Читать книгу Die sieben Siegel der Dakyr - Band 3 - Attravals Grab - Christian Linberg - Страница 17

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1 - 14 Wettrennen -

Beinahe wäre es schiefgegangen. Nur gerade eben so gelang es mir, meine Finger in die schmale Lücke zwischen Helm und Kragen zu zwängen. Mit einer Hand riss ich ihn mit Schwung in die Höhe.

Ohne meine arkanen Kräfte hätte ich mir höchstens meinen Arm ausgekugelt. Mein gepanzerter Handschuh bewahrte mich davor, mir die Finger zu zerquetschen.

So segelte er einen Schritt durch die Luft und landete dann auf den Füßen. Er stolperte, aber ich hielt ihn aufrecht.

„Danke!“, keuchte er.

„Lauf!“

Vor uns bog Jiang, die die Führung übernommen hatte ab, dicht gefolgt von Phyria. Ich blickte mich kurz nach Anaya um.

So wurde ich Zeuge, wie sie ein lautes Zischen ausstieß. Die vorderen Spinnen fielen von den Wänden und der Decke herab, als sie plötzlich den Halt verloren. Wie eine unsichtbare Welle breitete sich der Vorgang den Gang hinunter aus.

Das brachte den Ansturm der Spinnen erstmal zum Erliegen, da die am Boden entlang krabbelnden Tiere unter den herunterfallenden begraben wurden.

„Schnell weg! Das wird sie nicht lange aufhalten!“

Anaya war schon wieder in Bewegung, als sie mir das zurief. Sie holte mich schnell ein und gemeinsam rannten wir hinter den anderen her.

Wir bogen hinten im selben Moment um die Ecke, als Jiang vorne erneut einen anderen Weg einschlug.

Droin war noch keinen ganzen Schritt herum, als überraschte Rufe und Schreie ertönten. Waffengeklirr sowie das Peitschen einer einzelnen Armbrustsehne folgten.

Fluchend erhöhte ich mein Tempo. Gleichzeitig hob ich meinen Schild.

Anaya ließ ihren Bogen wo er war, befreite aber ihren Bolzenwerfer. Dabei strömte frisches Blut aus der Wunde am Arm. Ich nahm ihr die Waffe ab, die sie kaum halten konnte.

„Verbinde die Wunde lieber!“

Sie nickte nur. Mit der Bolzenschleuder in der Schildhand konnte ich kaum zielen, aber ich brauchte die andere Hand, um die Soldatin auf meinen Schultern festzuhalten, damit ihr Knie nicht immer gegen meinen Brustkorb schlug.

An der Kreuzung musste ich entsetzt feststellen, dass von der Seite eine zweite Spinnenhorde auf uns zu krabbelte. In der anderen Richtung, in die Jiang abgebogen war, war gerade ein halbes Dutzend Soldaten aus Morak aufgesprungen und hatte nach ihren Waffen gegriffen. Einer war hektisch dabei seine Armbrust neu zu spannen, die anderen hoben gerade ihre Kurzbögen. Zwischen ihnen befand sich eine kleine Kochstelle, um sie herum lagen kleine Rucksäcke und Wasserschläuche.

Offenbar hatten sie mit einer längeren Wartezeit gerechnet.

Ich schoss ungezielt mit einer Hand den Bolzenwerfer in Richtung der Soldaten ab.

Bei einer Entfernung von weniger als einer Seillänge, war es dennoch nicht schwer, einen der Soldaten zu treffen. Mein Bolzen drang ihm mitten in den Bauch.

Stöhnend krümmte und wand er sich am Boden.

Die übrigen Männer ignorierten ihren gefallenen Kameraden. Drei von ihnen feuerten auf Droin, der sich tief hinter seinen Drachenschild geduckt hatte.

Die Pfeile bohrten sich in den Schild, oder wurden harmlos zur Seite abgelenkt. Keiner vermochte es, die Rüstung zu durchschlagen.

Der letzte Schütze schoss auf Phyria, die weder eine dicke Rüstung, noch einen Schild besaß. Der Schuss war gut gezielt, erreichte sie aber trotzdem nicht.

Aus ihrer Hand schoss ein gleißender Flammenstrahl, der den Gang taghell erleuchtete und mir eine Hitzewelle entgegen jagte, obwohl ich hinter ihr lief.

Er erfasste den Pfeil und verwandelte ihn im Flug zu Asche, um anschließend den Schützen einzuhüllen. Er wurde zu einer lebendigen Fackel, die schreiend umher taumelte, bevor er sich zu Boden warf und sich hin und her wälzte, um die Flammen zu ersticken.

Anaya jagte wie ein Blitz an mir vorbei auf die Soldaten zu. Den Kopf mit dem Geweih hielt sie gesenkt wie ein angreifender Stier.

In beiden Händen hielt sie ihre Knochenmesser, die aus den unglaublich harten Schulterblättern eines Dahatschrecken gemacht waren.

Diese urzeitlichen Tiere bestanden nur aus Dornen, Zähnen und Klauen. Wären sie nicht dümmer als ein Loch im Sumpf gewesen, hätten sie den Kargat den Platz als gefährlichstes Raubtier streitig machen können.

Die Bogenschützen hatten ihre Waffen fallen gelassen, um Droins Ansturm abzuwehren.

Um seine Chancen zu verbessern, versuchte ich, mit einer Hand den Bolzenwerfer nachzuladen, musste aber einsehen, dass das keinen Sinn hatte. Also ließ ich die Gefangene los.

Kaum hatte ich den festen Griff aufgegeben, stieß sie sich rückwärts ab und ließ sich fallen.

Noch im Sturz trat sie nach meiner Kniekehle. Sie verfehlte ihr Ziel, traf aber meinen Knöchel.

Ich stolperte vorwärts und verlor den Bolzenwerfer aus den Händen. Er flog ein paar Schritte weiter, während ich hart auf dem Boden aufschlug. Ich rollte herum, den Schild schützend vor mir. So bewahrte ich meine edelsten Teile davor, in Rührei verwandelt zu werden.

Die Gefangene war aufgestanden und mir gefolgt. Als ich gerade wieder auf dem Rücken lag, landete sie einen kräftigen Sprungtritt. Ohne den Schild hätte ich jetzt wohl im Harem von Sheikh Ahlid Kah’han Wache stehen können.

Sie hielt gar nicht erst an, sondern lief einfach dreist über mich hinweg. Hinter ihr konnte ich die Spinnen sehen, deren Beine in drei Schritt Entfernung erregt zitterten.

Eine Welle der Angst rollte über mich hinweg. Sie beflügelte mich, so dass ich regelrecht auf die Füße sprang, ohne mir dessen so richtig bewusst zu werden.

Zum Glück beachtete mich niemand, denn vorne hatten die Soldaten genug zu tun.

So konnte ich den Bolzenwerfer aufheben, ohne erschossen zu werden.

Droin hatte die Männer inzwischen erreicht. – Und rannte sie einfach über den Haufen, ohne anzuhalten.

Anaya tat es ihm gleich, dicht gefolgt von Phyria.

Unsere Gefangene versuchte den Soldaten etwas zuzurufen, dass zum Glück niemand verstand, weil nicht viel mehr als ein heiseres Krächzen herauskam.

Sie humpelte noch stärker als zuvor. Offensichtlich hatte sie sich beim Sturz von meiner Schulter das Bein zum zweiten Mal verletzt.

Geschah ihr Recht. Ich folgte ihr geduckt, so dass die Soldaten keine klare Schusslinie auf mich hatten. Das war aber auch gar nicht notwendig.

Zwei waren verletzt oder tot, drei weitere lagen benommen daneben, nur einer stand noch und hob gerade seine Armbrust, um mich niederzuschießen.

Soweit kam es aber gar nicht erst. Denn in diesem Moment tauchte urplötzlich Jiang hinter ihm auf. In einer blitzschnellen Bewegung durchtrennte sie seinen Hals mit ihrem schlanken Schwert. Reflexartig löste er die Armbrust aus. Aus zwei Mannslängen Entfernung konnte er mich praktisch gar nicht verfehlen.

- Wenn ich nicht meinen Schild gehabt hätte. Statt sich in meine Brust zu bohren, prallte der Bolzen harmlos davon ab.

Seinen ungläubigen Gesichtsausdruck zeigte er auch dann noch, als ich ihm den Bolzenwerfer hinein drosch. Ohne einen Laut kippte er um.

Jiang wandte sich um und lief leichtfüßig los. Dabei wischte sie ihre Klinge sorgfältig an einem Stück Stoff ab.

Ich bewunderte ihre Eleganz, dann fiel mir auf, dass ich sie zuvor gar nicht bemerkt hatte.

Hinter uns konnte ich die Spinnen förmlich spüren, vor uns war Droin geradewegs in eine Sackgasse gelaufen, an dessen Ende eine Statur mit strengem Blick in unsere Richtung sah. Ihre Rüstung war klobig, die Axt ruhte entspannt auf der Schulter.

Droin stand direkt daneben, kümmerte sich aber nicht um sie, sondern untersuchte die Wand dahinter.

„Was machst Du da? Bist Du irre?“, schrie Anaya: „Wir müssen hier weg!“

„Hier ist ein Durchgang. Hilf mir lieber!“, erwiderte er.

„Wir haben keine Zeit zu suchen!“, brüllte ich von hinten.

Die Spinnen holten zwar nicht auf, aber uns ging sehr schnell der Gang aus.

Jiang und ich hatten die Gefangene überholt. Dieses Mal verspürte ich keinerlei Interesse, ihr zu helfen.

Hinter uns erklangen panische Schreie, und rennende Schritte.

Zwei Männer hatten sich offensichtlich noch rechtzeitig erholt. Einer verschwand einen Nebengang hinunter, der andere rannte brüllend auf uns zu.

Sein Fehler.

Als ich gerade auf ihn schießen wollte, rief Droin befriedigt: „Lass ihn Drakk! Die Tür ist auf!“

Hinter mir sah ich die Statur mit drei langen Schritten direkt auf mich zukommen. Mit dem letzten Schritt blieb sie stehen und schmetterte mir die Axt so knapp vor die Füße, dass ich meine Zehen nur mit einem Sprung retten konnte.

Durch ihre Beine konnte ich sehen, wie Jiang hinter Phyria durch eine schmale Öffnung schlüpfte. Droin folgte ihnen, so dass nur die Gefangene und ich übrig blieben. – Und der Soldat, der hinter mir gerannt kam.

Ich blickte von ihm zu meiner Gefangenen, dann hob ich den Bolzenwerfer und schoss den Soldaten nieder. Der Schuss war gut gezielt, weil er ihn mitten in die Stirn traf.

Dann rannte ich um die Statur herum, begleitet von den grauenhaften Schreien der Spinnenopfer. Die Gefangene starrte mich entgeistert an.

„Du oder er. Sei froh, dass ich mich für ihn entschieden habe!“ brüllte ich sie an, während ich vorbeirannte. Sie folgte mir nach kurzem Zögern. An ihr vorbei konnte ich den Soldaten sehen, dem gerade die erste Spinne in den Mund krabbelte. Angewidert passierte ich Droin, der direkt neben der Öffnung auf der anderen Seite wartete.

„Der Soldat?“, fragte er.

„Hat es nicht geschafft“, antwortete ich emotionslos.

Er zuckte mit den Achseln und zog an einem Hebel an der Wand.

Ganz langsam senkte sich daraufhin ein großer Felsblock von oben in den offenen Durchgang.

Nervös starrten wir alle auf den kleiner werdenden Spalt darunter.

Es geschah nichts.

Die sieben Siegel der Dakyr - Band 3 - Attravals Grab

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