Читать книгу Drachenwispern - Christian D'hein - Страница 7
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Vor Gier zitterten die vernarbten Finger von Fürst Ergon leicht, während er unablässig über das noch ungelesene Schreiben strich, welches er unter seinem polierten Schreibtisch versteckte. Davor standen zwei seiner Minister und schwadronierten über die belanglosen Probleme seiner Untertanen, doch er schenkte ihnen kein Gehör. Er kannte die Forderungen nach geringeren Steuern, niedrigeren Preisen und weniger Kontrolle durch den Fürsten, aber er plante, nicht auch nur in einem Belang nachzugeben. Doch heute lauschte er dem Gespräch noch weniger als sonst. Es juckte ihn in den Fingern, einfach mit der Faust auf den Tisch zu schlagen und die Minister hinauszuwerfen, aber nicht einmal er konnte sich ein solches Verhalten erlauben, schließlich gehörte dies zur Politik. Dennoch verbrannte die Ungeduld ihn innerlich.
»Herr?«
Es dauerte eine Weile, bis Fürst Ergon begriff, dass er gemeint war. Einer seiner Minister hielt ihm ein beschriebenes Blatt hin. Ohne darauf zu achten, was es war, setzte er seine Signum darunter. Dann verließen die Minister endlich den Raum und er war allein. Fürst Ergon lehnte sich erleichtert in seinem Stuhl zurück und leckte sich ungeduldig über die Lippen. Dann endlich umschlossen seine Finger die verborgene Botschaft und beförderten sie auf die Schreibtischplatte. Das schwarze Wachssiegel zeigte einen Drachen, der sich selbst verschlang. Es war unversehrt, ein Zeichen dafür, dass die Botschaft noch nicht gelesen worden war.
»Und ein Zeichen, dass sie von Ihnen stammt«, fügte er in Gedanken hinzu.
Bevor er sich bewusst dazu entschlossen hatte, brachen seine Finger schon das Siegel und entrollten die Nachricht. Sie enthielt eine Forderung. Fürst Ergon nannte die Anweisungen von Ihnen immer »Forderungen«, obwohl es vielmehr Befehle waren. Er mochte es nicht, jemandem untertan zu sein. Aber er erfüllte trotzdem alle Anweisungen. Denn ein großer Teil der neuen Ordnung, die sie erschaffen würden, sollte seine Handschrift tragen. Er wäre ein größerer Fürst als alle seine Vorfahren zusammen. Ein wahrer König! Seine Augen überflogen die geschriebenen Worte. Die Nachricht war kurz, aber eindeutig. Er sollte sich eines Dieners entledigen, der bei ihm in der Burg arbeitete. Fürst Ergon runzelte die Stirn. Er wusste nicht, warum Sie sich ausgerechnet für einen Diener interessierten, aber eigentlich war es auch egal, denn er hing nicht an dem Leben seiner Untertanen. Allerdings musste er es wie einen Unfall aussehen lassen. Sein Blick fiel auf den Namen des Dieners und er stutzte.
»Ardun.«
Irgendwo in seinem Hinterkopf klingelte es. Es dauerte einen Moment, aber dann wusste er, weshalb ihm der Name bekannt vorkam und ein breites, selbstzufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Sein Problem hatte sich gerade von selbst erledigt.