Читать книгу Drachenwispern - Christian D'hein - Страница 24

Оглавление

20

»Ich habe gute Neuigkeiten!«, eröffnete ihm Lian in freudigem Ton, »wir sind inzwischen weit genug vom Murùn entfernt, dass wir wieder nachts schlafen können.«

Ardun lächelte. Er hatte sich zwar inzwischen an den neuen Rhythmus mit dem Schlaf am Tage gewöhnt, aber wirklich warm war er mit dieser Neuerung nicht geworden. Und am Tage sah man auch viel mehr von seiner Umgebung, so wie jetzt. Der Weg, auf dem sie ritten, stieg seicht an und schlängelte sich durch grasige Hügel, von denen manche von ein wenig Gehölz bedeckt waren. Seit dem Vorfall mit den Goblins zwei Wochen zuvor war nichts Ungewöhnliches mehr passiert und Ardun genoss die sanften Sonnenstrahlen, die seine Wangen wärmten und ihn leicht in der Nase kitzelten. Als die Sonne plötzlich hinter einer weißen Wolke hervortrat, wurde es auf einen Schlag so hell, dass Ardun reflexartig niesen musste. Dabei zuckte er mit dem ganzen Körper zusammen und trieb dabei aus Versehen die Sporen in die Seite seines Pferdes. Vor Schreck machte dieses wiehernd einen Satz nach vorne und galoppierte einige Sekunden, ehe er es wieder unter Kontrolle bringen konnte.

»Menschen sind wirklich seltsam. Nicht einmal die einfachsten Triebe wie ein Niesen können sie unterdrücken«, grummelte Lian kopfschüttelnd in ihrer üblichen, humorlosen Art.

Ardun überging die Bemerkung, als habe er nichts gehört. Eine Weile ritten sie schweigend nebeneinander her. Dann tauchte hinter einem Hügel ein Bettler auf, der gebeugt auf sie zuhumpelte und mit einem zahnlosen Lächeln bat:

»Habt ihr wohl eine Münze, die ihr entbehren könnt?«

Der Mann stank fürchterlich und seine zerschlissenen Klamotten sahen wahrlich erbärmlich aus. Unsicher sah Ardun zu Lian, da er selbst kein Geld bei sich trug. Doch diese rümpfte angewidert die Nase und fuhr den Bettler an: »Verschwindet, alter Narr, bevor ich euch Beine mache!«

Während sie ihren Weg fortsetzten, hörte Ardun unentwegt die Verwünschungen des Bettlers hinter ihnen. Anfangs noch deutlich: »Denkt nur von euch als was Besserem, habt ja kein Mitleid mit einem armen Bettler! Ich hoffe, ihr erstickt an dem nächsten saftigen Steak, das ihr verschlingt! Und wenn euch die Geldbörse vom erkalteten Leichnam geschnitten wird, es geschieht euch recht!«

Dann wurden die Worte undeutlich und verklangen schließlich ganz.

»Warum habt ihr ihm nichts gegeben?«, verlangte Ardun wütend zu wissen, denn er kannte das beißende Gefühl des Hungers genau, wenn man tagelang nichts gegessen hatte. Lian bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick.

»Was hätte es geändert?«, fragte sie ihn hart, »er würde trotzdem morgen wieder auf der Straße stehen und betteln. Wenn ich ihm eine Münze gegeben hätte, wäre er doch nur schnurstracks ins nächste Wirtshaus gelaufen, um sein Elend im Alkohol zu ertränken oder hätte das Geld im Freudenhaus verhurt. Wenn du ihm wirklich helfen wolltest, müsstest du ihm eine Hacke in die Hand drücken und ihn zwingen, bei einem Bauern als Knecht anzuheuern und einer ehrlichen Arbeit nachzugehen.«

An diesen Worten wurden Ardun zwei Dinge sehr deutlich. Erstens, dass er lernen musste, dass nicht jedem Menschen mit einer einfachen Methode geholfen werden konnte, sondern man manchmal vorausschauend und langfristig denken musste und zweitens, dass die Elfe nie selbst hatte Hunger leiden müssen. Denn sonst hätte sie keine so schlechte Meinung von einem armen Bettler gehabt, denn solange der Magen knurrte und einem vor Hunger schwindelig wurde, dachte kein Mensch an ein Freudenhaus oder Alkohol, sondern einzig und allein an irgendetwas, was den Magen füllte. Aber in Celion waren solche Sorgen offensichtlich fremd. Er fragte sich, ob er sich während seiner Ausbildung wohl auch so verändern würde und er in einer neuen Welt leben würde, die Sorgen der kleinen Leute einfach vergessend. Und einmal mehr fragte sich Ardun, ob es wirklich eine gute Idee war, ein Magier zu werden und sich den Aquiron anzuschließen, auch wenn Lian nicht müde wurde zu beteuern, dass die Aquiron die freien Völker beschützten.

An diesem Tag sprachen sie nur noch wenig und als es Abend wurde, meldete Ardun sich freiwillig, um die erste Nachtwache zu übernehmen. Er saß mit dem Rücken zum Feuer im Gras und starrte hinaus in die Nacht, während er über all das nachdachte, was sich inzwischen ereignet hatte. Sein Blick richtete sich auf einen schwarzen Schatten in der Dunkelheit, wahrscheinlich handelte es sich um einen kleinen Findling, aber eigentlich sah er hindurch, in die weite Ferne seiner Gedanken. Doch als der Schatten plötzlich verschwand, erwachte er aus seiner Trance. Blitzschnell sprang Ardun auf und zog seinen Dolch. Er wartete und lauschte. Kein Geräusch war zuhören, außer dem Flügelschlag einer Eule auf Nahrungssuche. Einen Moment lang überlegte er, ob er die Elfe wecken sollte, aber dann entschied er sich dagegen. Stattdessen zog er einen brennenden Scheit aus dem Feuer und bewegte sich langsam auf die Stelle zu, wo er den Schatten gesehen hatte. Jeden Moment rechnete er mit einem Angriff, doch nichts geschah. Als er die Stelle ungefähr erreicht hatte, was im Dunklen nur schwer abzuschätzen war, bückte er sich und begann, mit seiner Fackel den Boden abzusuchen, den Dolch fest in der freien Hand. Das Gras war an einigen Stellen plattgedrückt, doch richteten die Halme sich bereits wieder auf. Gründlich suchte Ardun in der Umgebung nach Spuren, aber er wurde nicht fündig. Doch einer Sache war er sich sicher. Etwas hatte sie beobachtet. Und dieser Abdruck im Gras stammte nicht von einem Tier, sondern vielmehr von einem Menschen in der Hocke. Jemand hatte sie beobachtet.

In dieser Nacht weckte er Lian nicht zur Wachablöse, sondern er besetzte selbst den Posten und starrte angestrengt in die Dunkelheit. Aber der Schatten kehrte nicht wieder. Entsprechend müde und ausgelaugt fühlte er sich am nächsten Morgen, doch die Frage der Elfe, weshalb er sie nicht geweckt hatte, tat er mit einem einfachen Schulterzucken ab. Er erwähnte auch mit keinem Wort den nächtlichen Schatten, denn der Abdruck im Gras war längst verschwunden und er wusste, dass die Elfe es einfach als Einbildung abtun würde.

»Die Dunkelheit hat viele Gestalten, in denen sie das schwache Herz verwirrt«, hatte sie das letzte Mal gepredigt, als er fälschlicherweise einen Verfolger vermutet hatte. Daher brachte er die Sache diesmal gar nicht zur Sprache, sondern verspeiste wortlos sein Frühstück. Eigentlich hatte er geplant, bei ihrer Weiterreise im Sattel ein wenig zu dösen und den verlorenen Schlaf nachzuholen, aber dabei hatte er die inzwischen jeden Morgen anstehende Ausbildungsstunde bei Lian vergessen. Nach ihrem gescheiterten Versuch, seine Elementzugehörigkeit zu bestimmen, war die Elfe dazu übergegangen, ihm theoretischen Unterricht zu erteilen und hatte ihn über große Magier wie Ilreth oder Loki aufgeklärte, die zu den Begründern Celions gehörten. Heute aber wollte sie eine praktische Übung mit ihm machen.

»Es gibt einen gewissen Bereich der Magie, den jeder Magier beherrschen kann, egal zu welcher Klasse er gehört«, erklärte sie ihm, »und zwar die Beherrschung von Kalith. So nennen wir all jene Objekte und Stoffe, die einen natürlichen Speicher für die allgegenwärtigen Energie haben. Denn nichts weiter ist Magie, als die Manipulation von Energie. Und das Netz der Urenergie durchfließt die ganze Welt, alles und jeden. Wenn in einem Stoff eine besonders hohe Energiedichte ist, kann er von jedem Magier manipuliert werden. Und du wärst überrascht, wie viel Kalith es in den weiten Landen gibt. So manch eine Burg ist sogar daraus erbaut, da manche Gesteinsarten ebenfalls zu Kalith gehören. So wie dieser hier.«

Sie holte einen kleinen, kreisrunden Stein hervor und legte ihn auf ihre geöffnete Hand. Dann schloss sie die Augen. Kurz darauf erglühte der Stein in einem sanften Blauton. »Das passiert, wenn du einfach nur in die Energie des Kalith eintauchst. Wenn du diesen Schritt gemeistert hast, dann beginnen wir damit, die Energie zu manipulieren. Versuch es!«, forderte sie ihn auf und warf ihm den Stein zu.

Ardun fing den Stein auf. Er war überraschend schwer für seine geringe Größe, denn auch wenn er problemlos in seine Faust passte, war er so schwer wie ein kleiner Schmiedehammer. Doch die jahrelange harte Arbeit hatte Arduns Körper gestählt und so hatte er wenig Mühe damit, ihn auf der gestreckten Hand in die Höhe zu halten. Dann konzentrierte er sich. Er schloss die Augen und suchte in seinem Geist nach einer Verbindung zu dem Stein, aber er fand keine. Vielleicht dachte er einfach noch zu viel. Er stellte sich ein schwarzes Quadrat vor, welches sich vor seinem inneren Auge immer weiter ausdehnte und schließlich alles verschlang. Und dann sah er es. Eine kleine goldene Flamme in der Dunkelheit. Oder eigentlich sah er sie nicht, sondern er spürte sie, wusste einfach, dass sie da war. Und er war plötzlich von der Gewissheit erfüllt, dass es sich um den Stein handelte. Er bewegte sich auf die Flamme zu und tauchte ein in das Licht. Es war ein unglaubliches Gefühl. Um ihn herum wirbelte goldenes Licht auf wilden Bahnen umher, wie ein lebendiges Wesen und doch so einfach greifbar, so einfach zu verändern. Ardun schickte seinen Willen aus und versuchte, sich mit der Energie zu verbinden. Die Rotation wurde schneller und schneller, dann stürzte das goldene Licht auf ihn ein und Ardun riss erschrocken die Augen auf. Er sah zu dem Stein in seiner Hand. Er hatte es geschafft. Ein sanfter Blauton leuchtete ihm entgegen, etwas heller als jener, den die Elfe erzeugt hatte. Aber dann bemerkte er einen kleinen Unterschied. Das Leuchten ging nicht von dem Stein aus, sondern von seiner Hand. Er gab Lian den Stein zurück, aber das Leuchten blieb und seine Haut kribbelte wie elektrisiert. Die Elfe beobachtete ihn mit unverhohlenem Interesse, dann schloss sie abermals die Augen. Doch der Stein leuchtete nicht. Sie legte die Stirn in Falten und schien sich mit aller Kraft zu konzentrieren, aber noch immer passierte nichts. Ardun wartete.

»Interessant, höchst interessant«, murmelte die Elfe und lächelte ihm zu, »du hast gerade etwas Unglaubliches vollbracht. Du bist nicht nur in die Energie des Kalith eingetaucht, sondern du hast sie ihm entzogen. Du hast seine gesamte Magie in dich aufgenommen, nun ist es nur noch ein gewöhnlicher Stein. Ich kenne einige Meister, die ihr ganzes Leben damit verbracht haben, einen Weg zu suchen, Gegenständen die Magie zu entziehen, aber mir wäre nicht bekannt, dass es jemals jemandem gelungen wäre. Auch wenn sich einige der Gelehrten darüber streiten, ob es nicht in der Geschichte Andeutungen gibt, dass manche eben diese Kunst beherrschten.«

»Was bedeutet das für mich?«, fragte Ardun, während er sich die juckende Hand rieb, deren Leuchten allmählich schwächer wurde.

Lians Lächeln wurde noch breiter.

»Ich habe da einige Vermutungen, aber die kann ich dir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mitteilen. Aber es heißt in jedem Fall, dass wir Außergewöhnliches von dir erwarten dürfen.«

Den restlichen Vormittag verbrachte sie wieder damit, ihm verschiedene Dinge zu erklären. Das Beste daran war, dass sie sich zwar immerzu darüber beschwerte, dass er ihr Löcher in den Bauch frage und es von schlechten Manieren zeuge, niemals zufrieden zu sein, aber sie hatte ihm schon früh erklärt, dass ein Lehrer die Frage eines Schülers nicht ignorieren dürfe und so erfuhr Ardun viele Dinge, zum Beispiel über die lange Dunkelheit.

»In den Geschichtsbüchern der Menschen heißt es, dass die Dunkelheit emporstieg und alles zu vernichten drohte, aber was war diese Dunkelheit? Und wer hat sie gelenkt?«, hatte er das Thema angeschnitten.

Die Elfe war daraufhin sehr ernst geworden, aber hatte ihm die Antwort nicht verweigert.

»Ob du nun in die Aufzeichnungen der Menschen, Elfen oder Zwerge studierst, sie alle sprechen nur von der Dunkelheit. Die Menschen und Zwerge nennen das Grauen von damals aus Furcht nicht beim Namen, die Elfen aus Scham. Denn gerade ihr Streben nach der perfekten, edlen Welt hat die Vernichtung mit sich gebracht. Aber ich sollte von vorne beginnen.« Sie machte eine kurze Pause und atmete einmal tief durch. »Zu Beginn war die Dunkelheit nichts weiter als eine Bedrohung durch Wesen der Finsternis. Drachen, Riesen und Schlimmeres trieben ihr Unwesen. Doch sie alle bluteten wie auch wir und so schlossen sich einige tapfere Seelen der freien Völker zusammen, um gegen sie in die Schlacht zu ziehen. Sie nannten sich die Aquain und fürchteten weder den Tod noch die Finsternis. Wahrscheinlich wären sie sogar siegreich gewesen, doch sie wurden alle verraten. Ein Elf, bekannt als ein ehrgeiziger Zauberer und beim Namen Panis gerufen, sah seine Chance gekommen, ein verbotenes Geheimnis der Magie zu ergründen. Die Unsterblichkeit. Er schloss einen Pakt mit den Kreaturen der Finsternis, auf dass sie unter seinem Namen die Welt ins Verderben stürzen sollten. Dafür nahm er die Dunkelheit tief in sein Herz auf und begann, mit ihr zu verschmelzen. Aber lange merkten die Aquain nichts von dem Verrat und als er in ihrem Rat darauf drang, dass sie endlich gegen die Kreaturen der Finsternis ziehen mussten, die sich plötzlich zu organisieren begannen, zweifelte keiner an seiner Loyalität. Doch mitten in der Schlacht verfinsterte Panis mit seiner verderbten Magie alles um sie herum und sie wurden niedergemetzelt. Nur wenige konnten fliehen und selbst sie wussten nicht, dass Panis ihren Untergang verschuldet hatte. Man nahm an, er wäre bei dem Massaker ums Leben gekommen. Bis er sich als dunkler Herrscher der Welt wieder offenbarte.«

Ardun hing wie gebannt an ihren Lippen. Es war das erste Mal, dass er jemanden offen über die finstere Vergangenheit sprechen hörte.

»Was passierte dann?«, fragte er begierig weiter. Lian sah ihn mit traurigen Augen an.

»Er kehrte zu den Überlebenden der Aquain zurück und erzählte ihnen, dass sie die Auserwählten seien und mit ihm die Magie und die Welt beherrschen könnten, um ein neues Reich zu schaffen. Ein Reich, in dem die Niedertracht in den Herzen aller ausgerottet werden würde. Ein Reich, welches mit Blut erschaffen würde, denn um neue fruchtbare Erde zu erlangen, müsse zunächst das faulige Geschwür, welches bereits wucherte, verbrannt werden.«

»Und wie haben die Aquain reagiert?«

»Manche verfielen seiner Ideologie und schlossen sich ihm an. Sie wurden seine getreuen Diener und rechtfertigten alle ihre Schandtaten damit, dass sie für ein höheres Wohl kämpfen würden. Sie wurden Panis’ Leibwachen und nannten sich fortan den schwarzen Zirkel. Manch andere nahmen sich das Leben, da sie keinen Ausweg aus dem Schrecken sahen. Doch einige leisteten weiter Widerstand, weil sie den Wahnsinn des Elfs erkannten. Sie nannten sich die Aquiron. Wer sich ihm anschloss, der wurde von ihm berührt. So hat Panis die Dunkelheit in die Herzen gepflanzt, wodurch die Unterworfenen unwiderruflich an ihren Herrn gebunden wurden. In den folgenden Jahren wurden die Aquiron verfolgt und Panis’ Truppen plünderten und brandschatzten und nichts und niemand schien sie aufhalten zu können. Bis es Jahre später zu einer letzten Schlacht kam. Aber alle Aufzeichnungen über diesen Kampf sind verloren. Wir wissen nicht einmal, wer Panis bekämpfte. Aber der Tyrann verschwand oder wurde getötet und die Dunkelheit endete.«

Enttäuscht runzelte Ardun die Stirn. Gerade das Wissen, welches ihn am meisten interessierte, war verloren. Dafür verstand er jetzt, wie weit der Kampf zurückreichte, in den er nun eingetaucht war. Denn der Zirkel, welcher ihn verfolgte, war derselbe wie damals und die Aquiron hatten offenbar noch nicht gewonnen. Aber das Grübeln über diese Dinge war nach einer Nacht ohne Schlaf zu anstrengend für ihn und als der Nachmittag begann, döste er im Sattel ein und hielt seine Wange an den Hals des Pferdes geschmiegt und träumte von wilden Schlachten und feuerspeienden Drachen.

Er erwachte erst wieder, als sein Pferd mit einem Ruck zum Stehen gebracht wurde, da Lian einen geeigneten Platz für das Nachtlager gefunden hatte. Eine flache Senke zwischen zwei Hügeln.

Sie befreiten die Pferde von den Sätteln und Ardun machte sich daran, sie abzubürsten. Dann aßen sie schweigend, ehe Ardun abermals die Nachtwache übernahm. Er hockte sich mit einer Fackel in der Hand auf die Spitze des Hügels und sah in die dunkler werdende Ferne. Er fragte sich, ob der Beobachter von der vorigen Nacht wohl wieder in der Nähe war. Einer Eingebung folgend kehrte er kurz zu ihrer Lagerstätte zurück und nahm etwas Brot, welches er ein Stück von ihrem Lager entfernt, aber deutlich sichtbar deponierte. Wenn der nächtliche Besucher wiedergekehrt war, sah er sie auch jetzt schon und würde das Essen vielleicht als Zeichen dafür verstehen, dass sie ihm nicht Böses wollten und ihn somit davon abhalten, ihnen etwas anzutun.

Die Nacht begann ruhig und ereignislos und diesmal ließ Ardun sich bereitwillig von Lian ablösen, als der helle Stern Luthian die Mitte der Nacht verkündete. Er wickelte sich fest in seine Decke und schlief alsbald ein.

Als Ardun am kommenden Morgen erwachte, lag der Geruch von frischer Erde in der Luft, denn es hatte in der Nacht leichten Regen gegeben. Sogleich lief er zu der Stelle, an der er das Brot ausgelegt hatte. Es war verschwunden. Dafür befand sich im weichen Wiesengrund ein schmaler Fußabdruck. Ardun untersuchte ihn und stellte prüfend seinen eigenen Fuß daneben. Der Abdruck war ein ganzes Stück kleiner. Zufrieden lächelte er. Ihr Verfolger war eine Frau. Oder zumindest ein weibliches Wesen. Die Erkenntnis erleichterte ihn, denn er hatte schon den wütenden Bettler vermutet, dem Lian die Almosen verweigert hatte.

Wer auch immer ihnen folgte, war ihnen also nicht direkt feindlich gesinnt. Aber dass er sich ihnen nicht offenbarte, machte ihn auch nicht zu einem Freund. Ardun beschloss, Lian vorerst nichts von seiner Entdeckung zu erzählen und er blieb wachsam, als sie ihren Ritt fortsetzten.

Drachenwispern

Подняться наверх