Читать книгу Weisheit der Wechseljahre - Christiane Northrup - Страница 65

Patricia: Das Unvermeidliche verzögern

Оглавление

Viele Frauen tun alles, was in ihrer Macht steht, um einer Veränderung und einem Wandel Widerstand zu leisten, und ziehen sich dabei oft auf die Art von Fürsorge zurück, die sie ihr ganzes Leben lang geleistet haben. Sie verschwenden kostbare Energie bei dem Versuch, entscheidende Lebensveränderungen fernzuhalten; sie paddeln sozusagen gegen den Strom, statt sich von der Strömung in neue, unbekannte Gewässer tragen zu lassen. Oft ist ihre Angst, vorwärtszugehen, so groß, dass sie stattdessen einen Schritt rückwärts machen. Nachdem Patricia fünf Kinder großgezogen hatte, kam sie an einen Scheideweg, der sie völlig überraschte:

» Mein Mann war stets der Herr im Haus und traf alle Entscheidungen – welche Lebensmittel eingekauft wurden, welche Kinder bei welchen Hausarbeiten halfen, in welcher Farbe meine Küche gestrichen wurde –, und im Laufe der Jahre lernte ich, damit umzugehen, indem ich mich wie eine Auster verschloss und in die Welt zurückzog, die ich mir und meinen Kindern geschaffen hatte. Als unser jüngstes Kind das Haus verließ, traf mich die Erkenntnis wie ein Keulenschlag: Jetzt waren nur noch er und ich da. Ehrlich gesagt, darüber hatte ich mir nie zuvor Gedanken gemacht. Wir kamen ganz gut miteinander zurecht, aber hauptsächlich nur deshalb, weil er sein Leben lebte und ich meines. Immer dann, wenn es zu einem Konflikt hätte kommen können, verhielt ich mich unterwürfig und nachgiebig – es war mir zur Gewohnheit geworden und es war einfacher so. Nun, da die Kinder alle aus dem Haus waren, erkannte ich plötzlich, dass dies meine Zeit für mich sein könnte. Doch mein Mann hatte so etwas zuvor nie geduldet, und ich wusste, er würde es auch jetzt nicht dulden.«

Eheberatung und Scheidung waren in der Familie ihres Mannes Tabuthemen, und Patricia erkannte, dass sie nicht bereit war, weitere Zugeständnisse zu machen und weiterhin nach den Regeln zu leben, die er für ihr Leben aufgestellt hatte. Stattdessen entschied sie sich, die Zukunft, die sie in dieser Form nicht akzeptieren konnte, zu umgehen, indem sie versuchte, die Vergangenheit neu zu schaffen. Im Alter von 47 Jahren überredete sie ihn, ein Mädchen im Babyalter zu adoptieren.

» Ich erkannte es damals nicht bewusst, aber rückblickend vermute ich, dass ich wusste, das Baby würde mir ersparen, meine Ehe unter die Lupe zu nehmen. Ich wollte die Uhr zurückdrehen. Vorwärtszugehen, dazu hatte ich zu viel Angst. In gewisser Weise funktionierte es – es hielt mich beschäftigt. Doch obwohl das Großziehen von Kindern für mich in jüngeren Jahren eine Freude gewesen war, erkannte ich – zu spät –, dass ich mich verändert hatte. Mein Leben Kindern zu widmen, das war mein vergangenes Leben. Heute, Mitte fünfzig, weiß ich, dass es überhaupt nicht das ist, was ich in diesem Stadium meines Lebens tun möchte. Ich bin die ganze Zeit so müde, dass ich mich wie sediert fühle, und nicht etwa deshalb, weil es eine so harte körperliche Arbeit wäre – mein Herz ist nicht bei der Sache. Ich fühle mich weggezerrt, als ob irgendeine Kraft mich von hier fortzuziehen versuchte. Ich fühle mich so, als würde ich alle zwei Jahre um zehn Jahre altern. Aber ich habe jetzt eine Verpflichtung gegenüber diesem kleinen Mädchen, das alles verdient, was ich ihm geben kann. Ich hoffe, ich halte durch, bis es erwachsen ist.«

Weisheit der Wechseljahre

Подняться наверх