Читать книгу Die sieben Siegel der Dakyr - Band 3 - Attravals Grab - Christian Linberg - Страница 14
Оглавление1 - 11 Tanz mit den Wächtern -
Kaum hatte der Fall begonnen, wurde er auch schon wieder gestoppt. Die Erschütterung riss uns bis auf Jiang alle von den Füßen, richtete aber keinen Schaden an, denn wir waren nur etwa drei Schritt tief gefallen. Vor mir öffnete sich eine breite Treppe nach oben.
„Wie machst Du das?“, wollte ich von ihr wissen, als ich mich ächzend wieder erhoben hatte.
„Ich bin eben geschickt. Sonst wäre meine Kleidung dreckig geworden“, erwiderte sie, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.
Droin schüttelte amüsiert den Kopf, dann ging er hinüber zur Treppe. Ein Blick schien ihm zu genügen, dann stieg er ohne zu zögern hinauf.
Wir folgten ihm, wobei Anaya und ich den Kopf einziehen mussten, weil die Decke keine zwei Schritte entfernt war. Am oberen Ende ging Droin auf dem Treppenabsatz hin und her. Sechs schmale Brücken führten nebeneinander über eine mit scharfen Spießen gefüllte Grube. Am Ende jeder Brücke gab es eine Tür.
Jede der Brücken war aus einem anderen Material gefertigt. Vier waren aus unterschiedlichem Gestein, eine aus Eisen und eine aus Holz.
„Wir müssen wählen?“, fragte Phyria.
Droin nickte.
„Und wie soll das gehen?“
Ich warf einen Blick in die Grube neben jeder Brücke.
„Wir nehmen die aus Eisen“, entschied ich dann.
„Warum die?“, wollte Anaya wissen.
„Neben jeder der anderen Brücken lieg ein Soldat aus Morak auf den Spießen in der Grube“, antwortete Droin für mich: „Drakk hat Recht.“
„Dann geht er sicher auch vor“, stichelte sie.
„Von mir aus.“
Ich trat um die Gefangene herum, die entsetzt in die Grube blickte.
Dabei öffnete ich gleichzeitig ein arkanes Tor zurück zum Treppenabsatz. Ich war mir zwar sicher, aber so dumm, mich darauf zu verlassen, war ich dann auch wieder nicht.
Die Brücke war nur einen halben Schritt breit und hatte keinerlei Geländer.
Das Gleichgewicht zu halten, war also kein Problem, trotzdem ging ich langsam. Ich erreichte die Tür ohne Probleme.
Sie hatte einen typischen Griff, in dem man mit den Fingerspitzen von oben hineingreifen musste. Bevor ich das tat, warf ich einen kurzen Blick hinein. Nichts zu sehen, also zuckte ich mit den Achseln und zog.
Fast lautlos schwang die Tür auf. Gleichzeitig klappten alle anderen Brücken zur Seite. Sie waren nur am rechten Rand wirklich befestigt.
„Huch!“, war meine äußerst wortgewandte Äußerung dazu.
Hinter der Tür lag ein schmaler Gang, der nach wenigen Schritten einen Knick nach links machte. Sonst war weiter nichts zu sehen – wenn man von dem Stiefel absah, der um die Ecke herum ragte.
„Imitierst Du einen hundertjährigen Bambus?“, hörte ich Jiangs nörgelnde Stimme.
Ich hatte keine Ahnung, was sie damit meinte, aber ihrem Tonfall nach, hatte es wohl etwas mit der Geschwindigkeit zu tun, mit der es voran ging.
Ohne mich umzusehen, winkte ich ab: „Lieber langsam als tot.“
Trotzdem setzte ich mich in Bewegung. Vier Schritte brachten mich zur Biegung. Ein kurzer Blick zeigte mir einen Raum mit acht Statuen. Je drei an den Wänden links und rechts und zwei in der Mitte des Raumes. Die Statuen an den Wänden hielten Armbrüste oder Wurfäxte in den Händen, die beiden in der Mitte Speere und Schilde.
Mehr konnte ich nicht erkennen, bevor ich mich wieder um die Ecke zurückzog.
Mein zweiter Blick offenbarte mir einen Soldaten aus Morak, der in dem Stiefel steckte, den ich von der Tür aus gesehen hatte. Er lag mit Kopf und Körper im Raum, während die Beine in den Gang ragten.
Um ihn herum hatte sich eine Blutlache ausgebreitet. Verletzungen konnte ich jedoch keine erkennen. Vermutlich lag er darauf.
Jetzt sah ich mich gründlicher um.
Zwischen den beiden Statuen in der Raummitte lagen zwei weitere Leichen, die mir zunächst entgangen waren. Außerdem wirkte der Fußboden seltsam unregelmäßig und uneben.
Was ich nicht entdecken konnte, war eine Tür oder eine andere Art Ausgang.
„Ein neues Rätsel“, gab ich an die anderen weiter.
Droin folgte mir nach dem ich ihm kurz beschrieben hatte, was uns erwartete.
Hier zeigte sich der Nachteil seiner neuen Rüstung. Er war darin derart unbeweglich, dass ich den ganzen Weg zurück über die Brücke nehmen musste, weil er nicht an mir vorbei durch den Gang passte.
Ein kurzer Blick genügte, dann winkte er uns herüber.
„Die Waffen der Statuen sind echt. Wenn wir den falschen Weg nehmen, werden sie uns damit angreifen.“
„Und wie finden wir den richtigen?“, wollte Phyria wissen.
„Gar nicht“, gab Droin grimmig zurück: „Dazu müssten uns die Erbauer weiterhelfen. Und ich fürchte, die sind schon lange tot.“
„Also auf die harte Art und Weise“, bemerkte Anaya.
Ruhig legte sie ihr Gepäck ab, nachdem sie mir ihren Bogen in die Hand gedrückt hatte. Dann pflückte sie ein paar Spinnweben von der Decke, die sie zu kleinen Bällchen formte.
Je einen nahm sie in ihre Hände, auf die anderen beiden stellte sie sich drauf. Sie gab zischende und klickende Laute von sich, die scheinbar keinen Sinn ergaben.
Trotzdem wusste ich, was sie vorhatte. Behände wie eine Spinne kletterte sie an der Wand empor. Ihre Hände und Hufe hafteten an der Wand, als wären sie mit Harz überzogen. Auf ihre Bitte hin entzündete Jiang eine Fackel, indem sie sie einfach an die brennenden Hände von Phyria hielt. Das Ganze wirkte etwas unwirklich. Droin warf die Fackel in die Mitte des Raumes, so dass jeder sehen konnte, wie Anaya ihren Weg fortsetzte. Gebannt sah ich ihr über Droin und Jiang hinweg zu. An der dritten Statue hielt sie sehr lange inne, dann kletterte sie bis zur Decke hoch. Dabei drehte sie sich herum, bis sie kopfüber hing. Langsam und vorsichtig setzte sie einen Huf nach dem anderen gegen die Decke. Als sie sicheren Halt hatte, löste sie ihre Hände von der Wand, so dass sie von der Decke baumelte. Es sah merkwürdig aus, wie sie dort entlang ging, die Geweihspitzen beinahe auf den Boden. Mit den Händen tastete sie sich an dem unregelmäßigen Untergrund entlang.
Schließlich erreichte sie die Mitte des Raumes, wo sie bis auf ihrer Hufe von beiden dort befindlichen Statuen verdeckt wurde. Dort verharrte sie einen Moment, dann gab sie einen langen, zischenden Laut von sich – und fiel wie ein Stein von der Decke.
Da die Statuen sich nicht bewegten, nahm ich an, dass sie einen sicheren Platz gefunden hatte.
Einen Augenblick passierte nichts, dann hörten wir ihre leise Stimme: „Hier ist ein Ausgang. Ein Loch im Boden, ungefähr drei Schritte tief. Wie es weiter geht, kann ich nicht sagen, weil ich nicht genug sehen kann, aber dem Gefühl nach ist es ein Raum.“
„Dann müssen wir jetzt nur noch dahin gelangen.“
Gerade wollte ich Droin fragen, wie er sich das vorstellte, da stürmte er plötzlich mit donnernden Schritten nach vorne. Kaum hatte sein Stiefel den Boden berührt, erwachten die Statuen zum Leben. Sie drehten sich in unsere Richtung und hoben ihre Waffen.
Ein Bolzen zischte von links auf Droin zu, gefolgt von einer Axt. Die wirbelnde Klinge rast von der anderen Seite des Raumes heran. Droin wischte sie mit dem Schild zur Seite, doch die Wucht des Treffers riss ihn beinahe von den Füßen. Die Axt landete schlitternd vor meinen Füßen. Sie war zur Gänze aus Metall gefertigt und obwohl rostig, noch immer rasiermesserscharf. Sogar Griff und Knauf waren geschliffen.
Durch den Treffer geriet er zu nah an die erste der beiden mittleren Statuen und der Speer der Figur schoss wie ein Blitz vorwärts. Die Klinge streifte Droins Helm mit einem kreischenden Geräusch und hinterließ eine Scharte, die ich sogar von meiner Position aus sehen konnte. Das war ein sehr deutlicher Beleg für die ungeheure Kraft der Statuen.
Droin unterlief den Stoß noch während ich schaudernd über die Auswirkungen der Treffer nachdachte, bis er praktisch direkt vor der Statur stand.
Diese hatte den Speer bereits zurückgezogen und neu ausgeholt. Ohne darauf zu reagieren, rannte Droin links daran vorbei. Die Waffe zuckte wieder vor, doch dieses Mal macht Droin dank seiner Rüstung einen riesigen Satz nach vorne, so dass der Speer nur dort die Luft zerteilte, wo er sich gerade noch befunden hatte.
Seine Landung wurde vom peitschenden Knall einer Armbrustsehne begleitet. Der Bolzen schlug mit einem dumpfen Schlag in den Schild von Droin ein. Gleichzeitig wirbelte die hintere der beiden mittleren Statuen ihren Speer hoch über dem Kopf. Dann beschrieb die Waffe eine so schnelle Kreisbahn, dass ich die Spitze des Speers nicht verfolgen konnte. Am Ende der Kreisbahn lagen Droins Knie. Er sprang kurzerhand auf der Stelle hoch. Bei der Landung führte dies dazu, dass die Statur mit der Waffe einen zweiten Kreis beschrieb.
Wieder sprang er hoch, aber dieses Mal auch einen Schritt vor. Die Statur knirschte laut, so dass ich nicht bemerkte, wie der Axtwerfer auf der linken Seite mit einem Mal seinen Arm fallen ließ und eine Axt im flachen Bogen parallel zum Boden warf. Ich wollte Droin eine Warnung zurufen, war aber zu langsam. Kaum hatte ich den Mund geöffnet, traf ihn die Waffe genau ins Kreuz. Er wurde vorwärts geschleudert und schlug der Länge nach hin. Stöhnend rollte er sich herum, so dass er am Fuß des Speerträgers lag, den Schild schützend über sich gezogen.
Keinen Augenblick zu früh, schon bohrte sich die Speerspitze in den Schild. Droin gab einen grunzenden Laut von sich, dann richtete er sich langsam in eine sitzende Position auf, den Rücken an die Beine des Speerträgers gelehnt.
„Alles in Ordnung?“, rief ich ihm zu.
„Bist Du verletzt?“, wollte Jiang beinahe gleichzeitig wissen.
Droin hob nur kurz die Hand, dann setzte er sich wieder in Bewegung.
Auf mich wirkte er angeschlagen, aber er bewegte sich noch immer flüssig. Kaum einen Schritt weiter sauste ein weiterer Bolzen von der rechten Seite auf ihn zu. Ob er getroffen wurde, konnte ich nicht genau sagen, denn genau in diesem Augenblick verschwand er um die Ecke der Statur. Eine weitere Statur feuerte von rechts ihre Armbrust ab, dann gab es ein lautes Scheppern und einen Moment war alles ruhig.
Mit dem Geräusch von Mühlsteinen drehten sich die Statuen wieder zurück in ihre ursprüngliche Position.
„Ihr könnt“, ertönte Anayas Stimme: „Aber passt auf, unser sturer Naurim verdankt sein Leben nur seiner neuen Rüstung“
„Wenn ich mich bewegen würde, wie ein steinerner Tempelhund, bräuchte ich auch eine Rüstung“, bemerkte Jiang: „Warte bis ich angekommen bin, sonst weiß ich nicht, was passiert.“
Was nun folgte, verschlug mir die Sprache, so dass ich erst bemerkte, dass ich vergessen hatte zu atmen, als mir bunte Punkte vor den Augen tanzten. Keuchend wie ein Karpfen auf dem Land schnappte ich nach Luft.
Jiang bewegte sich wie eine Jahrmarktakrobatin und vollführte Saltos, und Purzelbäume und schlug Rad. Dabei bewegte sie sich genau entlang des Pfades, den Droin genommen hatte. Ich war mir sicher, dass sie sogar exakt in seinen Fußstapfen lief. Dem ersten Bolzen war sie ausgewichen, indem sie eine Drehung auf einer Hand machte, der Axt entging sie, weil sie sich scheinbar gerade nach etwas bückte, als die Waffe dort vorbei zischte, wo sie sich gerade befand.
Sie tanzte regelrecht zwischen den Statuen und den Geschossen hindurch und erreichte ohne einen Kratzer den Ausgang.
„Das schaffe ich nie“, bemerkte Phyria unglücklich.
„Ich komme euch gleich holen“, antwortete ich ihr.
„Gib mir einen Moment.“
Ich richtete meinen Blick fest auf einen Punkt am Boden, direkt rechts hinter dem zweiten Speerträger. Langsam strömte arkane Energie aus meinem Vorrat durch meinen Körper. Ich formte sie mit meinem Willen zu einem Tor durch die Nichtwelt zu diesem Punkt. Die Torpfosten nahmen die Gestalt von zwei Naurim an, die mit Äxten grüßend einen Bogen formten.
Mit einem Schritt war ich hindurch. Kaum fühlte ich, wie sich den Boden unter meinen Füßen bewegte, ließ ich mich auf das Loch zu fallen, dass ich links von mir entdeckte. Trotzdem hätte mich ein Bolzen getroffen, hätte ich meinen Schild nicht hochgezogen. Der Einschlag riss ihn mir beinahe aus den Händen.
Taumelnd sprang ich in das Loch hinunter, in der Hoffnung, niemandem auf dem Kopf zu landen.
Der Sturz war nur kurz und außer einer schmerzhaften Prellung an der Schulter überstand ich ihn unbeschadet.
Ein schneller Blick mit Hilfe meiner Dunkelsicht offenbarte mir einen runden Raum mit vier Durchgängen. – Und einem Berg Leichen, neben dem ich gerade gelandet war. Überrascht stolperte ich ein paar Schritte zur Seite.
Ohne große Mühe konnte ich feststellen, dass alle Leichen Stich- oder Schnittverletzungen hatten, die sich fast alle an den Beinen befanden.
Droin lehnte an der Wand und hatte mit Hilfe von Anaya und Jiang begonnen, seine Rüstung abzulegen. Sein rechter Arm hing seltsam regungslos herab und er sog einige Male schmerzhaft die Luft ein.
„Scheint so, als wären wir auf dem richtigen Weg“, kommentierte ich trocken.
„Keine Witze“, stöhnte Droin.
„Du hast also doch wieder vergessen, Dich zu ducken“, gab ich zurück.
„Das ist nicht lustig“, schimpfte Anaya, musste aber auch kichern.
Das Ganze ging auf ein Ereignis zurück, bei dem Droin gelernt hatte, dass auch Naurim sich bisweilen ducken mussten. Er hatte sich böse den Kopf gestoßen, als er nackt, betrunken und mit einem Bierkrug in der Hand singend auf dem Dach einer Kutsche durch die Straßen von Rhôn gefahren war. – Bis zur Zollbrücke. Die war für solche Späße zu niedrig gewesen.
„Hilf mir lieber mal“, fügte sie schmunzelnd hinzu.
„Gleich. Ich hole erstmal die anderen. Er sieht nicht so aus, als würde er gleich seine Götter aufsuchen.“
„Ein Bolzen unter dem Arm“, entgegnete Anaya ernst.
„Ich beeile mich.“
Damit wandte ich mich wieder meiner arkanen Kraft zu, die bereits merklich geschrumpft war.
Ich öffnete ein Tor zu dem Punkt am Fuß der Leiche im Gang, aus dem wir gekommen waren.
„Wer möchte zuerst?“, fragte ich Phyria und die Gefangene.
Beide zuckten erschreckt zusammen und drehten sich herum. Bei Phyria flammten die Hände noch stärker auf, als bisher. Einen Moment lang hatte ich die Befürchtung, gleich zwei Feuerbällen auszuweichen zu müssen, aber sie konnte sich im letzten Moment noch zurückhalten, als sie mich erkannte.
Dennoch dauerte es einen Moment, ehe die Flammen schwächer wurden.
„Mich wirst Du nicht anfassen Dämon!“, fauchte sie.
Ich zuckte mit den Achseln: „Dann lauf selber! Ist mir egal. Wenn Du stirbst, können wir endlich nach Hause gehen. Überleg es Dir. Bin gleich wieder da.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, packte ich die Gefangene an der Schulter, öffnete ein Tor und zerrte sie hindurch. Doch bei ihr hatte ich das Gefühl, einen bewusstlosen Leoniden hinter mir her zu schleifen. Ich fluchte hemmungslos und verdoppelte meine Anstrengungen. Für sie war es so, als würde die Welt um sie herum einen Moment schwarz, dann war sie am Ziel. Wie immer war es mehr eine Frage des Willens, als der tatsächlichen Bewegung. Um ein Haar hätte ich den Griff verloren, erst im letzten Moment bekam ich ihren Knöchel zu fassen. Unkoordiniert stolperten wir übereinander aus dem Tor hinaus. Kaum waren wir hindurch, begann sie zu würgen. Es gelang mir gerade noch, ihr den Knebel abzunehmen, da erbrach sie sich mehrmals noch auf der Seite liegend.
„Was hast Du nun schon wieder angerichtet?“, schimpfte Jiang kritisch.
„Nichts. Sie weist einen gewissen Widerstand gegen arkane Einflüsse auf.“
„Interessant. Das muss ich genauer untersuchen. Du kannst gehen.“
Schon wieder dieser Kommandoton.
„Spar Dir den Tonfall.“
Mit den Worten beschwor ich ein neues Tor zurück zu Phyria.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie sich wirklich auf den Weg gemacht hatte, aber sie wartete auf mich.
„Meine Mission ist wichtiger als alles andere. Ich werde alles tun, was ich muss, um sie zu erfüllen. Sogar mit dem Feind zusammenarbeiten“, sagte sie mit ruhiger, kalter Stimme.
„Ich werde es mir merken“, erwiderte ich auf die gleiche Art und Weise.
Ich war versucht, ein paar Worte in der Sprache meines Vaters hinzu zu fügen, aber das würde es nicht besser machen, also zwang ich mich dazu, pragmatisch zu handeln.
Daher öffnete ich ein Tor und beförderte uns zu den anderen.
Anaya kniete noch immer neben Droin, während Jiang sich um die Gefangene kümmerte, die entsetzt auf den Leichenberg starrte. Sie saß mit dem Rücken zur Wand und schüttelte den Kopf.
Auch Phyria wirkte überrascht, riss sich aber zuerst von mir los und brachte dann ein paar Schritte zwischen uns, bevor sie die Toten betrachtete.
„Wieder ein paar weniger“, bemerkte sie befriedigt, was ihr einen wütenden Blick unserer Gefangenen einbrachte.
Mir schien es am sinnvollsten, wenn ich beide ignorierte und stattdessen nach Droin sah.
Mittlerweile hatte Anaya die Rüstung fast komplett gelöst, so dass ich den Bolzen sehen konnte, der noch zwei Handbreit aus seinem Körper ragte.
Das bedeutete, er hatte die Rüstung an einer schwachen Stelle getroffen und musste durch den Brustknochen gedrungen sein. Naurim hatten keine einzelnen Rippen, sondern einen kompletten Knochen an ihrer Stelle. Dadurch waren sie steifer in der Bewegung, aber auch ungleich widerstandsfähiger. Es gehörte enorm viel Kraft dazu, eine solche Verletzung zu verursachen.
„Wie schlimm ist es?“, fragte ich ihn.
„So lange Du keine schlechten Witze erzählst, geht es.“
„Seine Stimme verriet nur wenig von den Schmerzen, die er sicher haben musste.
„Ab jetzt musst Du vorgehen“, fügte er hinzu.
„Dann gehe ich wohl besser mit“, kommentierte Jiang: „Sonst gerät er nur wieder in Schwierigkeiten.“
Ich verdrehte die Augen, behielt meine Meinung aber für mich.
Anaya nickte: „Dann geht mal. Ihr steht mir hier nur im Weg herum. Phyria, komm her zu mir, ich brauche Deine Hilfe.“
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