auf das Wissen, welches sie nun erlangen sollte, entrollte sie es und begann, im fahlen Kerzenschein die alte Schrift zu entziffern.

7. Zyklus des Sumonjahres

Dies sind die geheimen Kapitel der Geschichte des Ordens, niedergeschrieben von ah un Anah, auf Geheiß von Sinthol von Nirath, dem letzten Ordensvater. Der du diese Zeilen liest, strebst nach einem Wissen, welches auf ewig fest verschlossen sein sollte. Bewahrt, aber niemals gelesen. Denn Wissen ist Macht. Und zu viel Macht verändert die Leute. Sie vergessen ihre Überzeugungen, missachten die Eide, die sie einst geschworen, und wissen schließlich selbst Geliebte nicht mehr vom Feind zu unterscheiden, da sie allem und jedem zu misstrauen beginnen. Daher lass dir aus tiefstem Herzen und in deinem eignen Interesse geraten sein, lege diese Schrift von dir, erneuere das Siegel und halte sie unter Verschluss, sonst wirst du in diesen Zeilen womöglich dich selbst verlieren.

Wenn aber die Zeit der höchsten Not gekommen ist, da das Wissen um die Geschichte unabdingbar wird, so lese weiter, begleitet von unser aller Glückwünschen, denn dir wurde eine schwere Bürde auferlegt, die zu schultern nicht leicht wird. So erfahre nun, was sich tatsächlich zugetragen hat. Die ungeschönte Wahrheit mit all ihren Weisheiten und Skrupeln.

1. Die Dunkelheit

Geht man als Kind zu einem Weisen und fragt: Woher kommt die Dunkelheit?, so erhält man immer dieselbe Antwort. Die Dunkelheit existiert, weil auch das Licht existiert. Daher gibt es neben den erleuchteten Teilen unserer Welt auch ebenso finstere, auf der anderen Seite des großen Wassers, des Carus. Die Ödlande, wie sie nun häufig genannt werden, sind keineswegs das dunkle Gegenstück zu den Reichen der Menschen, Zwerge und Elfen. Ihre Unfruchtbarkeit entstammt allein dem Umstand, dass sie die ältesten Gebiete der Welt beinhalten. Daher wirkt dort noch heute, was einst die gesamte Welt beherrschte. Die Dunkelheit. Noch vor der Zeit des Lichtes war alles in tiefste Finsternis gehüllt. Kein Lebewesen erinnerte sich mehr an die Sterne, denn der Himmel war verdunkelt von einem undurchdringlichen Schatten. Eine Macht hielt die Welt in ihren grausigen Klauen gefangen, unterstützt von einer Armee aus all jenen Wesen, die nunmehr nur noch als Mythen und Legenden in Erinnerung geblieben sind. Nur wenige standen nicht unter dem Bann der Dunkelheit, nämlich eben jene Kreaturen, die ein eigenes Licht zu erzeugen wussten, tief im Inneren ihrer Herzen, da sie Gemeinschaften gründeten. Sie strahlten ein eigenes Licht aus und empfingen das der anderen, dank der Gefühle, welche sie füreinander hegten. Denn sie hatten Völker gebildet. Und jeder für sich waren sie stark. Stark genug, damit eine Idee in ihren Köpfen reifen konnte, ein Wille. So kam es zu eben jener Zeit, da kein Elf unter den Sternen zu wandeln vermochte und keine Sonne die Äcker der Menschen beschien, dass jedes Volk ihre Besten entsandte, um der Dunkelheit entgegenzuziehen und jenen Schatten zu besiegen, der alles in seinen Fängen hielt. Sie alle kamen zusammen, denn auch ohne dass es eine Absprache gegeben hätte, versammelten sie sich alle in Naquail, dem Tal an der Grenze der Ödlande. Dort trafen die Gesandten das erste Mal aufeinander. Von allen Völkern waren sie gekommen, angeführt von den Vertretern der Menschen und Elfen. Aber auch die Zwerge in den Höhlen des Kjarzgebirges hatten den Schatten im Schein ihrer Diamanten und Juwelen bemerkt und waren gekommen und selbst die Unholde, Trolle, Goblins und Orks aus dem Schwarzgebirge kamen. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft berieten sie miteinander, da ihnen allen klar war, dass sie nur gemeinsam Erfolg haben konnten. Doch ihre Differenzen waren zu groß und es kam zum Streit zwischen den Zwergen und den Bewohnern des Schwarzgebirges. Schon drohte das Treffen in einem Blutbad zu enden, aber dann verließen die Unholde die neue Gemeinschaft, entgegen dem Bitten der Menschen. Sie wurden von dem Bündnis ausgestoßen und seit jeher wurde kein Kontakt mehr zu ihnen gepflegt. Die restlichen Gesandten jedoch wurden von diesem Ereignis aufgerüttelt und waren nun umso mehr entschlossen, ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie schworen einen feierlichen Schwur, als Brüder und Schwestern Seite an Seite zu stehen und gemeinsam zu siegen oder zu sterben. Um ihren Eid zu besiegeln, schrieben sie alle ihre Namen auf ein Pergament und vereinigten sich unter einem von ihnen gewählten Namen: Aquain. Eine neue Macht war entstanden, um dem Schatten entgegenzuwirken. Dies war die Gründung unseres Ordens.

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