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Sylvia: Die Künstlerin in sich entdecken

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Sylvia trat im selben Jahr als Lehrerin in den Ruhestand, in dem ihr jüngster Sohn heiratete und wegzog. Es war schwierig für sie, gleichzeitig ihre Rolle als Mutter und Mentorin ihrer eigenen Kinder wie auch der Grundschüler aufzugeben, die sie 25 Jahre lang unterrichtet hatte. Sie blieb mit mir während des Trauerprozesses in Kontakt und gab offen zu, dass es Zeiten gegeben hatte, in denen sie glaubte, sie würde sich niemals finden. »Alles, was ich bin, ist auf Kinder fokussiert«, schrieb sie. »Auf der einen Seite machte es die zusätzliche Freizeit schwieriger für mich, weil ich nicht wusste, was ich mit mir anfangen sollte. Die Tage waren so lang und inhaltsleer.« Doch rückblickend war diese Zeit ein Luxus, denn sie erlaubte ihr, sich ganz auf ihre Gefühle zu konzentrieren und sie herauszulassen – laut und klar. »Mein Mann ging weiterhin seiner Arbeit nach, und darum konnte ich laut aufschreien, wehklagen, ja sogar brüllen in meiner Frustration. Allein im Haus, produzierte ich einige qualvolle, ziemlich tierische Laute – nur ich und diese mächtigen Gefühle, die von den Wänden abprallten.«

Dann, einige Wochen später, begann Sylvia sich ihr Haus anzusehen, als sei es ein Objekt, das sie sich zu kaufen überlege – es hatte viel Potenzial, brauchte jedoch Veränderungen, um zu ihrem neuen Leben zu passen. Sie riss Wände nieder und integrierte die Kinderzimmer in den Hauptwohnraum, sodass ein großer Raum entstand, in dem sie ihre monatlichen Treffen mit berufstätigen Frauen aus der Umgebung abhalten konnte; man traf sich nicht nur wegen der Geselligkeit, sondern auch, um neue Fertigkeiten, Projekte und Philosophien zu teilen.

Sylvia leistete einen großen Teil der Umbauarbeiten selbst, obwohl sie niemals zuvor Sperrholzverkleidungen angebracht oder Keramikfliesen verlegt hatte. Als Sylvia an der Reihe war, der Gruppe eine neue Fertigkeit vorzustellen, zeigte sie den Frauen ihre Fliesenlegerarbeit im Badezimmer. Von nun an begann Sylvia, die Badezimmer ihrer Freunde zu fliesen, und verwendete dabei handgemachte Fliesen und neue Muster. Was ursprünglich nur als Projekt für mehrere Wochenenden gedacht war, hat sich zu einem zweiten Beruf entwickelt.

Zwei Jahre später hat Sylvia allein durch Mundpropaganda einen Kundenkreis, der bis nach New York reicht, und sie hat inzwischen zwei weitere Frauen eingestellt und ausgebildet, um die Nachfrage zu bewältigen. »Ich liebe das Reisen – ich war immer ein häuslicher Mensch und bin nirgendwo ohne meinen Mann hingegangen. Nun reise ich herum und besuche wunderbare Häuser, um sie durch meine Magie noch schöner zu machen, während mein Mann hierbleibt und den Haushalt versorgt. Einige Kunden haben mich sogar gebeten, meinen Namen auf eine Kachel in ihrem fertigen Badezimmer zu setzen, wie eine Künstlerin, die ihr Gemälde signiert. Ich bin begeistert und frei wie ein Vogel. Ich liebe dieses neue Leben.«

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